Hier mein ausführlicher Bericht (mit hübschen Forums-Smileys):
Bereits am Mittwoch hatte ich mich dank Bahn-Mitfahrgelegenheit sehr günstig auf den Weg nach Frankfurt gemacht und ins ebenso budgetfreundliche Hostel Five Elements direkt am Hauptbahnhof eingecheckt. Super zentral, modern und perfekt für den kleinen Geldbeutel, wenn man von der Lage im Rotlichtviertel nicht abgeschreckt ist.
Nach einem leckeren Abendessen mit einer Freundin entschlummerte ich schließlich gegen 23 Uhr in einen unruhigen Schlaf.
Am Donnerstag klingelte der Wecker um 7 Uhr und etwa eine Stunde später machte ich mich durch den Schneeregen auf den Weg zum Hauptbahnhof. Dank meines nervösen Magens war an ein ausgiebiges Frühstück ohnehin nicht zu denken, deshalb hatte ich lediglich eine Banane zur Wegzehrung und gegen die Unterzuckerung eingepackt.
Mit der U5 ging es innerhalb von etwa 15 Minuten in Richtung Gießener Straße, dann weitere fünf Minuten zu Fuß zum Konsulat.
*************************
8:45
Ankunft am Konsulat und Anstellen in der rechten Schlange. Wartezeit etwa fünf Minuten bei klirrender Kälte. Rote Nasen wohin man sieht.
8:50
It's my turn. Der nette Mann am Anmeldeschalter möchte meinen Pass sehen, streicht mich auf einer Liste ab, gibt mir den Pass mit einer Wartenummer zurück und schickt mich zum Sicherheitscheck.
8:55
Der Sicherheitsmensch fragt mich nach elektronischen Geräten, Uhren, Schlüsseln, Gürtel. Ich habe lediglich eine Uhr um und muss diese in einer blauen Plastiktüte verstauen. Weiter geht's durch den "Flughafen-Check". Natürlich piept der dämliche Scanner bei mir und ich muss meine Stiefel öffnen, in denen ja gefährliche Waffen versteckt sein könnten. Zudem entdeckt die Kontrolleurin einen nagelfeilähnlichen Gegenstand beim Röntgen meiner Tasche und ich muss ihr die Pappfeile vorzeigen. Ich beweise die Ungefährlichkeit des Teufelsdings durch demonstratives Biegen.
Alles okay, ab ins Hauptgebäude.
9:00
Der Rezeptionist drückt mir einen Zettel mit dem weiteren Ablauf in die Hand und schickt mich zum Cashier an Schalter 22.
9:05
Ich stelle mich an der Kasse an, nur zwei Parteien vor mir. Dabei überhöre ich an einem nahen Bearbeitungsfenster ein Paar mit Baby von "The American Dream" reden und freue mich, dass ich nicht die einzige Lotteriegewinnerin an diesem Tag bin.
9:10
Ein sympathischer Kahlkopf nimmt meinen Pass an sich und kurz darauf die $330 in bar. Meine schöne Liste mit den Seriennummern der Hunderter-Scheine will er nicht sehen.
Er erläutert mir, dass ich mich hinsetzen soll, bis meine Nummer am Bearbeitungsschalter wieder aufgerufen wird. Da müsste ich meine Dokumente vorlegen und alle Angaben würden kontrolliert.
Ich bedanke mich und setze mich auf einen Plausch direkt hinter die junge Lotterie-Familie aus Dortmund. Quatschenderweise vergeht die Wartezeit wie im Flug.
9:35
Meine Nummer wird zum Schalter 20 aufgerufen. Eine Dame nimmt sogleich meine Fingerabdrücke und schließlich meine Dokumente an sich: Abiturzeugnis, internationale Geburtsurkunde, Führungszeugnis (von August 2012), Finanznachweis (rund 10.000€). Sie ordnet die Originale separat und stempelt alle Kopien ab. Kein Kommentar zu meinen Dokumenten. Dann fragt sie nach meinem Wunscheinreisedatum und meinem (noch nicht vorliegenden) Medical, und geht die wichtigsten Angaben auf meinen Anträgen mit mir durch. Schließlich reicht sie mir eine Belehrung über mögliche Disqualifikationsgründe zur Unterschrift durch, mit den Worten: "Das wird ja auf sie alles nicht zutreffen."
Zu guter Letzt adressiere und frankiere ich den großen Briefumschlag und bekomme noch einen Info-Zettel zur SSN in die Hand gedrückt. Ein aktuelles Passfoto möchte die Dame nicht haben, also kommt mein hübsches Foto vom Mai 2012 auf Visum und Greencard.
Die Dame schickt mich zurück in den Wartebereich, wo ich auf das abschließende Gespräch mit dem Konsul warten soll.
9:50
Ich setze mich wieder auf meinen Platz und plausche weiter angeregt mit dem Pärchen. Dabei stellen wir fest, dass beide das Booklet "Welcome to the United Stated - A Guide for New Immigrants" bereits an Schalter 20 erhalten hatten, ich allerdings nicht. Wahrscheinlich eine willkürliche Entscheidung der Sachbearbeiterin.
Kurze Zeit später wird das Pärchen zum Konsul aufgerufen und ich überhöre Gesprächsfetzen, in denen die Gewinnerin dem älteren Konsul ihren Lehramtsabschluss mit Staatsexamen ausführlich erklären muss. Mir wird ein bisschen mulmig, ob des kritischen Gesprächs und hoffe auf bessere Laune des Konsuls bei meinem Interview.
Kaum zehn Minuten später ist das Pärchen fertig und kehrt freudestrahlend zurück. Alles okay, der Konsul konnte lediglich mit den deutschen Abschlüssen nichts anfangen. Herzlichen Glückwunsch, das Visum käme in den nächsten Tagen. Ich freue mich mit der kleinen Familie und wir verabschieden uns mit den besten Wünschen. Die verbleibende Wartezeit vertreibe ich mir mit meinem Snack und nervösem Umherschauen. Dabei bemerke ich, dass ich die ganze Zeit unter der texanischen Flagge gesessen hatte. Zufall oder Bestimmung?
10:30
Meine Wartenummer wird an Schalter 16 zu einem anderen, jüngeren Konsul gerufen. Er spricht mich auf Deutsch an und wechselt trotz meines freundlich-energetischen "Good morning, sir!" nicht ins Englische. Als Erstes muss ich das Pfötchen heben und die Richtigkeit meiner Aussagen beschwören, dann wird der rechte Zeigefinger gescannt. Seine Fragen arbeitet er bestimmt und in Windeseile ab: Was wollen sie in den USA machen? Wo in Texas möchten Sie leben? Warum gerade San Antonio/Austin? Woher kennen Sie Ihre Freunde dort? Womit verdienen Sie gerade Ihren Lebensunterhalt? Wann möchten Sie in die USA ziehen? Ich antworte knapp und ehrlich - auch, dass ich in der Endphase meines Studiums aktuell kein Einkommen habe. Der Konsul hackt meine Antworten in den Computer, ohne auch nur seine Miene zu verziehen. Ich erwarte bereits die nächste Salve an Fragen, da meint der Konsul lapidar: "Sobald wir Ihre medizinischen Unterlagen haben, bekommen sie den Pass mit dem Visum innerhalb einer Woche." Er schaut mich an. Ich schaue ihn an. Schweigen. "Also bekomme ich das Visum, wenn die medizinischen Ergebnisse in Ordnung sind?", frage ich ungläubig. "Ja, innerhalb einer Woche.", sagt der Konsul ungerührt und fügt trocken hinzu: "Viel Spaß in Amerika!" Etwas duselig verabschiede ich mich, um dann doch noch nach dem Immigration-Booklet zu fragen. Der Konsul reicht es mir durch und wünscht mir einen schönen Tag. Sehr ungläubig stehe ich vor dem Schalter und denke "Wie, das war's jetzt?". Tatsächlich. Viel Spaß in Amerika!
10:45
Ich verlasse das Konsulat mit einem fest eingemeißelten Lächeln im Gesicht.
*************************
Fazit: Nach genau zwei Stunden im Konsulat habe ich den so ziemlich unspektakulärsten Verwaltungsakt hinter mich gebracht, den man sich vorstellen kann.
Ich bin jedoch davon überzeugt, dass die gute Vorbereitung zu der schnellen und positiven Entscheidung maßgeblich beigetragen hat. Skeptisch wie ich bin, werde ich mit dem Champagner noch warten, bis ich meinen Pass mit dem Visum wirklich in der Hand halte, aber innerlich triumphiere ich natürlich mit hüpfendem Herzen.
Yay, I dit it!
Bereits am Mittwoch hatte ich mich dank Bahn-Mitfahrgelegenheit sehr günstig auf den Weg nach Frankfurt gemacht und ins ebenso budgetfreundliche Hostel Five Elements direkt am Hauptbahnhof eingecheckt. Super zentral, modern und perfekt für den kleinen Geldbeutel, wenn man von der Lage im Rotlichtviertel nicht abgeschreckt ist.

Am Donnerstag klingelte der Wecker um 7 Uhr und etwa eine Stunde später machte ich mich durch den Schneeregen auf den Weg zum Hauptbahnhof. Dank meines nervösen Magens war an ein ausgiebiges Frühstück ohnehin nicht zu denken, deshalb hatte ich lediglich eine Banane zur Wegzehrung und gegen die Unterzuckerung eingepackt.

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8:45
Ankunft am Konsulat und Anstellen in der rechten Schlange. Wartezeit etwa fünf Minuten bei klirrender Kälte. Rote Nasen wohin man sieht.

8:50
It's my turn. Der nette Mann am Anmeldeschalter möchte meinen Pass sehen, streicht mich auf einer Liste ab, gibt mir den Pass mit einer Wartenummer zurück und schickt mich zum Sicherheitscheck.
8:55
Der Sicherheitsmensch fragt mich nach elektronischen Geräten, Uhren, Schlüsseln, Gürtel. Ich habe lediglich eine Uhr um und muss diese in einer blauen Plastiktüte verstauen. Weiter geht's durch den "Flughafen-Check". Natürlich piept der dämliche Scanner bei mir und ich muss meine Stiefel öffnen, in denen ja gefährliche Waffen versteckt sein könnten. Zudem entdeckt die Kontrolleurin einen nagelfeilähnlichen Gegenstand beim Röntgen meiner Tasche und ich muss ihr die Pappfeile vorzeigen. Ich beweise die Ungefährlichkeit des Teufelsdings durch demonstratives Biegen.

9:00
Der Rezeptionist drückt mir einen Zettel mit dem weiteren Ablauf in die Hand und schickt mich zum Cashier an Schalter 22.
9:05
Ich stelle mich an der Kasse an, nur zwei Parteien vor mir. Dabei überhöre ich an einem nahen Bearbeitungsfenster ein Paar mit Baby von "The American Dream" reden und freue mich, dass ich nicht die einzige Lotteriegewinnerin an diesem Tag bin.
9:10
Ein sympathischer Kahlkopf nimmt meinen Pass an sich und kurz darauf die $330 in bar. Meine schöne Liste mit den Seriennummern der Hunderter-Scheine will er nicht sehen.

Ich bedanke mich und setze mich auf einen Plausch direkt hinter die junge Lotterie-Familie aus Dortmund. Quatschenderweise vergeht die Wartezeit wie im Flug.

9:35
Meine Nummer wird zum Schalter 20 aufgerufen. Eine Dame nimmt sogleich meine Fingerabdrücke und schließlich meine Dokumente an sich: Abiturzeugnis, internationale Geburtsurkunde, Führungszeugnis (von August 2012), Finanznachweis (rund 10.000€). Sie ordnet die Originale separat und stempelt alle Kopien ab. Kein Kommentar zu meinen Dokumenten. Dann fragt sie nach meinem Wunscheinreisedatum und meinem (noch nicht vorliegenden) Medical, und geht die wichtigsten Angaben auf meinen Anträgen mit mir durch. Schließlich reicht sie mir eine Belehrung über mögliche Disqualifikationsgründe zur Unterschrift durch, mit den Worten: "Das wird ja auf sie alles nicht zutreffen."


9:50
Ich setze mich wieder auf meinen Platz und plausche weiter angeregt mit dem Pärchen. Dabei stellen wir fest, dass beide das Booklet "Welcome to the United Stated - A Guide for New Immigrants" bereits an Schalter 20 erhalten hatten, ich allerdings nicht. Wahrscheinlich eine willkürliche Entscheidung der Sachbearbeiterin.
Kurze Zeit später wird das Pärchen zum Konsul aufgerufen und ich überhöre Gesprächsfetzen, in denen die Gewinnerin dem älteren Konsul ihren Lehramtsabschluss mit Staatsexamen ausführlich erklären muss. Mir wird ein bisschen mulmig, ob des kritischen Gesprächs und hoffe auf bessere Laune des Konsuls bei meinem Interview.

Kaum zehn Minuten später ist das Pärchen fertig und kehrt freudestrahlend zurück. Alles okay, der Konsul konnte lediglich mit den deutschen Abschlüssen nichts anfangen. Herzlichen Glückwunsch, das Visum käme in den nächsten Tagen. Ich freue mich mit der kleinen Familie und wir verabschieden uns mit den besten Wünschen. Die verbleibende Wartezeit vertreibe ich mir mit meinem Snack und nervösem Umherschauen. Dabei bemerke ich, dass ich die ganze Zeit unter der texanischen Flagge gesessen hatte. Zufall oder Bestimmung?

10:30
Meine Wartenummer wird an Schalter 16 zu einem anderen, jüngeren Konsul gerufen. Er spricht mich auf Deutsch an und wechselt trotz meines freundlich-energetischen "Good morning, sir!" nicht ins Englische. Als Erstes muss ich das Pfötchen heben und die Richtigkeit meiner Aussagen beschwören, dann wird der rechte Zeigefinger gescannt. Seine Fragen arbeitet er bestimmt und in Windeseile ab: Was wollen sie in den USA machen? Wo in Texas möchten Sie leben? Warum gerade San Antonio/Austin? Woher kennen Sie Ihre Freunde dort? Womit verdienen Sie gerade Ihren Lebensunterhalt? Wann möchten Sie in die USA ziehen? Ich antworte knapp und ehrlich - auch, dass ich in der Endphase meines Studiums aktuell kein Einkommen habe. Der Konsul hackt meine Antworten in den Computer, ohne auch nur seine Miene zu verziehen. Ich erwarte bereits die nächste Salve an Fragen, da meint der Konsul lapidar: "Sobald wir Ihre medizinischen Unterlagen haben, bekommen sie den Pass mit dem Visum innerhalb einer Woche." Er schaut mich an. Ich schaue ihn an. Schweigen. "Also bekomme ich das Visum, wenn die medizinischen Ergebnisse in Ordnung sind?", frage ich ungläubig. "Ja, innerhalb einer Woche.", sagt der Konsul ungerührt und fügt trocken hinzu: "Viel Spaß in Amerika!" Etwas duselig verabschiede ich mich, um dann doch noch nach dem Immigration-Booklet zu fragen. Der Konsul reicht es mir durch und wünscht mir einen schönen Tag. Sehr ungläubig stehe ich vor dem Schalter und denke "Wie, das war's jetzt?". Tatsächlich. Viel Spaß in Amerika!

10:45
Ich verlasse das Konsulat mit einem fest eingemeißelten Lächeln im Gesicht.

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Fazit: Nach genau zwei Stunden im Konsulat habe ich den so ziemlich unspektakulärsten Verwaltungsakt hinter mich gebracht, den man sich vorstellen kann.

