Manchmal ueberlege ich mehrmals, ob ich etwas sagen/schreiben soll oder nicht.
Und dann denke ich mir, wieso soll ich das negative verschweigen. Wenn ich etwas vorhabe, das mein Leben und das Leben meiner Familie grundlegend veraendern wird, moechte ich mich nach allen Seiten absichern. Dazu gehoert fuer mich auch die ganzen Cons zu durchleuchten.
Ich gebe zu, ich bin generell eher pessimistisch veranlagt, wobei das eher fuer mich gilt. Fuer andere bin ich weitaus optimistischer.
Ich versuche in meinen Ausfuehrungen mitzuteilen, dass vieles fuer meine Ecke und mein Umfeld gilt, weil ich es so erlebe. Wenn mich Freunde und Bekannte nach meinen Erfahrungen fragen, gibt's von mir immer den Zusatz, dass es auch angnehmere Ecken in den USA gibt. Dass andere eben grundsaetzlich auch andere Erfahrungen machen. Das versteht so gut wie fast jeder.
Die, die das nicht verstehen, sind die, die mit ueberzogenen Erwartungen in die USA (oder auch anderes Land) ziehen moechten. Da prallt dann alles ab, weil man es eben nicht hoeren moechte.
Da kommen dann Leute mit normalen Faehigkeiten und glauben eben, dass sie als Buerotante, Friseurin, oder Staplerfahrer in den USA Fuss fassen koennen und jeder nur noch auf sie wartet. Dies sind dann auch Leute, die alle 50 Staaten in einen Topf stecken und glauben, dass sich das Leben in Washington State mit dem Leben in Florida nicht unterscheidet.
Wenn man sie dann mit den Zahlen und Fakten ueber die jeweiligen Staaten konfrontiert, gibt es zwei Reaktionen: "Danke, das hilft mir weiter" oder "Danke, aber ich war da schon im Urlaub/wir haben Familie da, denen geht es prima."
Natuerlich gehoert eine ganze Portion Mut und Wahnsinn dazu sichere Zelte abzubrechen und sich in ein neues Abenteuer zu wagen. Aber viele haben immer dieses vertraeumte Bild vom Auswandern: Ziel ist immer ein Touristenziel, mit tollem Wetter und tollen Menschen. Alles andere kommt dann schon irgendwie. Da passt es eben nicht, wenn man jemand sagt "hey, Staat XY hat diese und jene Probleme."
Und viele verstehen auch nicht, wie sehr bestimmte Einstellungen im Alltag wiederzufinden sind. Gerade im Sueden kann es da echt Ueberhand nehmen, wenn man andere Dinge gewohnt ist und anders erzogen wurde. Kirche ist eben nicht gleich Kirche, und konservativ ist nicht gleich konservativ. Damit kann man lernen umzugehen, aber es macht es nicht leichter, wenn man in solche Familien mit einer stereotypical Southern mentality reinheiratet.
Jemand, der ohne Ehe-GC in die USA geht, wird es da einfacher haben, weil eben die angeheiratete Familie mit all ihrem "Wissen" fehlt. Aber auch in diesem Fall sollte man darauf achten, dass man in der richtigen Ecke anfaengt, um dann irgendwann auch im Traumziel leben zu koennen. Generell kommt der Kulturschock fuer jeden, aber selbst das wollen einige nicht hoeren. In diesem Fall muss dann einfach nur viel Glueck wuenschen und hoffen, dass die Bauchlandung nicht ganz so fies wird.
Vielleicht kommt auch keine Bauchlandung, was ich vielen wuensche. Aber wenn sie kommt, dann lernen viele eben ganz schnell the American Way of Life kennen. Und nichts ist amerikanischer als ein main job plus einem Zweitjob und einem zusaetzlichen side hustle von zuhause aus, um puenktlich alle Rechnungen zahlen zu koennen. Da darf man dann nicht aufgeben,...Krone richten und kaempfen und hoffen, dass der Stress einen nicht kaputt macht.
Ich bin kein Freund von Augenwischerei. Hier geht's ja nicht um irgendeine Wandfarbe, die man aendern kann, wenn es einem nicht gefaellt, oder ein Haarschnitt, der wieder rauswaechst, wenn er nicht gelungen ist. Hier geht es um die Existenz und jede Entscheidung muss gut durchdacht werden, damit es nicht in einer Katatrophe aendert. Kleine Fehler kann man immer wieder irgendwie ausbuegeln, aber groessere haben oft langwierige Folgen und in den USA kann das recht schnell in Existenzangst enden.