Girlies, Gays und Grossmütter
Bei diesen drei Zielgruppen muss man ankommen, will man beim Eurovision Song Contest punkten. Heuer werden diese mit geigenden Vorzeige-Schwiegersöhnen, tanzenden Matrosen und Disco-Divas gut bedient. Nur etwas fehlt weitgehend: der Humor.
Will man den Eurovision Song Contest (ESC) knacken, dann muss man bei den drei G's gut ankommen: Girlies, Grossmütter, Gays. Letzteren, einer besonders treuen Fangemeinde des ESC, wird in Moskau wie schon im letzten Jahr in Serbien der Krieg erklärt. Sie werden dringend aufgefordert, ihre sexuelle Orientierung nicht zu demonstrieren. Die von Schwulenorganisationen beantragte Gay-Pride-Parade quer durch Moskau wurde von Bürgermeister Juri Luschkow als «satanisch» bezeichnet. Schlechte Vorzeichen für ein friedliches Gelingen ...
Ob die Songbeiträge weniger «satanisch» sind, entscheidet wohl eher das Auge des Betrachters beziehungsweise das Ohr des Zuhörers. Jedenfalls sind dieses Jahr drei Haupttrends zu beobachten: stampfender Euro-Dance wie er vor zehn Jahren eigentlich schon ausser Mode war, mit klirrendem Operngesang gepaarter Bombast-Rock sowie ethnisch gefärbter Folk-Pop, der aber aus einem anderen Land zu stammen scheint als dem des Vortragenden - so macht der norwegische Geiger einen auf Russisch, während es irgendwo in Kroatien ein griechisches Restaurant gibt, das nun keine Musik hat.