Hallo Anjaxxo,
es ist so das mein Mann warum auch immer sich sehr weit zurück erinnern kann. Er weiß noch seinen ersten Alptaum mit 1, Schlange unter dem Bett mit 2, ... seine Mutter fragt ihn oft nach Dingen, die sie längst vergessen hat. Mein Mann wurde mit 4 von seiner Mutter mit der Ausrede" Die deutsche Oma zu besuchen" nach Deutschland gebracht. Mein Mann kann sich an alle Personen, Spielsachen, Orte, Erlebnisse erinnern. Bis 12 als sein Vater starb war er auch immer wieder zu Besuch da. Er hat in jedem Urlaub darauf gewartet, dass sein Dad ihn da behält. Als sein Vater starb(Autounfall), ist für ihn eine Welt zusammen gebrochen. Er musste in Deutschland bleiben. Mein Mann ist "1/2 native American" und stolz auf seine Wurzeln. Als sein Halbbruder ihn über Facebook fand, fing er an zu leben. Sie sind sich so ähnlich, haben so ne riesen Sehnsucht nacheinander, ich muss oft deswegen weinen.
Nein, rose Brille tragen wir nicht. Wir haben schon ne Ahnung von den USA. Ich hab schon Angst, freu mich aber auch gleichzeitig. Das Land wollen wir bebauen. Mit Haus und Garten. Ich habe schon in Deutschland versucht aus der Gesellschaft auszusteigen, nun versuche ich es in USA. Das heißt für mich Zuhause bei den Kindern zu sein, eigene Eier, eigener Salat, eigene Marmelade, eigenes Obst und Gemüse......... Ich habe bisschen Probleme mit Menschen. Nähe/Distanz, eigene Grenzen achten... Darum möchte ich das Land bearbeiten(wie ich es auch hier mache) davon leben zu können und nicht irgendwelchen Arbeitskollegen... ausgeliefert sein zu müssen. Darum brauche ich auch erstmal keine Arbeitserlaubnis. Wir haben bisschen Startkapital, davon zahlen wir Flug und den Umzug. Vom Rest evtl. nen Trailer wo wir drinnen wohnen. Meine Schwägerin hat auch 2 kleine Kinder und ist Zuhause. Vielleicht übernehme ich dann die Kinder und sie, ihr und mein Mann gehen arbeiten? Wir haben 1000 Ideen und die braucht man auch, wenn man in die USA geht. Ich mag die Leichtigkeit von den Amis. Das Land, die Landschaft... Irgend jemand hat mir geantwortet "Hotchkiss so ein Kaff" ja das brauchen wir, wir kommen aus München! ;-)
So, nun bin ich wieder abgeschweift.
Also, ich und meine Kinder brauchen ein Einwanderungsvisa. Dieses muss mein Mann mit mir in Frankfurt beim Konsulat beantragen. Mein Mann kann dann mit Sack und Pack in die USA und ich warte Zuhause mit den Kindern bis das Einwanderungvisa da ist und komme dann nach. Ist das richtig so??? Wielange dauert das denn mit dem Visa und was wird das kosten???
Danke für die Antworten
Monika
Mmmh, irgendwie bekomme ich bei deinen Erzaehlungen den Eindruck, dass ihr vor Problemen davonrennt. Der Austritt aus der Gesellschaft hat in Deutschland nicht funktioniert, jetzt wird es in den USA versucht.
Es ist ja alles schoen und gut, dass sich dein Mann an seine Kindheit recht detailiert erinnern kann, aber es sind nunmal Kindheitserinnerungen. Es sind Erlebnisse aus Tagen, in denen man als Kind eine ganz andere Auffassung von toll, schoen, und klasse hatte. Das sind Erinnerungen an ein Land, das sich, wie so jedes andere Land auch, in den letzten 20 Jahren veraendert hat.
Jetzt findet man Familienmitglieder, alle freuen sich, alles ist toll. Aber im grossen Freudentaumel uebersieht man vieles.
Die Familie meines Mannes hat sich auch gefreut als sie von unseren Absichten hoerte. Da wurde sich gefreut und versucht zu helfen und man kannte zig Menschen, bei denen man direkt Arbeit bekommen koennte. Man muesse nur rueberkommen und vorstellig werden und dann klappt das schon. Die amerikanische Leichtigkeit..."das wird schon klappen. Kommt erstmal rueber."
Wir schlugen dann hier drueben auf, haben ein Jahr bei meinen Schwiegereltern gelebt (was mehr als bescheiden war) und haben uns langsam noch oben gekaempft nur um dann Dank Verletzung meines Mannes, nach fuenf Jahren Aufwaertstrend, wieder am Anfang zu stehen.
Mein Mann hat in einigen Ecken das Landes gewohnt (military brat). Unter anderem auch in Colorado und das fand er als Kind klasse. Die Erinnerungen, die er daran hat, veranlasst mich zu glauben, dass das das Paradies auf Erden sein muss. Auch seine Eltern schwaermen noch davon. Wuerden sie nochmals dorthin ziehen? Ja, aber auch nur, wenn sich in den letzten 30 Jahren dort nichts veraendert haette.
Wir sind in NC gelandet, hier hat mein Mann einen grossen Teil seiner Kindheit und Jugend verbracht und hat hier zuletzt gelebt bevor er mit 19 nach Deutschland versetzt wurde. 15 Jahre spaeter zogen wir wieder hier her und erlebte erstmal einen kleinen Kulturschock. Ecken, in denen er lebte, sind heruntergekommene Ghettos.
Selbst die Siedlung, in der meine Schwiegereltern mal lebten und in der wir 2002 noch zu Besuch waren, wurde innerhalb von sechs Jahren zum Armutsviertel.
Der Siedlung, in der wir jetzt leben, geben ich und andere Nachbarn noch 10 Jahre und dann kann man hier auch nicht mehr angstfrei wohnen.
Ich verstehe, wenn jemand Sehnsucht nach seiner Heimat hat, wenn jemand seine Familie vermisst usw. Aber irgendwie schrillen bei mir die Alarmglocken, wenn ich lese, dass vieles auf Erfahrungen und Erinnerungen aus Kindheit und Jugendalter zu basieren scheint. Gerade deshalb wuerde ich das ganze nicht uebers Knie brechen (und das scheint mir der Fall zu sein, wenn ich Dinge lese "sechs Monate sind viel zu lang"; eine gut geplante und organisierte Auswanderung dauert nunmal) und schon gar nicht, wenn Kinder im Spiel sind. Solch ein Umzug ist mit sehr viel Stress verbunden. Unsere juengste war zu dem Zeitpunkt zwei und schien es erst gut mitzumachen, hatte aber dann einige Monate spaeter Schlafstoerungen. Die angespannte Situation bei den Schwiegereltern und Jobsuche taten ihr uebriges.
Wenn ich dann noch zusaetzlich lese, dass du schwerkrank warst, ist das ein weiterer Punkt, der unbedingt beruecksichtig werden muss. Auch wenn ihr aussteigen wollt, in irgendeinem kleinen Kaff mit Garten und homeschooling gluecklich werden moechtet, duerft ihr diesen Punkt nicht ausser Acht lassen. Das hiesige Gesundheits- und Versicherungsssystem ist nicht rosig und kann kostspielig werden und mit so einer gravierenden Vorgeschichte sollte man erst recht einen Gang zurueckschalten.
Euer Fokus liegt auf der ach-so-langen Wartezeit. Lasst das sein und schaut, dass ihr euch ordentlich vorbereitet und gut durchdacht den ganzen Plan in die Tat umsetzt. Sehnsucht, okay, aber die muesst ihr bei einem solchen Schritt ignorieren, denn sonst sitzt ihr in eurem Kaff OHNE Garten und Haeuschen und blast Truebsal, weil ihr der Sehnsucht und den Gefuehlen mehr Beachtung geschenkt habt als der Vernunft.
