Beibehaltungsgenehmigung - Was sind gute Gründe?

[Mortimergirl]

Hallo zusammen!

Ich habe mit Faszination die Erfahrungsberichte hier im Forum gelesen. Da Gründe für die Beibehaltung der deutschen Staatsbürgerschaft so sehr vom Einzelfall abhängen, würde ich euch gerne um ein individuelles Brainstorming in meinem Fall bitten. Soweit ich denken kann, bestehen mir keinerlei Nachteile dadurch ein permanent resident zu sein, aber ich möchte halt doch gerne die doppelte Staatsbürgerschaft (ganz besonders nach der letzten Wahl!). So salopp kann ich das allerdings nicht im Antrag begründen. Da die kollektive Gemeinschaft hier so viel mehr Erfahrung hat und ich das Rad nicht unnötig wieder-erfinden möchte, dachte ich, ich frag lieber erst, was eure Ideen wären (und allgemein alles, was euch auffällt).

Ich...
- Bin verheiratet mit einem Amerikaner (der in Deutschland gelebt hat und deutsch spricht) und lebe seit dreieinhalb Jahren in Oregon.
- Mache ein PhD Studium und plane, mich auf Assistant Professor jobs in den USA zu bewerben (in zwei Jahren). Academia ist sehr offen gegenüber nicht-Staatsbürgern, daher besteht mir beruflich kein Nachteil, sollte ich niemals naturalisiert werden. Vereinzelt sind einige Stipendien nur für US-Staatsbürger verfügbar, aber das sind Einzelfälle. Der PhD wäre auch in Deutschland Einiges wert und es wäre prinzipiell eine Möglichkeit für uns, wieder nach Deutschland zu ziehen.
- Besitze real estate hier (mortage auf 30 Jahre).
- Werde wohl in Deutschland erben beim Tod meiner Eltern.
- Besitze Anteile im deutschen Familienunternehmen meines Onkels, die ich nicht verkaufen kann, solange ich in den USA lebe (ich müsste mindestens ein Jahr lang in Deutschland leben, um die Anteile zu verkaufen). Für diese Anteile habe ich allerdings bereits einen Batzen Geld an das Finanzamt zahlen müssen als Kompensation für Steuern die ich nicht auf eventuelle Unternehmensgewinne in der Zukunft zahlen werde, da ich nicht mehr in Deutschland steuerpflichtig bin.

Wäre euch für alle Ideen sehr verbunden - ich will die deutsche Staatsbürgerschaft auf keinen Fall verlieren, aber für niemals hier wählen gehen zu können, passt mir auch nicht.

 

[stefan tweets]

Gute Frage, ich habe mich damit noch nicht genau beschäftigt.
In meinem Fall bringt mir die US Staatsbuergerschaft sehr viel, denn fast alle Jobs in Security verlangen US Staatsbuergerschaft. Vielleicht gibt es das bei dir auch, eben nur weniger... wobei in education braucht man normalerweise keine US Staatsbuergerschaft.
Von der Deutschen seite hast du es einfacher, da gibt es gute Gruende und waehre vorteilhaft fuer Deutschland.

 

[Ulrich]

Frage: Was studierst Du und was kann man damit machen? Vielleicht willst Du Dich ja gar nicht irgendwo als Professor verdingen, sondern als Analyst beim CIA, NSA oder bei DARPA anfangen? Da Du dafuer gewisse Sicherheitsueberpruefungen durchlaufen musst ist die Stabue unabdingbar.

Denke daran, dass Du sowohl Deine Nachteile hier als auch Deine fortbestehenden Bindungen nach Deutschland dokumentieren musst. Anteile am Familienunternehmen, damit verbundene Reisen nach Deutschland (Aufsichtsratsizungen, etc?), weiteres "auf dem Laufenden Halten ueber das Umfeld in Deutschland" zaehlen da nicht so sehr fuer ersteres, aber durchaus fuers zweite.

 

[domnk]

Frage: Was studierst Du und was kann man damit machen? Vielleicht willst Du Dich ja gar nicht irgendwo als Professor verdingen, sondern als Analyst beim CIA, NSA oder bei DARPA anfangen? Da Du dafuer gewisse Sicherheitsueberpruefungen durchlaufen musst ist die Stabue unabdingbar.

Haette man solche Berufsplaene beim Nachrichtendienst, dann sollte man diese den deutschen Behoerden aber auch nicht unbedingt auf die Nase binden. Weniger von deutscher Seite, als sich das bei der Sicherheitsueberpruefung nicht so wirklich gut verkaufen laesst (ausser man verschweigt es, aber das sollte man eigentlich auch nicht). Ebenso, je nach Job, fraglich ob man diese mit Doppelstaatsbuergerschaft bekaeme. Sei's drum, ich glaube "Ich will Geheimagent werden!" ist nicht unbedingt das ueberzeugendste Argument, auch wenn es vielleicht sogar stimmen koennte.

 

[stefan tweets]

Na ganz so ist es nicht.
Sagen wir du arbeitest fuer eine Firma in IT, dann hast du meistens eine Sicherheitsueberpruefung. NSA und Co zahlen relativ wenig, fuer die meisten Jobs muss man nach Washington umziehen. -> sehr teure Gegend. Auf der Habenseite, diese "Agenturen" suchen immer Leute mit Sprachkenntnissen. Da es diesbezüglich ein Datenaustausch-Abkommen gibt, ist das mit der Sicherheitsueberpruefung aus Behoedensicht allerdings kein Problem. Das größere Problem ist eher die US Sicherheitseinstufung, denn das ist eine Art Einstellungsvoraussetzung. In Deutschland kann man die Sicherheitsstufe nicht behalten, in den USA schon. Fuer die meisten sicherheitsrelevanten Jobs werden daher bevorzugt ehemalige Soldaten eingestellt, denn die haben Clearance und der Arbeitgeber muss die teure Ueberpruefung (30- $50K) nicht bezahlen.

Im Gegensatz zu den Hollywood filmen ist das Arbeiten fuer solche Dienste meistens nichts besonderes. An vielen Unis wird patriotisch Werbung dafuer gemacht, anfangen ist kein Problem. Man dient dem Land, profitabel und erstrebenswert ist es jedoch nicht.

 

[Ulrich]

Sei's drum, ich glaube "Ich will Geheimagent werden!" ist nicht unbedingt das ueberzeugendste Argument, auch wenn es vielleicht sogar stimmen koennte.

Es geht nicht darum, dass Du Geheimagent werden willst, sondern es geht darum, dass Du fuer einen Job fachlich qualifiziert bist und fuer ihn nur aufgrund der fehlenden US Stabue nicht in Betracht gezogen wirst. Ob das jetzt bei Walmart ist oder beim CIA ist im ersten Ansatz egal. Du musst einen signifikanten persoenlichen Nachteil vorweisen, den Du aufgrund der fehlenden US Stabue erleidest; die Tatsache, dass Du Dich nicht auf einen gut bezahlten Job bewerben kannst, der es Dir ermoeglicht, Deine Familie zu ernaehren, ist so ein Nachteil.

Und Du musst Dich anschliessend ja gar nicht auf den Job bewerben (wenn Du eine offene Stellenausschreibung als Beleg mitschickst kannst bzw. musst Du ja davon ausgehen, dass sie in 10-12 Monaten, wenn Du dann hoffentlich die BBG und die N-400 in der Hand hast, nicht mehr offen ist). Es geht um das Prinzip. Und wenn Du einen Ph.D. in PoliSci hast und vielleicht sogar als Experte fuer das politische System in Nordkorea angesehen wirst, warum sollte eine der Drei-Buchstaben-Organisationen dann kein guter potentieller Arbeitgeber sein?

 

[Suze]

Ulrich, ich meine gelesen zu haben, dass die Bestimmungen der deutschen Behoerde mittlerweile verscharft wurden und dass man tatsaechlich eine Absage mit beilegen muss, um den bestehendn Nachteil zu beweisen (also auf Job mit Security Clearance beworben und dann wegen fehlender StaBue die Absage erhalten). Bitte berichtige mich, wenn ich da falsch liege.

Mortimergirl, evtl. schaust du mal in die Facebook -Gruppen Dual Citizenship/Doppelte Staatsbuergerschaft (DE-USA) und Selfhelp U.S. Visa & Doppelte Staatsbürgerschaft (DE/USA) 2.0

Die haben dort auch Beispielantraege in den Files usw.

 

[Ulrich]

Dazu habe ich nichts gehoert, finde das aber nicht praktikabel. Denn welcher Arbeitgeber wird sich schon aus dem Fenster legen und dem Bewerber sagen, warum er eine Stelle nicht bekommen hat? Alles, was schriftlich ist, waere anfechtbar; das will sich keine HR Abteilung antun. Entweder, man bekommt ein Standardschreiben oder man hoert gar nichts. Das ATS ist der Feind der Bewerber... im Normalfall bekommt ein richtiger Mensch Deine Bewerbung und Deinen Lebenslauf doch nur in den seltensten Faellen zu sehen.

 

[stefan tweets]

Hm, das waehre tatsaechlich etwas was automatisch alle Bewerber rauswerfen wuerde, aber nicht unerwartet. Absagen gibt es, begruendete Absagen mit Sicherheit nicht.

 

[Lileigh]

Wichtige Änderungen bei der Bearbeitung von deutschen Beibehaltungsgenehmigungsanträgen mit sofortiger Wirkung | Wuersch & Gering LLP | Attorneys at Law

Doppelte Staatsangehörigkeit – Voraussetzungen der Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit vor der US-Einbürgerung Die Einbürgerung in die Vereinigten Staaten von Amerika unter Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit Durch das zum 1. Januar 2000 in Kraft getretene Gesetz zur...

www.wg-law.com

Ich hatte davon auch irgendwann letztes Jahr gelesen, aber nur, dass diese Aenderungen im Raum stuenden. Weiss aber nicht mehr wo.

Und hier ein Blog, der dies anspricht.

Blog zur Beibehaltungsgenehmigung und Deutsch - Australische Staatsangehoerigkeit

Blog ueber die Genehmigung zur Beibehaltung der der Deutschen Staatsangehoerigkeit und zur doppelten Staatsbuergerschaft. Beiträge und Artikel zum Doppelpass (Deutsch - Australische Pass)

www.doppeltestaatsbuergerschaft.com.au

Aber auf der offiziellen Seite habe ich keine Infos gefunden.