Alles hat Vor.- und Nachteile. Es gibt keine Entscheidung, die nur positiv ist. Für uns ist das Negative in Deutschland aber schwerwiegender.
Das Negative in Deutschland wiegt schwerer als das Positive in Deutschland? Oder das Negative in Deutschland wiegt schwerer als das Negative in den USA?
Ich sag' mal 'was zu all dem Positiven, das Ihr in Deutschland genießt und das es in den USA so nicht gibt (jedenfalls nicht gesetzlich verankert; vereinzelt kann man Glück haben, Arbeitgeber zu finden, die Vergleichbares anbieten, aber das sind absolute Ausnahmen):
- (bezahlter) Mutterschutz
- (bezahlte) Elternzeit
- ans Gehalt gekoppelte und damit für jedermann erschwingliche Krankenversicherungsbeiträge; in den USA sind alle KVs Privatversicherungen und entsprechend teuer. Das heißt auch, dass es in den USA keine kostenlose Mitversicherung von abhängigen Familienmitgliedern gibt. Außerdem sind hohe Selbstbehalte und Zuzahlungen normal.
- Dental- und Augenabdeckung als Teil der KV. Man kann Zusatzversicherungen abschließen, aber die sind in der Regel teuer und lohnen sich nicht. Und jede einzelne Krone haut richtig rein.
- bezahlte Urlaubstage. In Deutschland sind sechs Wochen bezahlter Jahresurlaub Standard; in den USA kann man von Glück sagen, wenn man drei Wochen Urlaub oder PTO bekommt. PTO = "paid time off", das inkludiert dann alles: Urlaubstage, Familientage (falls beispielsweise das Kind krank wird und man deswegen Zuhause bleiben muss), Krankentage, Behördentage, Umzugstage etc.
- bezahlte Krankentage. Die meisten Arbeitgeber rechnen Fehltage auf den Urlaub an, sofern überhaupt ein Urlaubsanspruch besteht. Besteht kein Urlaubsanspruch, darf man sich in vielen Arbeitsverhältnissen ab dem zweiten Fehltag als gefeuert betrachten.
- Kündigungsschutz. In Deutschland sind sechs Wochen zum Quartal für Angestellte und vier Wochen zum Monatsende für Arbeiter normal; in der Regel hat man längere Fristen, wenn man dem Betrieb schon lange angehört. Mein ehemaliger Scheff hat beispielsweise eine neunmonatige Kündigungsfrist. In den USA gilt in den "right to work"-Bundesstaaten wie Florida konsequentes "hire and fire", da ist total wumpe, wie lange man schon in der Firma arbeitet. Üblich sind zwei Wochen Kündigungsfrist bzw. Lohnfortzahlung in Büropositionen und null Tage Frist/Lohnfortzahlung für alle anderen. Super, wenn man ein Haus abzahlt oder den Job wegen Krankheit verliert, weil man dann in der Regel auch direkt die KV verliert. Und ohne KV werden die ohnehin bereits teuren Gesundheitskosten noch höher.
- kostenloses Studium. In den USA ist, je nach Reputation und danach, ob man im jeweiligen Bundesstaat schon mindestens ein Jahr als "resident" gelebt hat, realistisch zwischen 5000 und 30.000 Dollar Studienkosten pro Jahr zu erwarten. Das inkludiert
nicht die Kosten für Logis und Mensa.
- steuer(mit)finanzierte Kindergärten und Kindertagesstätten. "Day Care" in den USA kann - je nach Wohnort - mit 500 bis 1500 Dollar pro Monat und Kind zubuche schlagen.
- steuergestützte Sportvereine und Kunsteinrichtungen. Mal eben kurz mit einer Famiile mit vier Personen ins Theater gehen, kostet in günstigen Bundesstaaten wie hier in Florida bequem 200 Dollar; in anderen Bundesstaaten kriegt man dafür gerade mal ein einzelnes Ticket. Es sei denn, es handelt sich um eine Show, die gerade "in" ist, wie Hamilton, dann sind für ein einzelnes Ticket auch mehr als 500 Tatzen zu berappen. Aber wer braucht schon Kultur, man kann ja Sport treiben. Wer seinem Kind Sporterfahrung zukommen lassen möchte, etwa einen Mannschaftssport, der muss mit Kosten ab 100 Dollar pro Kind und Monat aufwärts rechnen - pro Sportart, versteht sich. Sportvereine, die eine vereinsübergreifende Familienmitgliedschaft für 25 Talerchen pro Monat ermöglichen, sowas gibt's hier natürlich nicht. Für Erwachsene ist es noch schwieriger, und Sport findet außerhalb der Unis fast nur in Form von "Gyms" statt. Ich würde hier ja gern einer Spaßmannschaft beitreten und wieder Handball spielen (Handball?? Gibt's nicht) oder Volleyball oder sonstwas, aber das geht nicht, weil es sowas, wie gesagt, nicht gibt. Breitensport ist für Mannschaftssport komplett unbekannt. Und in anderen Bereichen auch nicht wirklich vorhanden. Sicher gibt's Läufer und Radler etc., die dann auch an Volksläufen/Volksrennen teilnehmen, aber das sind im Wesentlichen Individualsportler ohne wirklichen Gruppenbezug. Traurig.
- Kindergeld
- außerhalb weniger Metropolregionen: ausgebaute Öffi-Netze. Wer hier nicht Autofahren kann, darf, oder möchte, guckt ganz oft fies in die Röhre. Toll!
- Waffengesetze mit Sinn und Verstand. (Lässt leider nach, aber wenigstens werden in Deutschland nicht jedes Jahr Zigtausende das Opfer von Schusswaffen.)
Das sind nur ein paar Beispiele. Ich könnte aber problemlos noch ein Weilchen weitermachen...
Was sind die ganzen schrecklichen Negativaspekte, die Euch aus dem Land treiben?