Corona-Virus

ChrisH

Well-Known Member
Das stimmt, zwischen den jeweiligen Ländern gibt es natürlich hohe Unterschiede.

Es ging mir vor allem darum, dass Unternehmer nicht nur in den USA finanziell bevorzugt behandelt werden.

Beispiele aus Deutschland:
Wenn ich mich als Softwareentwickler selbständig mache (also nur ein Gewerbe anmelde), dann zahle ich bei guten Einkünften den Spitzensteuersatz von 42%, die mir "vor" meinen Ausgaben berechnet werden.
Mache ich die gleiche Arbeit über eine GmbH, ist die Steuer auf ca. 30% gedeckelt, die ich nur auf den Gewinn "nach" den Ausgaben zahle.
Verdiene ich privat Geld mit Aktienverkäufen, zahle ich auf den Gewinn 25% Kapitalertragssteuer. Mache ich es durch die GmbH, sind 95% steuerfrei und 25% Steuern auf 5% Gewinn machen ingesamt einen Steuersatz von 1,25%.
Als Gehalt könnte ich mir das absolut Nötigste auszahlen und kann mir gut vorstellen, dass Anspruch auf Sozialleistungen bestehen, die viele Normalverdiener nicht mehr bekommen.
Zum Beispiel wurde mein BAföG-Antrag damals abgelehnt, weil meine Eltern mit durchschnittlichem Verdienst aus Handwerk und Fabrikarbeit zu viel hatten, während der Sohn eines Unternehmers einer regionalen Supermarktkette mit 150 Filialen es bekam.

Auch jetzt werden sich Unternehmer verhältnismäßig wenig an der Coronakrise beteiligen. Sie verdienen eher noch an den Hilfs- und Rettungsmaßnahmen, die die übrige Bevölkerung hauptsächlich bezahlt.
Beliebt bei systemrelevanten Firmen ist, Geld aus die Firma herausschaffen und auf einen Bailout spekulieren.
 

† Mona

Well-Known Member
Greencard
Ich stimme dir zu 100% zu. Du hast in allen Punkten recht.

Es ist nur kein Vergleich zu dem, was hier in Florida und USA jetzt passiert.

Zum Beispiel-
Wohnmobil und Wohnwagen Verkäufe sind um 200% gestiegen in den USA. Ein paar Menschen gehen sicher jetzt auf die Reise, weil C19 sie zum neu überdenken des Lebens gebracht hat. Aber die viele kleinen, alten Wohnwagen werden vermutlich an Menschen verkauft, die aus finanziellen Gründen gerade die Wohnung verlieren, weil der Job weg ist, das Geschäft pleite. Mir dem letzten Geld, vermutlich auch noch auf Pump, wird dann ein Wohnwagen gekauft. Oft wird der auf einen Campingplatz gezogen und bleibt da stehen, weil es kein Zugfahrzeug gibt.
Da gibt es in Deutschland wenigstens eine Minimalabsicherung und wenn es über Hartz 4 ist. Dann gibt es ein Dach über dem Kopf und was zu essen.
Hier nicht.

Ich weiss es genau. Weil ich gerade über mein Leben nachgedacht habe und herausgefunden habe, dass ich noch was erleben möchte. So wie ich das früher gemacht habe und dann aus mir unerfindlichen Gründen vergessen habe.

So bin ich auf die Suche nach einem Reisevan gegangen und plötzlich ist der Markt wie leergefegt.
Dann bin ich in eine RV Facebookgruppe eingetreten, in der Hoffnung, dort Gleichgesinnte zu treffen. 90% der Mitglieder sind aber Dauercamper, nicht Dauerreisende.

In Deutschland muss man nicht damit rechnen, dass man nach überstandener C19 Erkrankung mit einer Rechnung von einer Million Euronen überrascht wird.

Wie gut, dass sich Armut hier immer noch so gut versteckt in abgelegenen Vierteln. dass sie von Corporations, orangen machtvollen Keinkindern und europäischen Touristen nicht wahrgenommen wird.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Wie gut, dass sich Armut hier immer noch so gut versteckt in abgelegenen Vierteln. dass sie von Corporations, orangen machtvollen Keinkindern und europäischen Touristen nicht wahrgenommen wird.

Hmm.. also ich habe in Miami Beach Obdachlose gesehen und nicht in irgendeinem abgelegenen Viertel, sondern wo man als Tourist auch längs kommt. Genauso wie in NYC und und und...

Man muss nur mit offenen Augen durch die Gegend gehen :hmm
 

† Mona

Well-Known Member
Greencard
Ja, man sieht manche Obdachlose.

Aber auch die vielen Menschen, die unfreiwillig im Auto leben?Ich meine Kleinwagen, nicht Van oder Wohnmobil.
Die nachts vor Kliniken, Appartmentgeböuden, Kirchen stehen und die Scheiben verdunkeln, damit die Polizei sie nicht vertreibt, was immer öfter passiert. Die nichts so fürchten, wie ‚The knock at the door“, der schon zu einer Art Währung geworden ist. Man tauscht sich aus, wer wo wieviele davon bekommen hat und meidet dann diese Gegend.

Oder die fast offen auf Walmartparkplätzen stehen, wo sie auch immer öfter vertrieben werden.
Manche Städte, wo es überall verboten ist, im Auto zu schlafen, richten schon Parkzonen für Menschen ein die im Auto leben müssen.
Oft Mütter mit Kindern. Damit sie wenigstens eine ruhigen Platz zum schlafen haben.

Man sieht auch eher wenig die vielen billigen Campingplätze, wo man dicht an dicht haust und in großen Tonnen draussen kocht, statt auf einem eleganten Gasgrill die Steaks gart.

Wie in gut nur, dass Amerikaner eher schicksalsergeben sind, Weniger Revolutionäre.
 

ChrisH

Well-Known Member
Wenn die USA ohne das soziale Auffangnetz wenigstens weniger Schulden hätten als Deutschland... keine Ahnung was die mit dem ganzen Geld machen...

Ich kann mir das alles so schwer vorstellen, wie es so weit kommt, dass man im Auto wohnen muss. Ich musste mich einmal beim Arbeitsamt melden. Bekam dann einen Termin in 2 Monaten, bis zu dem ich auch kein Geld bekommen hätte. Innerhalb einer Woche hatte ich dann aber selbst einen neuen Job. Gut, war natürlich keine Pandemie oder sonstige Wirtschaftskrise, aber ich würde immer unentwegt nach Wegen suchen, meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. In den USA ist es ja noch einfacher, kreativ zu werden, eine LLC zu gründen etc.

Mich würden die genauen Umstände dieser Menschen interessieren, warum es dazu kam, was sie alles versucht haben dagegen zu unternehmen etc. Das ist jetzt völlig wertfrei gemeint, einfach nur, um es besser nachvollziehen zu können. Mir ist auch klar, dass nicht jeder mit 'nem Start-Up durchstarten kann.

Prinzipiell mag ich es ja gerade an den USA, dass man es selbst irgendwie schaffen muss und nicht jeder mit durchgezogen wird. Allerdings schon mit der Einschränkung, dass gewisse Gruppen wie Kranke/Behinderte, Kinder, Alleinerziehende und Alte mehr Schutz der Gesellschaft benötigen. Da ist definitiv Nachholbedarf!
 

† Mona

Well-Known Member
Greencard
Mich würden die genauen Umstände dieser Menschen interessieren, warum es dazu kam, was sie alles versucht haben dagegen zu unternehmen etc. Das ist jetzt völlig wertfrei gemeint, einfach nur, um es besser nachvollziehen zu können. Mir ist auch klar, dass nicht jeder mit 'nem Start-Up durchstarten kann.

Chris, oft fängt es mit Krankheit an oder mit Schwangerschaft. Oder mit Rente. Oder Arbeitslosigkeit, die im Moment bei 14% liegt.

Nach 3 Monaten krank spätestens ist in Florida der Job weg. Das ist so hier nach Gesetzeslage. Oder der Arbeitgeber schmeisst schon früher, weil man eben nicht ganz einsatzfähig ist, wenn man krank ist.
Damit ist auch die Krankenversicherung weg. Man kann sich freiwillig weiter versichern, aber das ist so absurd teuer, dass man sich das ohne Einkommen kaum leisten kann. Die Ausfallversicherung, die man privat abschliessen kann, kostet und zahlt auch nicht 100%. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gibt es in den meisten Jobs nicht.
Nach einem Monat Mietausfall, kann der Vermieter kündigen und evakuieren. Das wird dann auf dem Credit Report vermerkt, so dass man auch kaum noch eine neue Wohnung bekommt in der Zukunft.
Nun hat man kein Geld, dafür aber hohe Arztrechnungen, oder geht eben nicht mehr zum Arzt und wird nur langsam gesund. Viele sind in einer solchen Situation froh, wenn sie wenigstens noch die Autoversicherung zahlen können.

Viele Menschen sind nach Orlando gezogen, weil da Arbeitsplätze waren. Disney und Co. Mietverträge werden hier nur für max. 1 Jahr abgeschlossen. Dann wird völlig frei verhandelt. Die Mieten sind gestiegen, Menschen konnten sich Miete nicht mehr leisten. Löhne sind nicht anggestiegen.
Man kann auch hier nicht immer 100 Stunden in der Woche arbeiten, besonders wenn man ein gewisses Alter hat oder im Freien in Florida arbeitet.
Im Moment bringt eine Vollzeitarbeit hier weniger Geld im Monat, als ein kleines Appartment kostet.

Menschen sind hier schneller kaputt, weil sie deutlich mehr Stunden arbeiten, als in Deutschland. Es gibt kaum Urlaub, kaum Feiertage und die wenigen Tage werden meist als Krankentage genutzt, weil es keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gibt.
Viele Menschen arbeiten mehr als 40 Stunden.

Es gibt natürlich auch hoch bezahlte Jobs, mit guter Krankenversicherung und Urlaub undundund. Aber das ist in Florida nicht die Norm.
 

Wendy

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Moderator
Chris, es ist immer "einfach ", wenn man voll einsatzfähig, kerngesund und mit guter Versicherung ist, idealerweise 2 Verdiener. Wenn einer dieser Faktoren nicht da ist, fängt es an, schwierig zu werden. Und wenn dann ein 2. Faktor dazukommt, geht die Abwärtsspirale ganz schnell.

Beispiel: Problemschwangerschaft. Einkommen fällt früher als geplant weg, Geburtskosten höher als erwartet, möglicherweise danach noch Kosten für Frühchen.

Wegen der Geldprobleme gibt es Eheprobleme....

Oder es reicht ein Autounfall mit einem unversicherten Unfallgegner. Bis du vielleicht aus dem Krankenhaus raus bist und genug Kraft hast, das durchzuklagen (und wenn dann nichts zu holen ist), bist du selbst bankrott.

Depression kann einen auch schnell arbeitsunfähig machen.

Von dem hohen Roß "ich verstehe nicht, wieso die Leute nicht einfach arbeiten " würde ich schnell absteigen.
 

Ayne

Well-Known Member
Obadachlose habe ich in den USA überall gesehen, in Santa Monica, in New York, in Denver eine Riesenschlange vor einer Essensausgabe, lange vor Corona. Und das ware nur die sog. sichtbaren.
Warum, weshalb, wieso, ich denke, jeder hätte eine Geschichte zu erzählen, die man vielleicht gar nicht wissen will.
 
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