Schön, daß Du Kanada erwähnst, wenn Du da einwandern möchtest, muß Du dafür unterschreiben, daß Du einige kulturelle Dinge in Kanada akzeptierst und anerkennst. Unter den Punkten ist zum Beispiel die Gleichstellung zwischen Mann von Frau.
Da geht es aber weniger um die Akzeptanz der kanadischen
Kultur, sondern um die
Befolgung der in der kanadischen Verfassung festgelegten Grundrechte wie Gleichberechtigung. Und dass Einwanderer sich ebenso wie Staatsbürger an geltende Gesetze zu halten haben, das versteht sich im Grunde von selbst - ich glaube nicht, dass irgendjemand dem ernsthaft widersprechen wollte.
Schächtung von Tieren ist in Deutschland verboten, aber nicht der Import von geschächteten Tieren.
Seit wann ist Schächtung denn verboten? Ich erinnere mich vage an ein Gerichtsurteil, demzufolge Schächtung als "religiöses Recht" über den Tierschutz gestellt worden war. Das ist eine Weile her, und ich weiß, dass mich das seinerzeit tierisch (sic!) aufgeregt hat - ist aber schon eine Weile her (muss in den 90ern gewesen sein).
Eigentlich wollte ich hier jetzt nicht ueber Kopftuecher diskutieren, da habe ich wohl ein schlechtes Beispiel genommen, das wieder fuer Debatten sorgt.
Ehrlich gesagt finde ich das Kopftuchbeispiel super, denn es illustriert so wunderbar die Schizophrenie, die in der "Anpassungsdebatte" immer wieder hochkommt. Denn offenbar geht es ja gar nicht darum,
das Kopftuchtragen an sich zu untersagen. Sondern es geht darum,
Muslimas das Kopftuchtragen zu untersagen.
Ich, bekennende und praktizierende Atheistin

, trage oft Kopftuch - im Sommer bestimmt drei Tage pro Woche. Und das stört keine Sau. Es würde auch nie jemand in Deutschland, Frankreich oder sonstwo auf die Idee kommen, mir das Kopftuchtragen untersagen zu wollen, denn ich bin ja nicht dunkelhaarig oder glutäugig und damit auch nicht "islamverdächtig". Und man denke mal an all die christlichen Nonnen, deren Habit auch nichts anderes ist als die christlich-westliche Variante des Tschador. Daran hat niemand etwas auszusetzen (warum eigentlich nicht?). Aber wehe, eine Frau, die "irgendwie arabisch" aussieht, trägt Kopftuch - dann ist das, was ich als angenehmen Sonnenschutz empfinde und das, was bei Nonnen ein Zeichen von "Frömmigkeit" ist, sofort ein Zeichen von alarmierender Unterdrückung, selbst dann, wenn die Frau ansonsten westlich oder sogar sexy gekleidet ist. Ich finde diese Unterstellungshaltung, wenn ich ehrlich bin, ziemlich arrogant. Wohlgemerkt, ich spreche von Kopftüchern, nicht von Niqabs oder Burkas.
Ich stehe hier definitiv im Schulterschluss mit Anjaxxo: Sprache lernen: unbedingt. Da gehe ich noch einen Schritt weiter als Anjaxxo. Grundlagen der Sprache sollten in meinen Augen zwingend vorhanden sein,
ehe eine Aufenthaltsgenehmigung erteilt wird. Aber so lange Einwanderer sich an geltende Gesetze halten, bin ich nicht der Meinung, dass sie sich kulturell assimilieren müssen. Ob es in Bezug auf Integration klug ist, die Kultur des Einwanderungslandes abzulehnen, das steht auf einem anderen Blatt. Aber ich finde es in Ordnung, ja, sogar normal und wünschenswert, wenn man seine Wurzeln nicht vergisst und seine eigene Kultur (und Sprache) auch als Einwanderer pflegt - und den meisten Einwanderern gelingt ja meinem Eindruck nach auch der Mittelweg zwischen "alter" und "neuer" Kultur.