Viele die auf der Straße sind, sind ehemalige Angehörige der Streitkräfte. Für diese Menschen gibt es wahnsinnig viele Hilfe, technisch gibt es keinen Grund auf der Straße zu landen, aber auch hier... wenn man in Irak war und sich dort massiv menschlich verändert hat ist man garnicht mehr in der Lage Hilfe anzunehmen,
Zum einen. Ja, wer mit PTSD und anderen Problemen kaempft, hat oft nicht die Kraft den Kampf aufzunehmen. Aber diesem "es gibt wahnsinnig viel Hilfe" kann ich nicht stattgeben.
Mein Mann hat PTSD. Wollte er sich jahrelang nicht eingestehen. Er hat suvivor's guilt und hat jahrelang darauf beharrt, dass ihm die Hilfen, die es gibt nicht zustehen. Mit jedem Jahr konnte ich dann zuschauen, wie sich seine PTSD auf den Alltag auswirkte. Irgendwann hab' ich dann das Ruder in die Hand genommen und wir haben die Antraege ausgefuellt. Diese wurden ALLE abgelehnt mit der Begruendung das keines davon service-connected sei. Haut dann nochmal ordentlich rein.
Da er noch keine disability rating hatte, aber als veteran gilt, konnte er zwar die Aerzte dort aufsuchen, musste aber die Rechnungen selbst tragen. Wer kein Einkommen hat, muss auch hier erst einen Antrag auf hardship ausfuellen, damit sich diese Rechnungen im Rahmen halten. Ansonsten muss man eben darauf hoffen, dass man eine Krankenversicherung hat, die passt.
Sein VA Arzt war ein Vollpfosten, der ihn staendig mit Medikamenten vollgepumpt hatte. Opioids, die schwer abhaengig machen. Die aggressiv machen, die mit massig anderen Nebenwirkungen kommen, von denen er einige hatte. Hauptsachte man kann behaupten, man habe ihm geholfen. Wenn die Medikamente dann nicht wirkten oder Nebenwirkungen zu stark wurden, wurden eben neue verschrieben. Wir haben zwei Kisten voll mit alten Medikamtendosen. Das grenzt schon an Koerperverletzung inwiefern hier Veteranen mit Pillen gefuettert werden.
Erst kuerzlich hat man angefangen endlich mal Alternativen anzubieten. Aber auch hier: staendig Probleme mit der Terminvergabe. Meinem Mann wurde Akkupunktur verschrieben. Er kam in der Praxis an und irgendjemand vom VA hatte mit der Praxis einen Termin fuer 'ne Injektion fuer Schmerzmittel vergeben. Als er nachfragte, kam vom VA nur, er muesse das dann selber mit der Praxis regeln.
In der Zwischenzeit hatte er endlich den ersten Termin bzgl. PTSD Therapie bekommen. Die Termine dafuer wurden vom VA immer wieder verschoben. Er war bei zwei Terminen und danach ging's los. "Sorry, this session is cancelled because we don't have enough participants." Das wurde dann vom VA so gedreht, dass mein Mann sich weigerte die Termine wahrzunehmen.
Zum Schluss wurde dann vom VA die komplette Therapie gestoppt, weil es keine resources gab, um die die Therapie moeglich zu machen. Man wuerde sich melden.
Weisste wann man sich gemeldet hat? Anfang diesen Jahres nach drei (!) Jahren. Aber auch nur, weil mein Mann staendig nachhakte. Als dann endlich eine Antwort kam, war's dann eine Entschuldigung, er sei durchs Raster gerutscht und er somit nicht mehr auf deren Radar gewesen. Er muss nun alles wieder von vorne anfangen. Angefangen beim Ausfuellen des dicken Fragebogens etc. Jetzt kann man raten, was passierte? Nichts, denn alle Termine wurden aufgrund der Krise komplett gecancelt. Man wuerde sich melden, sobald man wieder normale Termine vergeben koenne.
Zwischendrin gab es dann noch Dinge, wie "we don't have your medical file." Klar, existiert einfach nicht mehr, obwohl er sich selbst dein Duplikat fuer zuhause hatte ausstellen lassen.
Aerzte, die ihm auf Fragen folgende Antworten gaben:"You are wasting my time with these additional question. You need to make another appointment for those." Das man aber hier teilweise 6+ Monate auf solche Termine wartet, ist den Aerzten und dem VA egal.
In anderen VA hospitals wurden Akten versteckt und Patienten wieder weggeschickt, die zum Teil dann so schwer krank wurden, dass sie verstarben.
Nach fuenf Jahren und zig Antraegen plus ellenlangen Erklaerungen ueber sein bzw. unser Privatleben, wurden dann endlich alle Beschwerden als service-connected disabilities anerkannt. Erst seitdem ist er von Behandlungskosten komplett befreit. Wir arbeiten an der Nachzahlung fuer die fuenf Jahre, die ihm zustehen.
Das ganze ging aber auch nur mit Hilfe von der Organisation DAV, die sich fuer Veteranen einsetzt. Ansonsten ist es ein Kraftakt sich direkt mit dem VA auseinanderzusetzen. In der Theorie scheint's toll, aber ansonsten ist's eien Katastrophe. Wobei man bedenken muss, dass es diese Art von Hilfen damals so noch nicht gab und deshalb massig aeltere Kriegsveteranen obdachlos geworden sind.
Ansonsten gibt es viel zu viele Faktoren, um einfach behaupten zu koennen, dass ja niemand obdachlos sein muesse. Hier in den USA gibt es Punkte, die viele gerne ignorieren, weil alle an diesem Quatsch "everyone has the same opportunities. If you are poor, it's because you didn't work hard enough" festhalten.