Phd in Deutschland und dann an eine US-Uni

Siwen

New Member
Hallo Leute, :winke

bin neu hier und wollte mal an euren Erfahrungen, Meinungen und eurer Kritik teilhaben.

Ich bin derzeit 32 Jahre und habe von meinem Ex-Prof eine Doktorandenstelle an der Sprachwissenschaftlichen Fakultät angeboten bekommen. Mein Studium habe ich als Master für Englisch, Italienisch, Französisch und Spanisch absolviert (Spreche zusätzlich noch Portugiesisch, Türkisch, Chinesisch, naja Latein aber das zählt nicht).

Ich arbeite nun bereits seit 4 Jahren freiberuflich und leite seit nunmehr 2 Jahren ein eigenes Lektorat und Spracheninstitut. (Da denk manch einer, warum will er dann da weg?). Nun ja, mein Wunsch war es schon immer mal in die USA zugehen und dort zu arbeiten. Bereits dreimal war ich dort (San Francisco, New York, Chicago) und muss sagen, dass es mir mehr als nur gefallen hat. In diesem Sommer plane ich einen Teil des Apalachian Trails zu wandern (Kann mir nur 2 Monate Urlaub nehmen) und versuche mir dabei etwas über meine derzeitige Situtaion klar zu werden. Eure Meinung, so denke ich, kann ebenfalls förderlich sein.

Ich weiß, dass es nicht gerade sinnvoll ist heute über ein Thema zu diskutieren, was eventuell erst in drei Jahren von Intersse sein könnte. Jedoch red ich mal jetzt nicht so um den heißen Brei herum und stelle meine Frage (zunächst indirekt).

Mein Prof, mit dem ich zwischendurch immer mal noch in Kontakt stehe, hat mir in den letzten Wochen für das kommende Wintersemester eine Doktorandenstelle angeboten. Die läuft ca. 3 Jahre mit dem Abschluss Phd als Ziel. Hierbei jedoch stellt sich mir die Frage, inwiefern es Sinn macht, neben dem Beruf diese 3 Jahre zu absolvieren. Ich werde zudem noch einen Bachelor in "Antike Kulturen" mit einbauen. Meine Hoffnung ist, dass ich nach meinem Phd, an einer US-Uni eine Stelle als Dozent bekomme.

Hat jemand vielleicht eine Idee oder Meinung, wenn nicht sogar Erfahrungen mit den eventuellen Chancen.
Bin dankbar für jede Anregung...

Danke schon mal im Voraus
 

Ace

Well-Known Member
Genau mit deinem Bereich kenne ich mich nicht aus, aber in den Naturwissenschaften ist es ja durchaus üblich, nach dem Doktor für einige Jahre (oder länger ;) ) im Ausland zu arbeiten. An meiner alten Uni gab es zwei Deutsche Profs, die im geisteswissenschaftlichen Bereich promoviert haben, das scheint also durchaus machbar zu sein und eine Anerkennung des Doktorgrads ist kein Problem. Wie genau die Arbeitsmarktlage für Geisteswissenschaftler ist, kann ich dir aber nicht sagen. Professuren sind gewiss nicht sonderlich dicht gesät, d.h. du musst schon gute Forschungsergebnisse produzieren und publizieren. Die finanzielle Ausstattung der humanities lässt, genauso wie in Deutschland auch, zu wünschen übrig.
ich persönlich würde nicht promovieren, nur um eventuell eine der recht seltenen Professuren zu bekommen, aber ich bin auch Naturwissenschaftler und da vielleicht eher pragmatisch veranlagt. ;) Auf der anderen Seite hast du natürlich im Notfall immer noch dein Lektorat, d.h. wenn alle Stricke reißen...
 

frollein pampel

Well-Known Member
Ich sehe das ähnlich, und würde sogar so weit gehen zu sagen dass die Professuren im geisteswissenschaftlichen Bereich in den USA rarer gesät und schlechter bezahlt sind als in D.
 

ollie

Well-Known Member
Ehe-GC
In diesem Sommer plane ich einen Teil des Apalachian Trails zu wandern (Kann mir nur 2 Monate Urlaub nehmen) und versuche mir dabei etwas über meine derzeitige Situtaion klar zu werden.
Danke, der war gut!! Sorry, kann zum Thema nicht viel beitragen, lebe ja in sowas von einer anderen Welt. Wirst Du vielleicht auch mal eines Tages, wenn Du erst in diesem Land lebst und nicht nur hier Urlaub machst. Obwohl, Uni und Industrie unterscheiden sich ja denn dann auch noch bisweilen wie Tag und Nacht...
 

Siwen

New Member
Hi,

super danke schon mal für die bisherigen Antworten.

Denke mal, dass ich hier in D meine Promotion durchziehen werden, und wohl erst kurz vor Ende derselben definitiv aktiv werden kann. Planung jedoch, und da bin ich auch sehr pragmatisch veranlagt (@Ace - :)) denke ich, sollte bei der Vorbereitung ebenfalls mitspielen. Ich habe auch schon gehört, dass die Professuren nicht so häufig in den GeWis vorkommen, jedoch stellt sich mir dabei die Frage, ob man dann mit einem normalen deutschen Master in den USA eine Chance hat, wenn man aus diesem Bereich kommt.

Ich habe auch von einer Liste gehört, in der viele Jobs aufgelistet sind, wofür ein starker Bedarf besteht? Weiß jemand von euch etwas davon?

Gruß
 

middlestreet

Well-Known Member
Hallo Siwen,

eine Promotion ist ein gutes Sprungbrett, um in die USA zu kommen. Allerdings solltest Du auch das frühzeitig planen, indem Du Dich schon früh in der Dissertationsphase in Richtung USA orientierst. Das hängt jedoch (leider) immer vom Prof und der Universität ab. Erstmal ist es wichtig, zu wissen, wie Dein Fachgebiet in den USA vertreten ist und wie Dein Professor in den USA vernetzt ist. Ist das der Fall, solltest Du in Erfahrung bringen, ob Du in die USA auf Konferenzen fahren kannst. Dein Prof wird Dir dabei helfen, welche Konferenzen für Dich und Dein Thema Sinn machen.

Auf den Forschungskonferenzen gibt es auch häufig Job fairs, die Du gegen Ende Deiner Dissertation wahrnehmen solltest. Aber dann ist es gut, schon ein Forschernetzwerk in den USA zu haben, die Dich weiterempfehlen können etc. Auch sollte man auf dem Jobmarkt in den USA Publikationen aufweisen können.

Ob Du eine Promotion in drei Jahren neben dem Job machen kannst, finde ich, ehrlich gesagt, fraglich. Viele Doktoranden schaffen das aufgrund von Lehrstuhlarbeit oder Projektarbeit in 5 Jahren nicht. Und das heißt überhaupt nicht, dass diese Doktoranden faul wären. Du hättest daneben noch Deinen Job. Das solltest Du nicht unterschätzen. Es gibt zwar auch externe Doktoranden, allerdings ist das nicht die wisseschaftliche Karriere, die anzustrebsen scheinst. Meist fehlt es dann an hochwertigen Publikationen, die viel Zeit beanspruchen.

Überhaupt ist die Foschung ein zeitintensiver und stressiger Karrierejob. Zunächst hat man einige befristete Stellen, bei denen man viel leisten musst, um weiter zu kommen. Du solltest also erst mal herausfinden, ob das etwas für Dich ist. Wenn Du diesen Job nicht magst, bist Du dann zwar in den USA, aber evtl. nicht glücklich.

Gruß,
middlestreet
 

Siwen

New Member
Hey middlestreet,

auch dir herzlichen Dank für deine Antwort. Die hat mir schon mehr Mut gemacht eine Diss anzufangen. Hast du irgendwelche Erfahrungen oder weißt du, wo ich mich über die Vertretung von Fachgebieten informieren kann? Nach Rücksprache mit meinem
Prof, der übrigens US-orientiert ist, gibt es dort wohl viele mögliche Konferenzen. Er meint nur, dass man auch nicht klar abschätzen könnte, ob alle förderlich sind für meine Diss.

Kennt vielleicht jemand irgendwelche Seiten, und sei es auf Englisch :P, wo man sich derzeitig gefragte Jobs ansehen kann, oder aber sich darüber informieren kann, inwiefern ein Fachgebiet vertreten ist?

Vielen Dank für die Antworten

Gruß
Siwen
 

middlestreet

Well-Known Member
Hallo Siwen,

prima, dass Du Dich für eine Promotion interessierst und diesen Weg gleich von Anfang an für den nächsten Karriereschritt nutzen willst! Das ist eine gute Voraussetzung, mit der Promotion dann auch weiterzukommen, egal in welchem Fachgebiet.

Welche Konferenzen für Dich in Frage kommen, zeigt sich meist mit Deiner Forschung selbst. Schau Dir an, welche Autoren Du zitierst und auf welchen Konferenzen sie sich bewegen (z.B. in den Konferenzprogrammen, Best Paper Awards, Conference Proceedings etc.), denn mit denen möchtest Du Dich ausstauschen. Wichtig ist erst mal, dass Du Dein Thema findest, dann finden sich Konferenzen und evtl. interessante Ansprechpartner zur Kooperation sehr leicht. Es klingt, als wäre Dein Professor da sehr gut vernetzt und kann Dich entsprechenden Forschern vorstellen. Du musst Dich aber auch nicht scheuen, interessante Forscher selbst anzusprechen. Gerade in den USA sind Professoren Nachwuchsforschern gegenüber sehr offen.

Die Kontakte kannst Du auch für einen Gastforscheraufenthalt während der Diss nutzen. Der DAAD (https://www.daad.de/de/) vergibt dazu Stipendien. So einen Aufenthalt kann ich Dir nur empfehlen.

Zur Jobsuche ist der Chronicle of Higher Education (Home - The Chronicle of Higher Education) ganz interessant. Das ist eine Art Online-Zeitung mit Stellenangeboten, damit bekommt man ganz gut auch die Diskussionen hinsichtlich der Stellensituation, Ablauf der Bewerbungsverfahren etc. mit.

Frag gerne nach, wenn Du noch Fragen hast! Wann soll es denn losgehen, mit der Diss?

Gruß,
middlestreet
 
Oben