Arbeitsmoral

Das denke ich aber auch, hegi. Mach dir da mal keine Sorgen. Wenn du immer und puenktlich zur Arbeit erscheinst, bist du schon besser als die Haelfte aller anderen Mitarbeiter und wenn du dann noch ein freundliches Wesen hast und deine Arbeit sorgfaeltig machst, dann wirst du bestimmt bald Mitarbeiterin des Monats.

Viel Glueck im neuen Job und $11.74 hoert sich erst einmal wenig an, aber ich habe mit 9 Dollar die Stunde angefangen, es ist ein Anfang und man kann nicht erwarten, dass man gleich auf dem gleichen Niveau anfaengt, wie in Deutschland. :glueck
 
Ich hab' hier eine Kollegin, die ist auch so: sie ist jetzt schon 20 Jahre bei der Firma, aaaber vor ein paar Jahren hat sich ihr Mann umgebracht, was natuerlich schlimm ist, aber lt. Aussage meines Chefs hat sie ganze zwei Jahre lang praktisch Null Leistung gebracht und die Firma hat sie trotzdem durchgeschleppt. Jetzt hat man sie vor ca. einem Jahr auf Teilzeit umgestellt, zahlt ihr aber trotzdem noch weiter die KV anteilsmaessig (was man nicht tun muesste) und hat ihr das Gehalt so zugeschnitten, dass sie weiterhin Arbeitslosengeld beziehen kann und ihre Social Security von ihrem Mann. Wenn sie denn da ist, kommt sie oft 'ne viertelstunde zu spaet, telefoniert dann ungelogen manchmal stundenlang privat, und hat dann Anfang des Jahres ihren Hund immer mit auf die Arbeit gebracht, weil dieser Krebs hatte. Natuerlich, ohne ueberhaupt vorher zu fragen, ob das in Ordnung sei! (Ich wuerde meine Hunde uebrigens auch gerne mit auf die Arbeit nehmen :( ) Sie musste ihr Haus verkaufen (Hypothek war zu teuer) und hat sich dann eine Wohnung gesucht, die jetzt statt wie vorher 20 Minuten Fahrt 45 Min Fahrtzeit entfernt ist. Hat sich aber dann beschwert, dass sie jetzt soweit fahren muss und sie will doch lieber zwei ganze Tage arbeiten, statt vier halbe. Ja, wer hat sich denn die Wohnung soweit weg gesucht?
Seit ein paar Wochen arbeitet sie jetzt noch weniger Stunden, weil sie fuer ihren Sohn babysittet. Dafuer wurde ihr wohl Geld von dem versprochen, das jetzt aber wohl nicht so kommt wie versprochen. Dafuer ist sie jetzt auf meinen Chef sauer, weil der sie logischerweise auch fuer weniger Stunden bezahlt. Gestern abend muss sie sich dann wohl mit ihm gezofft haben, jedenfalls hat er gesagt, dass sie wohl richtig garstig wurde. Also, ich schuettele nur mit dem Kopf ueber die. In jeder anderen Firma waere sie schon laengst hochkant rausgeflogen und hier beschwert sie sich noch :( Ist mir echt unverstaendlich
 
Ich hab hier als Berufsanfaengerin wegen meiner guten Arbeitsmoral schon etliche Jobs abstauben koennen, wo sich die "alten" Kollegen drum schlagen. Das sind zwar nur Tagesjobs, 1 bis 4 mal pro Monat, dafuer dann aber 40 oder auch 50 Dollar pro Stunde.
Puenktlichkeit, konzentriertes Arbeiten und vor allem Zuverlaessigkeit zahlen sich aus.
 
Es ist wie immer im Leben, halt alles eine Frage der Einstellung und da kann jeder selber für sich entscheiden, was er davon halten will.
Wer jahrzehntelang zuverlässig und pünktlich gearbeitet hat und dann plötzlich von einem Tag auf den anderen vor die Tür gesetzt wird, der wird sich wohl sowohl in Deutschland als auch in den USA mehr als nur ver..... vorkommen.
Wenn dann Arbeitnehmer sich sagen, was soll ich mich hier einbringen, um hinterher ohnehin nur wegrationalisiert zu werden, es ist für mich nachvollziehbar.
Wenn ich vor allem daran denke, was die Firmentreue der Arbeitnehmer im Ruhrgebiet gebracht hat, dann ist es nichts als nur eine Folge der Situation, wenn halt auf beiden Seiten jeder für sich schaut.
 
Das mag ja sein, aber als Arbeitnehmer sitzt du nun mal am kuerzeren Hebel. Wenn du dich naemlich nicht einbringst und dann spaeter ein gutes Zeugnis brauchst, ist das dein Nachteil. Aber das muss wie du sagst jeder selbst wissen. Ich persoenlich will fuer mich eine gute Arbeit machen, ganz egal wo das nun sein mag. Denn ich muss meine Arbeit moegen, sonst graust es mir ja jeden Tag, wenn ich zu dieser Arbeitsstelle gehen muss. Ist also reine Selbstsucht und hat mit dem Arbeitgeber eigentlich nur am Rande zu tun :)
 
Suze schrieb:
Das mag ja sein, aber als Arbeitnehmer sitzt du nun mal am kuerzeren Hebel. Wenn du dich naemlich nicht einbringst und dann spaeter ein gutes Zeugnis brauchst, ist das dein Nachteil. Aber das muss wie du sagst jeder selbst wissen. Ich persoenlich will fuer mich eine gute Arbeit machen, ganz egal wo das nun sein mag. Denn ich muss meine Arbeit moegen, sonst graust es mir ja jeden Tag, wenn ich zu dieser Arbeitsstelle gehen muss. Ist also reine Selbstsucht und hat mit dem Arbeitgeber eigentlich nur am Rande zu tun :)
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Das hast du super gesagt. Genauso sehe ich es auch.
 
Ich hatte in Deutschland einen Nachbarn, der war unheimlich gluecklich, dass er einen Job als Betriebselektriker in einem Krankenhaus ergattert hatte, wo er ueberwiegend "eine ruhige Kugel schieben" konnte, sprich: fast nichts zu tun hatte.

So ein Job wuerde mich irre machen. Als ich frueher noch als Schriftsetzerin in einer kleinen Druckerei gearbeitet habe und mal sehr wenig zu tun war, da habe ich dann gelernt, auch die anderen Maschinen zu bedienen, die eigentlich gar nichts mit meiner eigenen Arbeit zu tun hatten. Und ich fand das richtig klasse, neues dazu zu lernen und war stolz darauf, dann auch die kleine Druckmaschine, die grosse Reprokamera, Papierschneidegeraet usw bedienen zu koennen. Ich habe sogar mal einfach die Blumenbeete vorm Laden auf Vordermann gebracht. Einfach nur da sitzen und in der Nase bohren liegt mir nicht.

Ueberwiegend ist das Einstellungssache, ich weiss nicht, ob man da gross zwischen Amis und Deutschen unterscheiden kann. Faule Saecke gibt's halt ueberall. Ich hab halt das Beduerftnis, mein Geld auch wert zu sein und es mir ehrlich zu verdienen. Und ich will zufrieden sein mit dem, was ich geleistet habe. Nun habe ich allerdings auch schon immer das grosse Glueck gehabt, Arbeit zu haben, die mir Spass macht und zu der ich gerne hingegangen bin. Aber vielleicht wars ja auch kein Glueck sondern lag halt an meiner Leistungs- und Lernbereitschaft, dass ich mir die Jobs groesstenteils so aussuchen konnte.
 
Ein Bekannter von mir hat Tauchreisen organisiert, an denen er grundsätzlich auch teilnahm. Er hatte auch einen Vollzeit Job bei einer der Größten amerikanischen Telefongesellschaften. Wenn er seinen Urlaub aufgebraucht hatte, hat er sich krank gemeldet. Er musste ja Tauchen und Reisen. Keiner konnte ihm was anhaben da er seit über 30 Jahren in der Firma als Gewerkschaftsmitglied war.
 
Vielen lieben Dank Euch allen. Die ersten Tage habe ich ganz gut ueberstanden. Es war ein wenig lustig, da mir der Manager immer wieder ungefragt ersicherte, ich wuerde einen guten Job machen. Keine Ahnung woher er das wissen will, er sieht mich den ganzen Tag nicht.
Ich hab hier auch ein Notizbuch, in das ich mir alles aufschreibe. Die Herausfrorderung ist noch immer die Sprache, aber es wird langsam besser. :-)
 
hegi schrieb:
Die Herausfrorderung ist noch immer die Sprache, aber es wird langsam besser. :-)
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Keine Angst, das geht ganz schnell!
Wie heisst es doch so schoen: man waechst mit seinen Aufgaben!

Ich hab am Anfang auch gedacht, ich verknote mir die Zunge und manchmal fielen mir die einfachsten Vokabeln nicht ein. Aber das hat mich glaub ich mehr genervt als alle anderen. Und ausserdem: ;) - der deutsche Akzent kommt hier ganz gut an ;)

Sieh zu, dass du dir deine Notizen direkt auf Englisch machst. Damit ersparst du dir eine Menge hinundher Uebersetzerei und blockierst dir das Hirn nicht unnoetig. Das fuehlte sich fuer mich am Anfang etwas doof an, aber als ich das deutsche endlich einfach ausgeklammert hatte bei der Arbeit/Ausbildung, das hat mir enorm geholfen
 
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