Genau das was ihr beschreibt war damals mein Hemmnis zu studieren oder gar ABI zu machen.
Fast alles was man dort lernt, braucht man nie wieder oder im besten Falle hilft einem nur ein Bruchteil davon weiter. Das ist einfach Zeitverschwendung (andererseits fehlte aber auch der Ansporn, aufgrund Arbeiterfamilie und Dorfschule, klassischer Fall halt). Ich kann mich noch dran erinnern, wo ich noch im Sondermaschinenbau war. Da hatten wir einen Diplomingenieur, der es nicht geschafft hat eine Reversierspindel zu designen, immer mit den Worten "hoffentlich bestellt das nie jemand", obwohl absehbar war, das wir das irgendwann brauchen werden. Ende vom Lied war, dass ich (als oller Schrauber/Elektriker) die dann zu Hause mit Cinema4D designt und umständlich (weil kein CAD Programm, sondern auf Grafik ausgelegt) eine professionelle technische Zeichnung angefertigt habe, mit der man eine Firma beauftragen konnte, das zu fertigen (wie man eine 3D-Spindel 2dimensional aufklappt, musste ich auch erstmal herraus finden). Hab ich dem Chef gezeigt, der hat dem Ingenieur dann den Marsch geblasen und der hat innerhalb 2 Tagen das dann mit seinem "SolidWorks"-CAD Programm doch noch hin bekommen. Abgesehen davon, dass sein CAD-Programm sogar eine Funktion für genau sowas bot, er es also ein vielfaches einfacher hatte (er brauchte nur die richtige Funktion finden und ein par Zahlen eingeben, ich musste hingegen alles von Hand modelieren). Der hat seinen Job auch nur nach dem Motto gemacht "hauptsache ich bin Ingenieur und verdiene viel".
Ich selber hab beobachtet, wie er etliche unbezahlte Überstunden machen musste, während ich feste Zeiten hatte und die relativ geringen Überstunden abbummeln durfte. Das war auch ein Hemmnis, mich in Richtung Ingenieur oder Techniker weiter zu bilden. Mir war meine Freizeit wichtiger. Obwohl ich ständig damit geliebäugelt habe, den Techniker (Mechatronik) zu machen. Ich wollte immer Designen UND Bauen. Erst heute weiß ich aber, dass es wol doch nicht mehr meins wäre.
Mir ging es bisher auch zu gut im Leben, ging immer da lang, wo ich hin wollte. Bis etwa zur 8. Klasse hab ich nur am Rechner gesessen, nebenbei bischen LegoTechnik gebastelt und Dinge repariert, dann mit Löten angefangen (das erste was ich zusammengelötet habe war ne Wanze, weil mir LED-Blinklichter als erste Übung zu öde waren und ich fasziniert davon war "Daten über die Luft zu übertragen"). Da wusste ich, ich muss was händisches machen. Am besten Elektrik UND Mechanik. Der Mechatroniker war zu der Zeit noch relativ neu. Im Sondermaschinenbau hab ich in der einen Firma jahrelang meine lächerlichen 8,5 bis später 12 Euro die Stunde verdient und war glücklich damit. Ich durfte mitentwickeln, war bei Kunden, konnte das gesamte Mechatronikrepertuar abspulen. Und dann entwickelte sich die kleine Firma (10-20 Leute) nach ein par Jahren aber langsam zurück. Die teils extrem komplizierten Maschinen wurden zu billig verkauft (die Firmen hatten nach 3 Monaten den Einkaufspreis wieder drinn), verschlissen zu schnell, Garantielaufzeit viel zu lang. Nachdem die Firma finanziell fast zu Bruch ging daran, ruderte der Chef zurück und ließ wieder nur langweilige Messgeräte in Massen bauen (das vorherige, gewinnträchtige Kerngeschäft).
Da war für mich klar, jetzt wird es Zeit sich was neues zu suchen. Ich will keine Massenproduktion jeden Tag.
Dann bin ich (leider) bei Airbus gelandet. Hatte Glück, es war ein Zeitpunkt, wo sie extremen Facharbeiter Bedarf/Mangel hatten und besonders viele Quereinsteiger reingeholt haben und wegen Zeitdruck panisch auf Masse statt Klasse gesetzt haben. Hab mich für meine Verhältnisse dumm und dusselig verdient (durchschnittlich 32€/h). War anfangs auch spaßig, an einem Problemflieger zu schrauben, von dem nur 2 Stück im Monat gebaut wurden, da hatte ich überall meine Finger im Spiel. Durfte sogar Elektrik und Mechanik zugleich machen, was dort in der Produktion recht selten war. Nun musste ich aber den Standort wechseln, weil der Problemflieger quasi langsam eingestellt wird und nun baue ich 2 Flieger am Tag und muss dauerhaft die Verfehlungen der Ingenieure ertragen. Was ein Horror. Erst wollte ich auch garnicht nochmal bei Airbus anfangen. Die Halle ist verglichen zur vorherigen in einem schrecklichen Zustand, die Mitarbeiter sind dümmer und primitiver als im H4-Fernsehen. Die meisten dort kommen vom Bau und brüsten sich damit, nix gelernt zu haben und so benehmen sie sich auch den ganzen Tag. Ich bin recht dekadent und spießig geworden in meinem Leben. Da fühle ich mich so unfassbar unwohl. Der Job als Schrauber ist nichts besonderes. Die Leute dort (und auch ich) hatten einfach nur unfassbar viel Glück. Nichts worauf man so wirklich stolz sein kann. Und leider hat mir erst Corona so wirklich gezeigt, wie ersetzbar man als blöder Schrauber einfach ist. Abgesehen davon, dass ich von körperlicher Arbeit einfach gesättigt bin. Händische, kreative Arbeit habe ich zu Hause genug und Sport treibe ich auch. Da brauch ich das nicht mehr auf Arbeit, das ewige rumstehen und die ganzen Verenkungen. Die letzten Jahre bereits wollte ich sowieso in die IT wechseln. Bin aber nicht zu Potte gekommen. Nu hat mir das Schicksal Corona geschickt, um mich damit kräftig in den Arsch zu treten.
Ich hab lauter Raspberrys (und Ideen) hier rumliegen sogar nen riesen Wälzer dazu. Hab mir nie die Zeit genommen mich damit mal richtig zu befassen, ausser mit dem Nötigsten (einen nutze ich als mobilen Rechner, wollte ich ein Notebook draus machen, mit Sensor/Aktor-Features und einen als PiHole/VPN, einen hatte ich zum Youtube am Fernseher schauen, weil die PS4 dafür viel zu viel Strom frisst). Obwohl ich weiß, was für einen riesen Spaß ich daran hab. Als ich meinen Cryptocoin Miner noch hatte, hab ich fasziniert auf den Bildschirm gestarrt, nachdem dieser eingerichtet war, wie die bunten Dosfenster am blinken waren. Könnte ich den ganzen Tag zuschauen, einfach weil man versteht was da passiert und was das teils für komplizierte Prozesse sind, die über den ganzen Planeten wandern. Diese "öden", bunten Texte erinnerten mich wieder daran, wie ich damals BATCH Dateien für Windows-98 geschrieben habe. War damals noch mit Edonkey illigal Filme und Musik saugen. Mein zu der Zeit einziger Rechner (ein Sony Vaio Notebook) fraß so viel Strom und hat über Nacht öfters mal die Verbindung verloren. Da hab ich mir ne Batch geschrieben, die einfach nur den Rechner vernünftig herunter fährt, sobald die Internetverbindung weg ist. Das hat mir so Spaß gemacht, ich erinnere mich vor allem besonders an dieses Script, wie ich es immer mehr erweitert habe, ich glaube es war wol auch eines meiner ersten Batch-Dateien. Hab ne Farbtabelle erstellt, um bunte Schriften anzeigen lassen zu können, animierte Ladebalken und sonstwas für grafischen Nonsens eingebaut (wann war der letzte Ping, wann erfolgt der nächste etc.), das Programm immer robuster gestaltet mit zusätzlichen Features.
Dabei hätte ich mal bleiben sollen. Ich hätte heute lieber Abi gemacht und studiert und von Anfang an in die IT.
Hab gestern nochmal zu dem Thema wild bei Youtube rumgeschaut, stundenlang angeguckt wie Python und Javaprogrammierung geht. Das ist einfach meins. Manchmal muss man wol einfach in den Arsch getreten werden, um drauf zu kommen.
Wenn ich viel Glück habe (ich erfahre es wol nächste Woche), dann werde ich bis Ende des Jahres auf 100% Kurzarbeit geschickt. Dann kann ich wol erstmal in meiner Doppelhaushälfte bleiben und werd dann alles daran setzen in die IT zu wechseln und mir nebenbei Python beibringen. Airbus ist Geschichte für mich, wegen Corona für sowieso die nächsten zwei Jahre und bereits vor Corona hab ich den Laden gehasst, zumindest den neuen Standort. Und wo's vieleicht noch Spaß macht, verdient man widerum nichts. Es ist einfach nicht mehr meins. Bin generell gesättigt mit dem Thema. 7 Jahre Sondermaschinenbau, danach war die Faszination fast erloschen und es ging nur noch ums Geld. Aktuell ist es mir selbst das Geld nicht mehr wert. Gut, dass es ein Ende hat, wenn auch ein unschönes.
Werde mir demnächst anschauen, wo ich genau starten kann. Denn zumindest beruflich fange ich ja bei 0 an.
[edit]
Hm... Joar, und mit viel auf der Tastatur rumhacken hab ich auch keine Probleme wie man sieht... oh man...
(aber ich hab auch schon mit Controller auf der PS2 programmiert, bin ich also schlimmeres gewohnt,
übrigens hab ich gesehen, man kann auch direkt auf der Switch mit "Fuze4" (?) programmieren, dass tu ich mir aber nicht nochmal an :-P )