Firmen-interner Transfer in US-Niederlassung

Shadax

Member
Hi!

Bei mir besteht schon länger der Wunsch, in USA zu arbeiten oder, gar noch besser, auszuwandern.

Nach einer Bewerbung im Frühjar bei einer Firma in Nordkalifornien schien es zunächst so, als ob sich mein Traum erfüllten könnte. Positive Interviews + erfolgreicher Einstellungstest, doch dann kam die Frage nach dem Visum: Zunächst spekulierte man auf ein O1-Visum, doch die Anforderungen waren nicht ganz erfüllbar. Dann der Vorschlag per L1-B-Visum: erst mal für 1 Jahr in der England-Niederlassung zu arbeiten, danach potentieller Transfer ins US-Studio. Jedoch wehrte sich der Arbeitgeber mit Händen und Füßen, auch nur annähernd eine Art Willenserklärung für einen potentiellen US-Transfer in den Vertrag zu schreiben ("Visa-Situation ist ja so schwer / kann sich ja alles ändern / blah blah"). Somit wäre ein Transfer erst mal nicht garantiert, und wenn doch, dann wohl auch nur sofern im US-Studio zukünftig wieder eine passende Stelle offen wird.

Zwischenzeitlich schaute ich nach weiteren US-Firmen. Auch dort dann im Prinzip die gleiche Aussage: Wenn, dann nur per L1-Visum (also auch erst mal für mind. 1 Jahr in einer europäischen Niederlassung zu arbeiten). Obendrein erwähnte ich mein Anliegen, auch dauerhaft in USA leben/arbeiten zu wollen, also per Green Card durch den Arbeitgeber. Jedoch erklärte man mir, dass eine Green Card auch hier schwer zu bekommen sei, zumal ich keinen Hochschabschluss ("degree") vorweisen kann (lediglich die Ausbildung "Associate of Applied Science (A.A.S.) in Computer Programming"). Bessere Chancen hätte ich, wenn ich an weiteren Publikationen arbeiten und veröffentlichen würde. Bisher hielt ich einen Vortrag ("Talk") vor internationalem Fachpublikum, und referierte mal live auf einer Fach-Webseite mit dem Moderator per Skype-Zuschaltung ebenfalls vor Fachleuten über ein bestimmtes technisches Gebiet der Software-Entwicklung.

Meine Frage nun: Kann jemand aus eigener ähnlicher Erfahrung etwas zu diesem Thema sagen? Oder evtl. kennt sich jemand mit der Visa/Green-Card-Situation noch besser aus (als ich), und könnte etwas seine Sicht der Dinge zu meiner Situation sagen?

Danke schon mal im Voraus!
 

Ezri

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Administrator
L1-Visum ist für beide Seiten das beste Visum, denn von da aus kann es direkt auf eine Greencard gehen. Und leider ist die Regel so, dass man erstmal ein Jahr in Europa im entsprechenden Unternehmen gearbeitet haben muss, damit man entsendet werden kann. Was ist da schon ein Jahr, wenn man danach möglicherweise für immer in den USA bleiben kann? :)
Alternativ gäbe es auch das H-1B Visum, wird aber nur in limitierter Anzahl herausgegeben und mittlerweile ebenso verlost wie die Greencard. :hmm
 

Shadax

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Hi Ezri, danke für deine Antwort.

1 Jahr in einer europäischen Niederlassung zu arbeiten wäre natürlich annehmbar. Damit könnte ich dann (sofern es deren betriebliche Lage zulässt) zunächst auch in der US-Niederlassung zeitlich begrenzt auf L1-Basis arbeiten.

Wie sieht es deiner Meinung/Erfahrung aber dann mit einer Greencard aus? Wie ich ja schrieb, hat mir eine andere Firma keine große Hoffnung auf eine GC gemacht, da mir der Hochschulabschluss fehlt. Inwieweit wäre solch ein Abschluss tatsächlich mehr als hilfreich, eine Daueraufenthaltsgenehmigung zu bekommen? Zudem erinnere ich mich, dass der Erwerb einer GC durchaus mehrere Jahre dauern kann (und zwischenzeitlich das L1-Visum natürlich auslaufen könnte und/oder ich aus betrieblichen Gründen das Land wieder verlassen müsste).
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Ob ein Hochschulabschluss dich über den Arbeitgeber via L1 zu einer Greencard führt, kann ich dir leider nicht beantworten. Ich bin fast versucht zu sagen, dass der Hochschulabschluss dafür irrelevant ist. Wichtiger ist doch, ob deine Qualifikationen bei Ausübung deiner Tätigkeit für den Arbeitgeber unverzichtbar sind. :hmm
Das L1 kann jedenfalls mindestens einmal verlängert werden. Mehr weiß ich leider auch nicht.
 

Ulrich

Well-Known Member
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Greencard von L1-A ist einfacher als von L1-B, da die Labor Certification anscheinend wegfaellt (oder zumindest war es so in der Vergangenheit). Wenn Du Dich als "Manager" (muss nicht Leute sein, kann auch Produktmanager oder aehnliches sein) versetzen lassen kannst, dann ist das langfristig besser.

Aendert aber nichts an der Problematik, mindestens ein Jahr bei der Firma angestellt gewesen zu sein.
 

ChrisH

Well-Known Member
Ich habe selbst noch keine Erfahrungen gemacht, kenne mich aber einigermaßen mit den Visa-Arten aus, weil ich selbst seit einiger Zeit schaue, welche Möglichkeiten es gibt.
Für ein H1B benötigt man mindestens einen Bachelor.
Wie Ulrich schon sagte, benötigt man für eine Greencard (EB-3) vom L1-B aus eine Labor Certification, wo der Arbeitgeber die Stelle zu einem branchenüblichen Gehalt öffentlich ausschreiben muss und dann nach etwa 60 Tagen begründen muss, warum er keinen Amerikaner oder Greencard-Holder finden konnte, der genauso für den Job geeignet wäre. Vermutlich meinte der Arbeitgeber diese Situation, die ohne Hochschulabschluss schwierig wird.
Der andere Punkt mit den Publikationen: Wenn du wissenschaftliche Publikationen, die am besten öfters von anderen zitiert wurden besitzt und am besten noch Preise in deinem Fachgebiet gewonnen hast, dann würdest du dich evtl. für ein EB-1A Visa qualifizieren (Aliens with extraordinary ability). Dafür benötigt man keine Labor Certification.
Das stelle ich mir allerdings langwierig vor, wenn man jetzt auswandern möchte.

Ich würde empfehlen, mindestens einen Bachelor draufzusetzen (notfalls per Fernstudium) und dann mit H1B-Visum rüber, dann nach 4,5 oder 5 Jahren Greencard beantragen (EB-3 mit Bachelor, EB-2 mit Master) Parallel immer schon an der DV Lottery teilnehmen.
Geht zwar auch alles nicht sonderlich schnell, aber an eine Greencard zu kommen, ist nicht so einfach.

Eine andere Variante wäre, auf L1-B auswandern und paralleles Bachelorstudium, um nach einigen Jahren die Chancen auf eine Greencard zu erhöhen. Parallel wieder DV Lottery.

Mit viel Geld auf dem Konto kann man sich natürlich auch ab 500.000 Dollar eine Greencard kaufen (EB-5 Investorenvisum).
 

Admin

Administrator
Teammitglied
Administrator
Wie entsenden bei uns in der Firma Leute nur mit L1 Visum, H1B haben wir, wenn dann, lediglich für einige Kollegen im IT Bereich aus Indien
 

Shadax

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Vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen.

(1) Eine Frage bzgl. der EB-3 Greencard: laut dieser website (https://www.immi-usa.com/immigration/employment-green-card/eb3-green-card/), scheint es diese Art von Greencard sowohl für Leute *mit* also auch *ohne* Bachelor zu geben. Unterschieden wird offenbar zwischen "Skilled Worker" (mit Berufsausbildung) und "Professional Worker" (mit Bachelor). Von daher bräuchte ich ja dann gar keinen Bachelor mehr zu machen, oder?

(2) Und noch etwas zu EB-2 und EB-3: es scheint, als wird für beide Greencards diese "Permanent Labor Certification" (wie von Ulrich und ChrisH angesprochen) benötigt (also so eine Art Nachweis, dass sich kein amerikanischer Arbeitnehmher für die Stelle finden lässt). Auch hier dann die Frage: wozu überhaupt den Bachelor machen, wenn sich beide Greencard-Typen in dieser Hinsicht offenbar nicht unterscheiden?

(3) Zum H-1B-Visum: laut dieser website (https://www.stilt.com/blog/2018/06/h1b-visa-guide/) braucht man tatsächilich mindestens einen Bachelor oder mind. "12 years of specialized work experience". In meinem Fall habe ich tatsächlich schon mehr als 12 Jahre Erfahrung in der Software-Entwicklung - jedoch noch nicht volle 12 Jahre auf dem Spezialgebiet, bei dem es um mein Jobangebot geht. Weiss jemand, wie genau "specialized work experience" hier definiert ist?

(4) Und noch mal zum H-1B: dieses lässt sich ja ebenfalls in eine EB-2/3 Greencard transferieren. Und hier würde dann ja auch wieder die "Permanent Labor Certification" beantragt werden müssen.

Also so oder so, und egal ob per L-1B oder H-1B, am Ende läuft es doch auf den gleichen Weg hinaus, was die Hürden für eine Greencard angehen, oder nicht?? Somit kann ich nicht ganz verstehen, warum ohne "degree" dann schlecher aussieht, als mit!?

Hier der O-Ton vom Recruiter bzgl. L-1B und Greencard:

"You would have to work in the UK office for one year before
transferring over to (xyz) on an L-1 visa. You would be able to work on
this visa but it would eventually expire. Since you do not have a degree,
your chances of being converted into green card permanent residency status
do not look good. Most likely, you would have to return to your home
country once the visa expires."
 

stefan tweets

Well-Known Member
Since you do not have a degree,
your chances of being converted into green card permanent residency status
do not look good.

Zu den anderen Sachen kann ich nichts sagen, aber ich suche im Moment selbst nach IT Jobs. Bei mir ist es zwar eher Systemadmin oder sowas, aber alle Jobs in dem Bereich verlangen einen Bachelor manchmal auch was gleichwertiges, was auch immer das ist. Bachelor in Science wird aber fast immer bevorzugt. Daher ist es ohne Bachelor denk ich schwer eine Stelle zu begründen die nur ein Ausländer machen kann.

Schau mal bei Indeed rein, suche dir einen Ort oder eine Wunschstadt raus und sieh dir die Stellenanzeigen genauer an. Als Beispiel gebe Austin an. Die Stadt ist sehr teuer, man kann aber theoretisch mit der Straßenbahn vom billigen Leander in die Stadt fahren. Vielleicht braucht man nicht in jedem Bundesstaat einen Bachelor, du kannst etwas rumspielen.
Als Software Developer (je nach Spezialisierung unterschiedlich) verdient man laut Indeed in Austin im Mid-Level Bereich etwa 90,000 bis 100,000 Dollar. Mit Senior-Level und 10 Jahren Erfahrung ist man bei 100,000 bis 115,000. Ob die Zahlen tatsächlich stimmen kann ich nicht sagen, das man aber bei dem Gehalt einen Abschluss braucht dürfte selbstverständlich sein, vor allem in den den USA wo die Trennung mit und ohne Abschluss viel deutlicher zu sehen ist als in Deutschland.

In der IT arbeite ich auch seit mehr als 10 Jahren, habe einen Bachelor in Science und würde jetzt auch nicht viel verdienen, weil mir die für meinen Job relevanten Zertifikate fehlen. Jetzt muss ich die alle schnell nachholen und noch mal ein bis zwei tausend Dollar investieren, aber wenn ich mehr als 40.000 verdienen will, ist das halt so. Ohne Abschluss und Zertifikate kommt man in den USA viel weniger weit als in Deutschland. Vielleicht willst Du keinen Bachelor machen, aber wird dich hier eine sehr fette Stange Geld kosten.
 
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