Zieht etwa China die Karre aus dem Dreck?
Wage ich zu diesem Zeitpunkt zu bezweifeln.
Viele arme Bauern haben sich in den letzten Jahren als Wanderarbeiter in die Städte begeben, wo sie vor allem für schwere Arbeiten auf dem Bau oder in Fabriken verpflichtet wurden. Sie spüren nun als erste, dass auch in China der Wirtschaftsmotor ins Stottern geraten ist. Laut offiziellen Angaben sind haben bereits 20 Millionen Wanderarbeiter ihren Job verloren, und weitere dürften folgen. Offizielle Angaben aus China sollte man aber immer hinterfragen, in Realität sind also weit mehr Wanderarbeiter ohne Job.
Die meisten dürften aufs Land zurückkehren, wo sich die soziale Lage verschärfen wird. Die Regierung gab in einem Bericht zu Jahresbeginn offen zu, dass sie vermehrt mit Unruhen und Protesten rechnet. Schon in den Boomjahren war es zu Aufständen von Landbewohnern gekommen, die sich gegen die Willkür von korrupten Parteibonzen wehrten. Ein gestärkter Sozialstaat könnte die Lage entschärfen. Dieser Sozialstaat - eigentlich paradox, denn China bezeichnet sich nach wie vor als kommunistischen Staat und sollte als solcher die soziale Sicherheit garantieren - kostet jedoch eine Menge Geld.
Nur wenn die Chinesen Geld für den Konsum ausgeben, kommt China nicht massiv in die Klemme. China produziert in erster Linie nämlich für den Export und nicht für den heimischen Markt. Dort ist die Nachfrage noch bescheiden, weil die Chinesen wegen der fehlenden sozialen Sicherheit lieber sparen als konsumieren. Angesichts rückläufigen Exporte wegen der Wirtschaftskrise wird dies zunehmend als Problem erkannt. Ein gestärkter Sozialstaat soll die Chinesen dazu bringen, ihr Geld auszugeben, statt es zu horten.
Experten warnen allerdings vor falschen Hoffnungen: "Selbst wenn die Regierung schon morgen die beste Sozialversicherung und die beste Gesundheitsversorgung der Welt einführt, wird es viele Jahre dauern, bis das System glaubwürdig genug ist, um das Konsumverhalten der Haushalte zu ändern", sagte Michael Pettis, Finanzprofessor an der Universität von Peking, gegenüber CNN. Die Geschichte lehre, dass der Umbau von einer exportorientierten zu einer am Heimmarkt ausgerichteten Wirtschaft "sehr schwierig ist und lange dauern wird".
Wenn man zusätzlich einen Blick auf die Abhängigkeit zum Dollar und den Billionen von Staatsanleihen in Dollar wirft, denke ich nicht, dass China die Karre aus dem Dreck zieht.
