Vielen Dank Ezri!
Danke Calis für deine Antwort. Das mit Creditkarma ist eine gute Idee, mit einer VPN wird das hoffentlich gehen (sonst nur aus den USA leider). Ja, manche der Kredite sollten schon in einem Jahr rausfallen - sind die dann tatsächlich weg oder beeinflussen die trotzdem noch den Credit Score irgendwie?
Gerne schreibe ich ein bisschen über unseren beruflichen Hintergrund:
Mein Freund hat den GED und ca ein Jahr College, aber ohne Abschluss, ist also leider nicht relevant. Sonst hat er keine Ausbildung. In den USA hatte er verschiedene Jobs, aber am meisten Erfahrung im Carpet Cleaning Unternehmen seines Vaters. Hier in Österreich hat er in englischsprachigen Bars gearbeitet, er ist im Kundenkontakt eigentlich sehr gut. Momentan ist er allerdings arbeitslos und findet auch nur schwer etwas, da sein Deutsch eher wenig vorhanden ist (A2). Sein mangelnder Enthusiasmus für die Sprache (und dass er hier auch keine Ausbildung/Weiterbildung machen kann, weil alles auf Deutsch ist) ist ein Hauptgrund für mein Überlegen, in die USA zu ziehen. Dort würde er nämlich immerhin etwas finden können, auch wenn es minimum wage ist. Und sich dann auch weiterbilden oder zumindest etwas Besseres finden. Vor allem für den Anfang könnte er auch im Familienunternehmen mitarbeiten, darin ist er auch gut.
Mein Mann war in fast aehnlicher Position was die deutsche Sprache betraf. Wir sind 2008 in die USA. Heute wuerden wir es wohl nicht mehr machen, sondern schwer daran arbeiten, dass mein Mann ordentlich Deutsch lernt und dann eben einen Job auf dem deutschen Markt findet. Wir kamen hier rueber, sind in die Naehe der Familie gezogen. Alle waren begeistert. Man sagte "wenn du hier rueber kommst, kannst du direkt da und da anfangen.", "Komm' rueber, dann kannste dort und dort arbeiten. Die warten schon auf dich." Wie gesagt, dass war 2008 und die Familie schloss die Augen vor all dem, was so um sie herum passierte. Es dauerte ein halbes Jahr bevor mein Mann eine Stelle bekam und das war keine der versprochenen. Dieses hin und herduempeln von einem Job zum anderen wird euch Probleme bereiten. Es ist schon schwer genug, dass in den meisten Staaten at-will employment gilt. Sprich, egal wie gut man arbeitet, der Arbeitgeber kann einen ohne Grund einfach vor die Tuer setzen. Mit einem minimum wage job und entsprechender work history wird dein Verlobter nur einer von vielen sein, den man ganz schnell ersetzen kann. Das geht fix. Wenn er da also nichts hat, dass ihn von der breiten Masse hervorhebt, wird es schwer da immer etwas zu finden.
"Auch wenn es minimum wage ist"...nein, nein, nein...von minimum wage kann keiner mehr leben. Das sieht mittlerweile so aus, dass Arbeitgeber ihre minimum wage employees auf Teilzeit umstellen, damit keine benefits gezahlt werden muessen. Minimum wage ist aetzend. Hatte ich zwei Jahre ohne jegliche benefits. Das zermuerbt, macht kaputt. Realitaet ist, dass dein Verlobter mindestens zwei minimum wage job braucht, damit ihr eure Kosten zahlen koennt, solange du noch keinen Job hast. Und das deckt gerade mal die regulaeren Kosten. Grosse Spruenge kann man damit nicht machen. Jetzt mag Louisiana guenstiger sein, aber es ist einer der high-poverty states. Job market, education (hier protestieren derzeit Tausenden Lehrer in verschiedenen Staaten gegen die absolut katastrohphalen Bedingungen, unter denen sie den Kindern irgendwie etwas beibringen muessen), Krankenversicherung etc. ist alles andere als ideal. Und ja, die USA hat die hoechste maternal mortality rate and infant mortality rate aller Industriestaaten. Und je weiter suedllicher man sich in den USA befindet, desto schlimmer die Zustaende.
Und dein Verlobter scheint vorher schon nicht viel an sich gearbeitet zu haben. Abgebrochenes College, "nur" GED, kein enthusiasm eine neue Sprache zu lernen, um bessere Chancen auf dem Jobmarkt zu haben...Meinst du diese Einstellung aendert sich, wenn er in den USA ist, wo der Neustart mit allen moeglichen Huerden auf euch warten wird? Das mag harsche Kritik sein, aber du musst dich auf ihn verlassen koennen, dass er auch das alles umsetzt, was er vorhat. Wie gesagt, staendig wechselnde Jobs machen auf niemanden einen guten Eindruck. Und alle, die ich hier kenne, die ein solches Leben fuehren (da gehoeren Familienmitglieder dazu, die seit Jahrzehnten nichts anderes machen, weil sie maximal GED haben), sind nie wirklich auf einem gruenen Zweig gelandet. Die bekommen nicht wirklich etwas auf die Reihe und die Arbeitgeber nutzen es aus. Wer kuendigt schon einen Job, wenn der Arbeitgeber weiss, dass man ohne High School Abschluss oder "nur" GED gegen andere Kandidaten nur schwer ankommt. Entsprechend arbeitet man sich kaputt.
Ich sage nicht, dass das bei deinem Verlobten so sein wird, aber ich werde da immer hellhoerig, wenn ich sowas hoere. Bei den meisten fehlt eben die Motivation wirklich etwas an der Situation zu aendern. Was vorher immer irgendwie geklappt hat, klappt auch jetzt. Dann arbeitet man eben im x-ten minimum wage job, weil "Hauptsache Arbeit" und kommt aber nie vorwaerts und ist meist eher frustriert, weil man sich das alles nicht so vorgestellt hat.
Zu mir: Ich habe einen Bachelorabschluss in BWL und habe vorwiegend im Bereich Kundenservice/Vertriebsinnendienst und allgemeine Administration/Assistenz gearbeitet. Ersteres hat sich vor allem wegen meiner Sprachen ergeben (DE/EN/IT fließend, ES Konversationslevel). Derzeit arbeite ich als Assistentin der Geschäftsführerin in einem kleinen Unternehmen, davor war ich über ein Jahr selbstständig in eben diesen Bereichen und hatte sehr zufriedene Kunden (meine derzeitige Chefin war damals auch eine Kundin und hat mich sozusagen "abgeworben"). Von den Qualifikationen her ist es sicher nicht so, dass ich damit in den USA herausstechen würde, allerdings arbeite ich sehr gut - sobald ich also eine Chance bekomme, kann ich mich sehr gut beweisen.
Weil du sagst, wir sollten dorthin, wo es die besten Jobmöglichkeiten gibt - gibt es da Vorschläge, wo das deiner/eurer Erfahrung nach sein könnte? Ich glaube zum Beispiel gelesen zu haben, dass um Charlotte herum viele deutsche Firmen sind - das wäre eventuell für mich nicht so schlecht?
Die Chance musst du aber auch erst bekommen und das kann anstrengend werden. Ging mir hier aehnlich...es war ein Kraftakt zig Bewerbungen zu schreiben und irgendwann eine passende Stelle zu finden. Aber schon nach kurzer Zeit gab es direkt die erste Lohnerhoehung (bei einem Arbeitgeber waren das $2 mehr die Stunden nach nur drei Monaten, und bei einem anderen war das ebensoviel nach nur einem halben Jahr). Dafuer hatten andere Kollegen Jahre gebraucht, wenn ueberhaupt.
Aber es ist wichtig, dass du in der richtigen Gegend wohnst. Ja, Charlotte hat einige deutsche Unternehmen, aber klammer' dich nicht daran fest. Die groessten Chancen gibt es immer in Naehe von Staedten. Bestes Beispiel...hier in NC in meiner Stadt mit 200,000 Einwohnern ist der Jobmarkt bescheiden. Am meisten werden Leute im medizinischen Bereich gesucht, dann Lehrkraefte, und Leute beim Militaer. Mein Bereich "Accounting & Co." hier in der Stadt sieht eher mau aus und die Stellen sind auch noch schlecht bezahlt. In Raleigh hingegen sieht es komplett anders aus, ebenso in Charlotte. Die Jobchancen sind da um das vielfache besser, die Schulen sind besser, aber es ist weitaus teurer dort zu leben.
Deine multilingual skills koennten wirklich von Vorteil sein. Gerade Spanisch wird im Sueden in vielen Bereichen gesucht. Selbst einfache Buerokraefte mit Spanischkenntnissen werden oft gesucht, wenn Kundenservice zu den Aufgaben gehoert. Da wuerde ich ansetzen, wenn es soweit ist.
Aber ihr muesst wirklich schauen, was ihr euch leisten koennt und wo es fuer euch am besten ausschaut. Das Arbeiten im Familienunternehmen sehe ich immer etwas negativ, weil es eben Familie ist und ganz andere Erwartungen an einen gestellt werden. Ausserdem ist es Familie.
Ich wuerde eher darauf hinarbeiten, dass dein Verlobter die deutsche Sprache besser lernt. Denn wenn es dir in den USA nicht gefaellt und ihm eventuell auch nicht, koennt ihr immer noch zurueckkehren und er hat zumindest bessere Chancen auf dem deutschsprachigen Markt.