Corona-Virus

Lileigh

Well-Known Member
Citizen
Investitionen in Bildung und Digitalisierung finde ich immer gut, aber Bremen ist vergleichsweise winzig und für Deutschland leider nicht repräsentativ.

Meine Frau ist Lehrerin und ich bekomme mit wie überfordert alle sind, sowohl Regierung, Schulen, Lehrer als auch Schüler und Eltern. Niemand weiß, wie es weitergeht. Der Online-Unterricht in den letzten Monaten war auch hier eine Katastrophe. Die meisten Lehrer waren völlig überfordert mit der Lernform, viele bekommen ja in der Schule nicht einmal einen Beamer ans laufen.

Meine Frau ist an einer recht gut ausgestatteten Privatschule, wo man für den Unterricht auch iPads bekommen kann, wenn man damit arbeiten möchte. Sie hat z.B. meist im Hintergrund am Smart Board eine Powerpoint laufen, die durch den Unterricht führt und benutzt bei Arbeitsanweisungen auch gerne QR-Codes, wodurch man dann z.B. am iPad ein Video anschauen kann (erstaunlicherweise haben alle Kopfhörer in der Tasche), wozu dann in Arbeitsphasen Fragen beantwortet werden müssen. So hat jeder individuell die Möglichkeit, es bei Bedarf öfter anzusehen.
Auch Unterrichtsmaterial für Hausaufgaben kann einfach als Code abgespeichert und zuhause angesehen werden.
Die meisten Lehrer meiden solche Technik aber trotzdem, auch wenn sie vorhanden ist, weil sie die iPads selbst nicht bedienen können und in der Lage sein müssen, den Schülerinnen zu helfen und sie benutzen das Smart Board auch nur, um mit einem Stift darauf zu schreiben. Gerade die ältere Generation will es auch gar nicht mehr lernen. So nach dem Motto, dass man die ganzen Jahrzehnte über ja auch ohne diese ganze Spielerei guten Unterricht gemacht hat.
In der Corona-Zeit bestand "online" daher auch oft einfach nur daraus, dass man eingescannte Blätter hin- und hergeschickt hat.
Und zum Lernerfolg: Vieles war für die Schüler irgendwann sogar nur noch auf freiwilliger Basis. Die ganze Zeit wird nicht benotet und es wurde kaum Lernstoff geschafft. Die Anweisung der Schule an die Lehrer war, dass man einfach versuchen soll, den Umständen entsprechend das Beste raus zu machen. Für die Schüler war es immerhin gut, dass sie sich in der Zeit überhaupt mit den Fächern beschäftigen konnten und somit evtl. nicht völlig raus sind.

Da muss ich sagen, ist man hier viel weiter. Schon als wir vor 12 Jahren hier rueberzogen und unser jetziger Schulabgaenger damals eingeschult wurde, waren smart boards & Co. schon Standard hier an unseren Schulen. Touchscreen etc. Overhead projector und solche Sachen kennen meine Kinder gar nicht. Kopfhoerer sind Standard bei der Materialliste, weil die Schueler oft am PC sitzen und unterschiedliche Dinge machen.
Als die Schulen geschlossen wurden, wurden sofort laptops und tablets fuer alle bereit gestellt, die keines zuhause hatten. Fuer die, die keinen Internetzugang hatten, wurden extra Busse als hotspots genutzt, damit die Kinder ohne Probleme Zugang hatten. Es gibt zudem unzaehlige apps, die die Schulen verwenden, wie ClassDojo, epic! (library; wurde umsonst zur Verfuegung gestellt), und dann spezielle apps des districts, auf die die Schueler mit Hilfe ihres school accounts zugreifen konnten...hier hatte selbst schon mein jetzt Drittklaessler als Kindergartenkind mit 5 Jahren seine eigene email und Zugriff auf diverse apps.
Direkt am Anfang der Schulschliessungen gab es zwar auch alles als hardcopy und das grosse Durcheinander kam durch die komplett neue Situation. Das Chaos verschwand natuerlich nicht, aber es war bei weitem nicht so extrem wie ich es von Lehrerfreunden aus Deutschland kenne, die wirklich vor dem Problem standen Unterricht zu fuehren, weil vieles nur ueber email ging; mit, wie du schon schriebst, eingescannten Arbeitsblaettern.
Hier werden, wie bei Ulrich auch direkt am Anfang gefragt, was man zuhause vorhanden hat. Selbst wer kein cell phone hat, kann ueber die Schule eines ausleihen. Die cell phones werden oft dazu genutzt Hausaufgaben von der Tafel (whiteboard, smartboard) "abzuschreiben" oder im Kunstkurs Fotos damit zu machen. Oder Texte aus Textbuechern abzufotografieren (leider gibt's hier selbst an der besten Schulen nicht mehr genug Buecher fuer alle Schueler).
Und jetzt hat man innerhalb von kurzer Zeit eine komplett neue online school auf die Beine gestellt, um eine zusaetzliche Moeglichkeit fuer remote learning zu haben.

Bei uns lief es am Ende so, dass keiner wirklich erwartete, dass wirklich alles zu 100% erledigt wird. In den aelteren Jahrgaengen, ja. Da kann man von einem 16-jaehrigen erwarten die Arbeitsaufgaben zu erledigen. Aber bei Grundschuelern, vor allem K-2, wurde direkt gesagt, dass man zumindest etwas Struktur reinbringen soll, aber nichts erzwingen solle. Unsere Lehrerin sagte, dass es ihr egal sei, ob die Kinder nun wie vorgeschrieben die Eule fuer den Kunstunterricht malen. Ihr wuerde es auch reichen, wenn sie irgendetwas anderes kreatives machen. Hauptsache sie tun etwas.

Ich weiss nicht wie das ganze nun bei den kleinsten funktionieren wird. Was ich bisher herausgefunden habe, ist, dass erwartet wird, dass man sich morgens um 8 Uhr einloggt und dann ca. 4 Stunden Unterricht macht. Jetzt setz' mal ein Kind vier Stunden vor den PC und erwarte auch noch, dass es sich konzentriert. Wir hatten Google Meet vor den Sommerferien. Da war nach einer Stunde bei den 7-jaehrigen die Luft raus und sie wurden hibbelig und unruhig. Vom Bloedsinn, den einige machten, mal abgesehen.
Ich hoffe doch mal, dass es wieder eine Mischung aus online mit einem Lehrer ist (1 Stunde) und der Rest irgendwie ueber apps (Mathe und ELA) und uploads der erledigten Arbeiten geschieht. Anders wird's wohl vor allem mit den juengeren stressig werden. Wir hatten mehrmals Tage, an denen unser Sohn so wirklich keine Lust hatte auch nur einen Satz zu schreiben. Da wurde dann aus einer Aufgabe, die maximal 15 Minuten gedauert haette, mehrere Stunden.

Heute konnte man sich einloggen und eine Option auswaehlen. Es wurde, wie schon gesagt, Option 2 fuer uns. Remote learning bis alles wieder auf normal umgestellt wird.

Auch sind wir mal gespannt, wie es mit dem Grossen weitergeht. Im August geht's los mit dem College. Einzug in die dorms beginnt Anfang August und ich hab' keine Ahnung, wie die Schule das alles handhaben wird.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Naja, vier Stunden am Stück sitzt man auch in einer Schule nicht ruhig, da gibt es ja Pausen zwischen durch
 

Lileigh

Well-Known Member
Citizen
Naja, vier Stunden am Stück sitzt man auch in einer Schule nicht ruhig, da gibt es ja Pausen zwischen durch

Problem ist aber, wenn die Zeiten vorgeschrieben sind. Sprich von 8 bis 12. Und in der Schule selbst innerhalb einer Gruppe ist es noch etwas anderes als zuhause, wenn man alleine mit Mama oder Papa am PC sitzt.
Und hier wird tatsaechlich in den Schulen oft sehr viel von den kleinsten erwartet. Bei meinem damals 5-jaehrigen Linkshaender prangerte man die unleserliche Schrift an. Die war nicht unleserlich, sondern die Schrift eines 5-jaehrigen Linkshaenders, der zudem auch noch spiegelverkehrt schrieb. Langes Sitzen, ist hier oft die Norm. Hier bei uns hat man auch schon recess gekuerzt und die Stunden verlaengert nur um sich dann zu wundern, warum die Zwerge nach einem halben Schultag komplett am Abdrehen sind. 5-jaehrige gehen hier den ganzen Tag in die Schule, und wenn es um Tests geht, geht man auch schon hin und erwartet, dass so'n Mini 45 Minuten still sitzt und diese evaluation tests mitmacht. Wenn sie dann nach der doch sehr langen Zeit unruhig werden, hat man dann ein Gespraech mit der Lehrerin, die feststellt, dass das Kind ja doch noch recht unkonzentriert ist und nicht wirklich kooperierte. Ach was?! Wie gesagt, als wir hier Google Meet machten, war eine Stunde schon arg an der Grenze. Einige waren schon nach 30 Minuten mit anderen Dingen beschaeftigt und extrem unruhig. Mit festgelegten Zeiten wird das meiner Meinung nach nicht wirklich etwas, weil man zuhause schon ganz anders wahrnimmt. Es gibt genug Erwachsene, die aehnliche Probleme haben und die Arbeitsstelle oder traditionellen Kursbesuch den eigenen vier Waenden vorziehen. Das von den kleinsten zu erwarten, wird nur in Chaos und Traenen enden.
Ich hoffe also, dass dieser schedule wirklich etwas flexibler ist. Da noch ausreichend Pausen einzubauen, wird schwierig werden. Mal schauen, bald wissen wir hoffentlich mehr.
 

† Mona

Well-Known Member
Greencard
In den Köpfen der Menschen hier spukt rum, dass Corona meistens leicht verläuft und die Todesrate bislang noch relativ niedrig ist, also ist alles nicht so schlimm.
Aber 20% der Infizierten haben ernste Symptome, wie Schlaganfälle, Herzkrankheiten ind so weiter. Das wird selten erwähnt.
Unsere Krankenhäuser sind jetzt an der Kapazitätsgrenze.

Unser sogenannter Präsident war übrigens am Wochenende wieder Golf spielen, es gibt ja auch nichts dringendes zu erledigen.
Inzwischen sind viele Menschen ernsthaft davon überzeugt, dass er ein Intelligenzproblem hat.
Es hat in seinen Reden oft totale Aussetzer, sagt Wörter. die es gar nicht gibt usw.
Ausserdem haben mehrere Ex Berater wohl durchblicken lassen, dass T kein Briefing durchhält, es sei ihm unmöglich ist, komlizierte Informationen zu verstehen und zu speichern.

Also tourt er weiter durch die Lande und erzählt, dass Corona nicht schlimm ist und in 99% der Fälle völlig harmlos.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Man soll ja niemanden was böses wünschen, aber Trump und Corona? Why not? :devil1
 
Oben