Bäckerei in den USA

Robinium

New Member
Hallo Leute,

ich war ja mal vor 12 Jahren 2 Wochen auf Einladung in den USA (Boston) und hab dort einen Fußgänger-Urlaub gemacht - bin nach dem Zufallsprinzip überall rumgelaufen und hab mich umgeschaut. Egal wo ich hinkam, ich bekam kein vernünftiges Brot, außer irgendwann nach einer Woche (!) langem Suchen im Italiener-Viertel in einer kleinen Seitenstraßen-Bäckerei ein leckeres Ciabatta-Brot. Das war wenigstens nicht so schaumstoffartig wie die anderen, sondern frisch, wohlschmeckend, mit guter Kruste, wie man's von Deutschland oder Italien erwarten würde. Zwar Weißbrot, aber echt himmlisch im Vergleich zu dem Dreck, den ich dort sonst nach vielem Suchen fand in Boston. Ich habe ja Prä-Diabetes und bin daher eher auf Vollkornbrot aus, weil ich sonst zu leicht in den Unterzucker falle, trotzdem war das eine Wohltat für mich, endlich ordentliches Brot! Das Vollkornbrot in den Geschäften hingegen war durchgängig Schaumstoff-Mist, sogar das aus dem irischen Viertel.

Nichts gegen Amis und amerikanische Küche, gibt da viele sehr gute Sachen, aber Brot ist echt nicht deren Stärke.

Also, was haltet ihr von folgender Geschäftsidee:
man macht in einer gutbesuchten Straße oder Shopping-Mall in einer dieser Schaumstoffbrot-Gegenden eine Bäckerei auf, und diese bietet:

Brot, und zwar:
- deutsches Roggenbrot
- französisches Baguette
- italienisches Ciabatta
- türkisches Fladenbrot

etc. nach Originalrezept, evtl. auch russisches, polnisches usw. Brot. Also krustiges, knackiges Weiß-, Vollkorn- und Roggenbrot. Jeweils 2-4 Rezepte pro Land, reicht ja auch erstmal, nicht zu extrem viele Sorten auf einmal. Plus ordentliche mitteleuropäische Brötchen - Kaiserbrötchen, Schrippen, Vollkornbrötchen sowas.

Und außerdem bietet diese Bäckerei

- deutsche und
- österreichische
Kuchen und Torten sowie Kuchenstücke.
Denn die Deutschen und Ösis sind da echt spitze darin. :-)


Sowie ordentlichen Kaffee, am besten österreichischen oder italienischen (ist ja auch noch so ein Problem dort mit dem Kaffee, aber deutschen Schwimmbadkaffee hinexportieren würde ich nicht wollen, eher lecker italienischen).

Für die Brote, Kuchen, Brötchen werden alles Originalrezepte verwendet, die Bäckerei auf mitteleuropäisch getrimmt, am Besten die Bedienung im Dirndl oder so und die Deko alpenmäßig und die Musik so europäischer Folklore-Gedöhnst, Chansons vielleicht auch, nicht allzu penetrante Volksmusik. Hin und wieder würden Leute vor der Bäckerei Proben anbieten. Am besten das Ganze in Kooperation mit einer Metzgerei und Käserei, die ebenfalls europäisch zubereitete Spezialitäten anbieten, also nicht diesen ekelhaften US-amerikanischen Aufschnitt und läppischen Käse von dort. Einfach ordentlichen Aufschnitt und Käsesortiment, wie man das dort sonst nicht kennt.

Das Ganze etwas auf Schicki-Micki getrimmt, aber noch viel eher Richtung Ethno. Keine extremen Phantasiepreise, sondern noch vertretbar - halt teurer als einheimisches Brot, Qualität möglichst gut und ohne Zusatzstoffe, aber noch bezahlbar für Leute ohne Brotmaschine. Der Laden sollte insgesamt aus amerikanischer Perspektive ein exotisches "Europa"-Urlaubs- und Reise-Feeling ausströmen, von der Einrichtung, Klamotten, Musik usw. her.

Das könnte interessant sein für Auswanderer aus Europa, müssen ja nicht gleich Leute aus genau dem Land dieser Backwaren sein, ordentliches Brot sind sie doch alle froh drüber, auch Belgier, Dänen, Portugiesen usw., auch wenns kein einheimisches ist, Hauptsache kein Schaumstoff. Aber auch für andere Leute könnte das interessant sein, die europäisches Brot und Backwaren schätzen gelernt haben, von ihrem Auslandsaufenthalt oder von der Oma oder so, sowie für Wohlhabende, die mal "europäisch essen" wollen. Sowie für alle, die sonstwoher diese Qualität des europäischen Brotes schätzen gelernt haben im Gegensatz zu diesem Schaumstoff-Müll, und für Leute, die von einer Europa-Reise träumen. Die Europäer könnten diese Folklore-Masche ertragen, wenn das Brot gut genug ist (kaufen - schnell raus hier - genießen), und die anderen würden dieses Ambiente mögen.

Ich könnte mir sowas etwa sehr gut in einer gut besuchten Shopping-Mall vorstellen, in einer Gegend, bei der man ansonsten schlecht an gescheites Brot rankommt. Wie eben Boston. Vielleicht lassen sich auch einige Veganer-Kunden finden, für die man Spezialitäten auf Bio-Niveau anbietet (organic food).

Ausweiten lässt sich das Konzept mit europäischen Spezialitäten zum Verkauf im Laden, aus den Ländern, wo der Absatz mit dem Brot gut funktioniert, zu Importpreisen. Zum Beispiel deutsche Leberwurst, eingelegte polnische Gurken, französische Spezialitäten usw. Halt all das Zeug, was man auf Dauer vermisst im neuen Land.

Meine Güte, meine Eltern waren so froh, als es hier in Deutschland endlich türkische Läden gab mit dem Zeug, das die mochten, dabei sind meine Eltern Franzosen. Aber z. B. endlich ungesüßte eingelegte Gurken "ähnlich wie französische eingelegte Gurken", das war für die genial, die Deutschen süßen das Zeug immer, und meine Eltern kaufen ständig beim Türken ein wegen sowas. Mittelmeerküche eben.

Was meint ihr zu der Geschäftsidee?

Viele Grüße

Robin
 
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anjaxxo

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Mela

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Die Amerikaner die ich kenne mögen so "hartes" Brot nicht und bleiben lieber bei Brot, das sich bis auf ein Zehntel seiner Größe komprimieren lässt.
 

Ezri

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Solche Bäckereien und Cafès lohnen sich vor allem da, wo ein hoher Anteil an Deutschen Auswanderern leben.

Btw. was hälst Du von einer kleinen Vorstellung Deiner Person im Who is Who des Forums?
 

yogi123

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Wie mela schon schrieb, an den grossteil der amerikaner kannst du europaeisches Brot nicht verkaufen, die ausgewanderten vermissen zwar deutsches brot, sind aber nicht bereit fuer einen laib brot fuenf oder sechs dollar zu bezahlen, wenn es fuer einen dollar neunzig auch "brot" gibt.
 
W

Wisi

Guest
Die Idee ist IMHO total ueberholt denn erstens gibt es eh schon deutsche Baeckereien in den Gegenden wo es sich lohnt und zweitens gibt es inzwischen auch zahlreiche US Laeden mit gutem Brot... auch wenn nicht unbedingt deutsches Roggenbrot aber eben kein "Schaumstoffbrot" sondern echt gutes.

Zudem ist das Problem gerade bei den europaeischen Touristen aber eben auch bei den einheimischen Deutschen, wie Yogi ja auch schon angedeutet hat, dass sie nicht bereit sind fuer so ein Brot dann mehr zu zahlen und an die Preise der hier akzeptablen "Nicht-Schaumstoffbrote" koenntest Du nie und nimmer rankommen und Geschaeft machen.

Zu den anderen Waren, die meisten Supermaerkte haben hier eh schon internationale Regale wo man das meiste Zeug was Du genannt hast kaufen kann und es gibt bei Bedarf sogar ganze internationale Maerkte die sich darauf spezialiseren.

Tut mir leid, aber Deine Idee hat meiner Meinung nach keinerlei Chance auf Erfolg.
 

mari23

Well-Known Member
Citizen
Wie mela schon schrieb, an den grossteil der amerikaner kannst du europaeisches Brot nicht verkaufen, die ausgewanderten vermissen zwar deutsches brot, sind aber nicht bereit fuer einen laib brot fuenf oder sechs dollar zu bezahlen, wenn es fuer einen dollar neunzig auch "brot" gibt.

Also ich schon! Zumindest immer wieder mal. Ich habe noch nie dieses Schaumstoffbrot gegessen, nicht mal als Austauschstudentin vor 25 Jahren, als es hier noch nix anderes gab. Es gibt schon auch Amerikaner, die unser europäisches Brot mögen, sonst könnte sich La Panera ja nicht halten. Natürlich isst die Mehrheit der Amerikaner weiterhin am liebsten ihr Matschbrot. Allerdings gehe auch ich jetzt dazu über, Brot wieder selbst zu backen, weil mir Preise zwischen 4 und 7 Dollar für ein Vollkorn- oder Mehrkornbrot dann doch auf die Dauer zuviel sind.

Robin, vor 12 Jahren mag es noch der Fall gewesen sein, dass man Probleme hatte, gutes Brot zu finden. Allerdings habe ich schon im Jahre 2000 in Kansas (echt weit ab vom Schuss) ganz leckeres frisches Graubrot mit einer dunklen Holzofenkruste kaufen können. In 12 Jahren hat sich hier in USA sehr viel verändert.
 
T

teriyake

Guest
in einer Gegend, bei der man ansonsten schlecht an gescheites Brot rankommt. Wie eben Boston.

Erm...joeah...wenn es das nicht hier schon geben wuerde, dann waere das eine tolle Idee. Du basierst dich auf einen Wissensstand von 1997!

Hier (in Boston...) gibt es inzwischen genuegend gutes Brot, entweder im Supermarkt (z.B. Wholefoods, Trader Joes), von Ketten wie Flying Pig oder Iggies, oder auch in niedlichen kleinen lokalen Baeckereien wie Carberries, Hi Rise, Linzer Torte gibt's beim Burdicks, oder Gebaeck wie in Ketten wie Au Bon Pain.

Kaese gibt's in Formaggio's Kitchen, genauso wie diverse sonstige tolle europaeische Produkte, oder bei Karl's Sausage Kitchen oder Cardullos.

Alla, Boston kannste mal als Standort vergessen. Das waren jetzt naemlich nur die Lokalitaeten, die mir auf Anhieb einfallen...In anderen Orten mag es anders aussehen, aber ob da dann die Nachfrage herrscht muesste mal herausfinden.

Und ja...ich zahle ab und an fuer einen kleinen Laib frisches Brot vom Hi Rise auch mal 5 Dollar. Aber das ist nur ab und an...;).

VG
T
 

Emmaglamour

Well-Known Member
Greencard
Wie mela schon schrieb, an den grossteil der amerikaner kannst du europaeisches Brot nicht verkaufen, die ausgewanderten vermissen zwar deutsches brot, sind aber nicht bereit fuer einen laib brot fuenf oder sechs dollar zu bezahlen, wenn es fuer einen dollar neunzig auch "brot" gibt.
Ich glaube, die Auswanderer, die "richtiges" Brot vermissen, backen überwiegend selbst. Denn die Preise, die die "deutschen" Bäckereien aufrufen, sind wirklich happig. Ich zahle jedenfalls keine sechs Dollar für einen Laib Brot - Für das Geld kann ich locker sechs Laibe selber backen, und dann weiß ich unter Garantie, dass nur gute Zutaten drin sind...
...zweitens gibt es inzwischen auch zahlreiche US Laeden mit gutem Brot... auch wenn nicht unbedingt deutsches Roggenbrot aber eben kein "Schaumstoffbrot" sondern echt gutes.
Naja, da gehen dann die Meinungen darüber, was "gut" ist und was nicht, wieder auseinander. Die "Artisan Breads" schmecken mir beispielsweise überhaupt nicht, und auch das, was "Panera" oder "Atlanta Bread Company" anbieten, ist innen immer noch weich und pappig, auch wenn es eine annehmbare Kruste hat. Nein, danke. Und überhaupt muss ich gleich mal einen Brotteig ansetzen, damit ich heute Abend wieder backen kann. :)
 
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