Corona-Virus

Wendy

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Chris - Du mußt Dir auch mal klarmachen (nicht nur theoretisch wissen - sondern Dir klarmachen, was es für einen bedeutet): Ausbildung ist in den USA nicht kostenlos - und selbst hochqualifizierte Leute (die ggf. schnell nen neuen Job finden, der aber vielleicht niedriger bezahlt ist als der frühere) sitzen oft auf einem Berg Schulden aus ihrer Studienzeit. Und da rede ich von einem Berg im 6-stelligen Bereich. Und auch wenn es dafür dank spezieller Darlehen vielleicht etwas flexiblere Zahlungsmöglichkeiten gibt als für andere Darlehen - letztlich muß das Geld bezahlt werden.

Und Studienschulden hast Du in den USA auch für Ausbildungen, die Du in Europa im Zuge einer Ausbildung machst, wo Du schon Geld verdienst.

Wenn ein gut ausgebildeter Europäer mit Studienabschluß in die USA auswandert, hat er finanziell eine ganz andere Startbasis als ein Amerikaner.

Selbst wenn Du einen Bafög-Kredit hast - die Größenordnung ist eine ganz andere als nach einem Studium in den USA.

Das sind beileibe nicht immer wilde Konsumschulden, die die Leute in den Bankrott treiben. Und hast Du erstmal ne schlechte Credit-History, wird es halt immer teurer und schwieriger.
 

† Mona

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Und Chris, wenn man dann arbeitslos ist, kein Geld hat, die Miete zu zahlen, weil man die ganzen Reserven für Medikamente und Arztbesuche ausgegeben hat, oder plötzlich auf der Strasse liegt, weil der Vermieter einen neuen Vetrag mit doppelter Miete vorlegt, dann gibt man schnell das Restgeld aus, gründet eine LLC und dann?

Wie läuft in D eine fristgerechte Kündigung ab?
Hier darf man den Betrieb auf der Stelle verlassen und bekommt ab der Sekunde auch kein Geld mehr.
 

Wendy

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Und dann geht es los - wenn Du alleinerziehend bist - Du brauchst "bezahlbare Kinderbetreuung" - denn Kinder allein zu Hause lassen ist in manchen Staaten selbst bei 14jährigen verboten.

Und Dir nutzt dann ein einigermaßen bezahlbares Konzept, daß auf "coop" basiert nichts - denn Du hast keine Zeit, "Coop-Zeit" zu investieren - Du brauchst die Zeit um zu arbeiten. Coop klappt meist nur für Stay at home-Eltern, die sich mal ein bißchen kinderfreie Zeit freischaufeln wollen, um z.B. Arztbesuche etc. zu erledigen ohne Kinder - oder einen kleinen Teilzeit-Job haben. Vollzeit mit Coop-Kita kannst Du streichen.

Was tust Du jetzt in Corona-Zeiten, wenn Du eigentlich 2 Jobs hast und einer davon ist weggebrochen. Ich bin zwar nicht sicher - aber ich nehme an, daß Du Dich - nachdem Du ja noch Einkommen hast - nicht für Arbeitslosengeld qualifizierst - deswegen ist aber trotzdem ein wichtiger Teil Einkommen weggebrochen. Und in teuren Städten (und machen wir uns nichts vor - das sind so gut wie alle Großstädte) brauchst Du meist jeden Cent des Einkommens.
 

ChrisH

Well-Known Member
Wendy, das mit dem hohen Ross war schon wieder völlig unnötig. Lies besser nicht so schnell, dann bekommst du den Inhalt vielleicht auch mal erfasst. Du unterstellst mir ständig irgendetwas, was du über 2 Ecken weiter hineininterpretierst.

Ich habe selbst andere Erfahrungen gemacht und habe mich für die Gründe dieser Schicksale interessiert, um es besser nachvollziehen zu können. Ich habe geschrieben, dass das völlig wertfrei gemeint ist, weil ich weiß, dass so etwas sonst blöd rüberkommen könnte und ich habe auch geschrieben, dass Kranke/Behinderte, Kinder, Alleinerziehende und Rentner in den USA mehr Unterstützung benötigen. Das Krankheit Arbeitslosigkeit verursachen kann, ist mir auch klar, aber es gibt sicherlich auch noch viele weitere Gründe.

Es interessiert mich auch, warum in Deutschland Menschen auf der Straße landen, wo es doch angeblich so ein gutes soziales Netz gibt. Ich laufe halt nicht mit Scheuklappen durch die Welt und interessiere mich nun mal auch dafür, warum die Dinge so sind wie sie sind.

Warum interessiert mich sowas, vor allem Ungerechtigkeiten?
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass auch in Deutschland nicht jeder Unterstützung bekommt.
Ich habe wie oben beschrieben keine BAföG-Leistungen bekommen, weil meine Eltern zu viel verdient haben. Dass sie ihr Haus noch abzahlen mussten, 2 Autos brauchten, evtl. noch andere Kredite für Reparaturen am Haus hatten etc. wird nicht berücksichtigt. Wenn man die Eltern also nicht auf Unterhalt verklagen will, weil man weiß, dass sie so schon so gut wie nichts zum sparen überhaben, muss man selbst zusehen, wie man sein Leben und Studium finanziert. Da das Arbeitsamt nicht hilft, weil man als Student dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung steht, bleibt nur der Weg, als ungelernte Arbeitskraft für wenig Lohn arbeiten zu gehen. Als der Mindestlohn dann irgendwann eingeführt wurd, galt dieser auch nicht, wenn man noch keine Ausbildung hatte.
Ich war zwar kerngesund, war aber trotzdem dazu verpflichtet eine Krankenversicherung zu haben. Wenn man abzüglich Miete in einem überhitzten Immobilienmarkt einer Universitätsstadt eh schon weniger übrig hat als mit Hartz4, also unter dem Existenzminimum lebt, sind auch ca. 85 Euro im Monat für eine Pflicht-Krankenversicherung viel.

Ich sage das also nicht von einem hohen Ross herunter, sondern wenn, dann direkt aus der Menge heraus, die ich anspreche. Aber statt jeden pauschal arbeiten schicken zu wollen, mache ich mir lieber Gedanken darüber, wie ein faires Sozialsystem aussähe, wo diejenigen unterstützt werden, die wirklich Hilfe benötigen (wie die oben genannten Personengruppen), aber für andere, die es aus eigener Kraft schaffen können, eben nicht.

Und als Akademiker soll ich dann bis zur Rente zu den Hauptlastträgern unseres Sozialsystems werden? No way! Sorry, aber ich zahle nicht für ein System, was jeden unterstützt, der auf Staatskosten herumlungern will.
Ich kann ja verstehen, dass jemand keinen Bock hat zu arbeiten, wenn er nur geringfügig mehr hätte statt den Sozialleistungen. Jeder sucht das beste für sich, aber das sind doch völlig falsche Anreize. Wenn man aber gesund und munter ist und nichts zu essen kriegt, wenn man nicht selbst dafür sorgt, dann klappt es mit der Motivation.

Und genau deshalb interessieren mich die Hintergründe dieser Menschen.
 

† Mona

Well-Known Member
Greencard
Chris, sei mir bitte nicht böse, aber wenn du schreibst, dass du in D kein Bafög bekommen hast, dann ist das für mich jammern auf sehr hohem Niveau. Hier bekommst du nicht nur kein Bafög. egal, wie arm deine Eltern sind, sondern du zahlst auch noch Zehntausende, Hunderttausende für deine Ausbildung. Ob das die Kosmetikerin ist, die Krankenschwester, die Ärztin, die Anwätin. Alle gehen mit Schulden von der Schule ab, weil die Ausbildung viel Geld kostet. Man muss nicht nur leben, sondern auch an die jeweilige Schule oder Universität viel Geld zahlen.

Du zahlst in Deutschland als Akademiker Steuern, weil du die Ausbildung kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen hast. In der Lehre verdient man sogar schon Geld. Hier zahlt man.
Hier zahlst du vielleicht etwas niedrigere Steuern, aber auch jahrelang deine Schulden zurück, es sei denn, du hast Stipendien bekommen.

Und es sind auch Akademker bei den Leuten, denen es schlecht geht. Weil es keine Solidargemeinschaft gibt. Es sind sicher weniger Akademiker, weil die meist besser abgesichert sind, aber es gibt sie.
Keiner trägt hier des anderen Last, was ich als sehr unchristlich im so christlichen Land empfinde, aber die meisten Amerikaner eben nicht.
 

ChrisH

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Chris, sei mir bitte nicht böse, aber wenn du schreibst, dass du in D kein Bafög bekommen hast, dann ist das für mich jammern auf sehr hohem Niveau. Hier bekommst du nicht nur kein Bafög. egal, wie arm deine Eltern sind, sondern du zahlst auch noch Zehntausende, Hunderttausende für deine Ausbildung.
Du zahlst in Deutschland als Akademiker Steuern, weil du die Ausbildung kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen hast.
Sorry, das ist auch Schwachsinn und so auch gar nicht 1:1 vergleichbar. Es ist nicht so, dass es gar keine finanzielle Unterstützung in den USA für's Studium gibt. Das Angebot an Stipendien ist auch weitaus größer, die Bereitschaft zum Spenden viel höher. In den USA hätte ich nach dem Studium etwa das Doppelte an Gehalt wie hier, die Kosten für die Kreditzahlung nach dem Studium kannst du also schon einmal durch 2 Teilen, um es vergleichbarer zu machen. Und auch da besucht nicht jeder eine Eliteuni mit Hundertausenden an Gebühren. Es gibt auch viele, die nach dem Studium noch ca. 50.000 Dollar an Schulden haben. Als Informatiker weniger als ein Jahresbruttogehalt (Einstiegsgehalt).
Die deutschen Studienbedingungen sind im Vergleich auch eher schlecht, weil die Kosten nicht nur für den Studenten geringer sind. Die Betreuung durch Lehrpersonen ist schlechter, weil diese ein Vielfaches mehr an Studenten betreuen müssen.

Wenn man das Studium durch anschließende Steuern bezahlen soll, dann wäre man wohl nach wenigen Jahren im Plus. Da zahle ich doch lieber einen Kredit ab.

Aber alles das ändert nichts daran, dass die von mir geschilderten Lebensumstände vergleichbar sind. Ich jammere auch nicht über das BAföG, sondern die Message war, dass man es als gesunder Mensch auch aus eigener Kraft schaffen kann.
 

stefan tweets

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Es ist nicht so, dass es gar keine finanzielle Unterstützung in den USA für's Studium gibt.
Das stimmt und das ist auch für Einwanderer machbar. Meine Frau ist vor über 10 Jahren in die USA eingewandert und hat nur das erste Semester die Gebühr bezahlt. Der Rest bis zum Master ging über Stipendien.

Was für mich der Grund warum viele Menschen Probleme haben ist nicht das fehlende Angebot von Hilfe, es ist der Mangel an Wissen. Hier in den USA gibt es wahnsinnig viel Hilfe, wenn auch nicht staatlich. Es gibt z.B. kostenlose Ärzte und Kliniken, aber was nützt das wenn du nichts davon weisst. Ich weiss wo es kostenloses Essen gibt, wie ich nicht-staatliche Hilfe für meine Wohnung und mein Auto beantragen könnte, meine Telefonrechnung ist super billig, kenne so viele Tricks und vieles mehr. Wir können von $2000 im Monat leicht und locker leben, dass heisst aber nicht das es für alle geht. Hast du ein Kind... du zahlst mindestens $800 pro Monat für die Betreuung, denn du darfst das Kind nicht alleine lassen. Kleine fehler können einen maximalen Einfluss auf die Kosten haben.

Wenn man aber einmal in der Abwertsspirale ist, dann verliert man auch den Zugang zu Information. Man ist vielleicht auch garnicht mehr in der Lage nach Lösungen zu suchen, denn den Boden brennt und es ist jetzt nicht so einfach an die Infos ran zu kommen. Man ist auch wahnsinnig gestresst und hat keine Zeit sich tagelang im Internet auf die Suche zu begeben.

Viele die auf der Straße sind, sind ehemalige Angehörige der Streitkräfte. Für diese Menschen gibt es wahnsinnig viele Hilfe, technisch gibt es keinen Grund auf der Straße zu landen, aber auch hier... wenn man in Irak war und sich dort massiv menschlich verändert hat ist man garnicht mehr in der Lage Hilfe anzunehmen,

Das ist denk ich mit ein Grund warum manche auf der Straße landen, auch wenn es garnicht nötig ist.

Viele Leute haben tolle Häuser und große Autos... alles gehört aber der Bank, Amis sind es nicht gewöhnt weiter zu denken. Viele leben von Paycheck to Paycheck und wenn einmal die Zahlung ausfällt... ist alles weg. Ich mag keine Schulden, aber Amis sind oft völlig schmerzfrei... .
Ich kann das kaum nachvollziehen, aber ich kenne nun ein paar Leute die in ihrem Leben in kürzester Zeit über $1,0 Million verdient haben und die leben nun unter der Armutsgrenze. Nichts gespart... Für mich ist das ein Mangel an Information.
 

Lileigh

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Citizen
Viele die auf der Straße sind, sind ehemalige Angehörige der Streitkräfte. Für diese Menschen gibt es wahnsinnig viele Hilfe, technisch gibt es keinen Grund auf der Straße zu landen, aber auch hier... wenn man in Irak war und sich dort massiv menschlich verändert hat ist man garnicht mehr in der Lage Hilfe anzunehmen,

Zum einen. Ja, wer mit PTSD und anderen Problemen kaempft, hat oft nicht die Kraft den Kampf aufzunehmen. Aber diesem "es gibt wahnsinnig viel Hilfe" kann ich nicht stattgeben.
Mein Mann hat PTSD. Wollte er sich jahrelang nicht eingestehen. Er hat suvivor's guilt und hat jahrelang darauf beharrt, dass ihm die Hilfen, die es gibt nicht zustehen. Mit jedem Jahr konnte ich dann zuschauen, wie sich seine PTSD auf den Alltag auswirkte. Irgendwann hab' ich dann das Ruder in die Hand genommen und wir haben die Antraege ausgefuellt. Diese wurden ALLE abgelehnt mit der Begruendung das keines davon service-connected sei. Haut dann nochmal ordentlich rein.
Da er noch keine disability rating hatte, aber als veteran gilt, konnte er zwar die Aerzte dort aufsuchen, musste aber die Rechnungen selbst tragen. Wer kein Einkommen hat, muss auch hier erst einen Antrag auf hardship ausfuellen, damit sich diese Rechnungen im Rahmen halten. Ansonsten muss man eben darauf hoffen, dass man eine Krankenversicherung hat, die passt.

Sein VA Arzt war ein Vollpfosten, der ihn staendig mit Medikamenten vollgepumpt hatte. Opioids, die schwer abhaengig machen. Die aggressiv machen, die mit massig anderen Nebenwirkungen kommen, von denen er einige hatte. Hauptsachte man kann behaupten, man habe ihm geholfen. Wenn die Medikamente dann nicht wirkten oder Nebenwirkungen zu stark wurden, wurden eben neue verschrieben. Wir haben zwei Kisten voll mit alten Medikamtendosen. Das grenzt schon an Koerperverletzung inwiefern hier Veteranen mit Pillen gefuettert werden.
Erst kuerzlich hat man angefangen endlich mal Alternativen anzubieten. Aber auch hier: staendig Probleme mit der Terminvergabe. Meinem Mann wurde Akkupunktur verschrieben. Er kam in der Praxis an und irgendjemand vom VA hatte mit der Praxis einen Termin fuer 'ne Injektion fuer Schmerzmittel vergeben. Als er nachfragte, kam vom VA nur, er muesse das dann selber mit der Praxis regeln.

In der Zwischenzeit hatte er endlich den ersten Termin bzgl. PTSD Therapie bekommen. Die Termine dafuer wurden vom VA immer wieder verschoben. Er war bei zwei Terminen und danach ging's los. "Sorry, this session is cancelled because we don't have enough participants." Das wurde dann vom VA so gedreht, dass mein Mann sich weigerte die Termine wahrzunehmen.
Zum Schluss wurde dann vom VA die komplette Therapie gestoppt, weil es keine resources gab, um die die Therapie moeglich zu machen. Man wuerde sich melden.
Weisste wann man sich gemeldet hat? Anfang diesen Jahres nach drei (!) Jahren. Aber auch nur, weil mein Mann staendig nachhakte. Als dann endlich eine Antwort kam, war's dann eine Entschuldigung, er sei durchs Raster gerutscht und er somit nicht mehr auf deren Radar gewesen. Er muss nun alles wieder von vorne anfangen. Angefangen beim Ausfuellen des dicken Fragebogens etc. Jetzt kann man raten, was passierte? Nichts, denn alle Termine wurden aufgrund der Krise komplett gecancelt. Man wuerde sich melden, sobald man wieder normale Termine vergeben koenne.

Zwischendrin gab es dann noch Dinge, wie "we don't have your medical file." Klar, existiert einfach nicht mehr, obwohl er sich selbst dein Duplikat fuer zuhause hatte ausstellen lassen.

Aerzte, die ihm auf Fragen folgende Antworten gaben:"You are wasting my time with these additional question. You need to make another appointment for those." Das man aber hier teilweise 6+ Monate auf solche Termine wartet, ist den Aerzten und dem VA egal.
In anderen VA hospitals wurden Akten versteckt und Patienten wieder weggeschickt, die zum Teil dann so schwer krank wurden, dass sie verstarben.

Nach fuenf Jahren und zig Antraegen plus ellenlangen Erklaerungen ueber sein bzw. unser Privatleben, wurden dann endlich alle Beschwerden als service-connected disabilities anerkannt. Erst seitdem ist er von Behandlungskosten komplett befreit. Wir arbeiten an der Nachzahlung fuer die fuenf Jahre, die ihm zustehen.
Das ganze ging aber auch nur mit Hilfe von der Organisation DAV, die sich fuer Veteranen einsetzt. Ansonsten ist es ein Kraftakt sich direkt mit dem VA auseinanderzusetzen. In der Theorie scheint's toll, aber ansonsten ist's eien Katastrophe. Wobei man bedenken muss, dass es diese Art von Hilfen damals so noch nicht gab und deshalb massig aeltere Kriegsveteranen obdachlos geworden sind.

Ansonsten gibt es viel zu viele Faktoren, um einfach behaupten zu koennen, dass ja niemand obdachlos sein muesse. Hier in den USA gibt es Punkte, die viele gerne ignorieren, weil alle an diesem Quatsch "everyone has the same opportunities. If you are poor, it's because you didn't work hard enough" festhalten.
 

Wendy

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Im Hinterkopf ist in den USA ganz häufig verankert "hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott ".

Und wer das nicht kann ist selbst schuld.

Der kommt halt unter die Räder. Und damit haben sehr viele nicht mal Mitleid, geschweige denn, dass sie es als ungerecht empfinden.
 

ChrisH

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Ich glaube Stefan meinte hauptsächlich nicht-staatliche Hilfen.

Deutschland hat zwar insgesamt mehr Leistungen, aber denkt bitte nicht, dass der Zugang zu diesen Leistungen einfacher ist.
Ich habe eine schwerbehinderte Tochter mit höchster Pflegestufe. Sie kann quasi nix, nicht laufen, nicht sprechen, muss gefüttert und gewickelt werden, hat epileptische Anfälle und das mit 9 Jahren.
Wenn man etwas beantragt, wird es pauschal abgelehnt. Die Krankenkassen pfeifen aus dem letzten Loch, die hätten gar nicht das Geld, um jedem das zu zahlen, was einem zusteht. Wenn es nur die Krankenkasse betrifft, dann kann man Glück haben, dass das Widerspruchsverfahren nur 6-9 Monate dauert. Ist eine Behörde mit im Spiel, dann verweisen sich im worst case Sozialamt, Landesverband, Rentenversicherung und Krankenkasse im Kreis, weil immer der andere zuständig ist. Wichtige Facharzttermine unter 6 Monate Wartezeit ist eine Ausnahme, ein Röntgentermin bei einem Kinderorthopäden nicht unter 1 Jahr. Spezialkliniken sind noch viel schlimmer, weil es für Epilepsie deutschlandweit genau 3 gibt.
Bei der Feststellung der Pflegestufe hat man versucht uns weiszumachen, dass der Kauprozess nicht zur Pflegezeit gezählt wird, sondern nur den Löffel in den Mund stecken. Als es um einen Rollstuhl ging, fragte die Krankenkasse, ob wir sie nicht in ihrem Hochstuhl draußen schieben können, weil da kleine Rollen drunterseien.

Und weniger und kürzere Anträge hat man hier auch nicht, wenn es um solche Sachen geht.
Ihre Epilepsie wurde 9 Jahre lang falsch behandelt, was sie 3 mal sogar noch verschlimmerte, 2 mal aus Fahrlässigkeit.

Lileigh Ihr habt auf jeden Fall das Recht über die ganze Situation zu schimpfen, euch zu beschweren und ich weiß, dass man für alles kämpfen muss und auch wie fertig einen das macht.
Aber wir sind im Bereich Behinderungen und Krankheiten global wirklich sehr stark vernetzt. Es geht wirklich allen so, es ist nicht landesabhängig, wir haben zu mehreren hundert Betroffenen in Deutschland Kontakt und diese Situationen sind völlig normal und Alltag. Die Amerikaner, die wir kennen, wirken sogar insgesamt am Positivsten (mag vielleicht auch an der Einstellung liegen).
Wir haben einen Therapiehund von einem Verein an der Ostsee. Die Kosten von 28.000 Euro wurden hauptsächlich durch Fundraising gedeckt.
Mittlerweile bilden die schwerpunktmäßig für Soldaten mit PTBS aus. Vielleicht gibt es bei euch in der Nähe auch so etwas, wenn ihr zu sowas bereit seid. Es ist echt nicht zu unterschätzen, was solche Tiere bewirken können.
 
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