Vertragsverhandlungen für Job in Boston

Schmax

New Member
Hallo zusammen,

freue mich ein deutsches Forum für das Leben, Arbeiten und Auswandern in die USA gefunden zu haben. Leider sind die allgemeinen Informationen, welche ich über google gefunden habe, nicht ausreichend aussagekräftig. Ich hoffe auf eure Erfahrung.

Kurz zur Person und zur Situation

Ich bin 29 Jahre, Maschinenbauingenieur und als Produktionsleiter in einem deutschen mittelständigen Unternehmen tätig. Diese Arbeit mache ich seit ca. 2 Jahren, vorher war ich ca. 2 Jahre als Prozessingenieur tätig. Da anscheinend eine gewisse Karriereplanung in oberster Ebene besprochen wird, hat man mir das Angebot gemacht 1 Jahr nach Boston ins Tochterunternehmen zu gehen um meinen Charakter globaler zu formen und mit Ideen und Anregungen danach meine Produktion besser auf die Kundenbedürfnisse ausrichten zu können. Da ich mit meiner momentanen Situation nicht unzufrieden bin und nebenbei noch einen MBA an einer Fernuniversität mache (welchen ich unterbrechen müsste) will ich dieses Angebot nur annehmen wenn es mir nicht schlechter geht als heute.
Das Tochterunternehmen liegt ca. 15-20 km außerhalb von Boston. Da ich lieber zur Arbeit als zur Freizeit fahre, würde ich eine Wohnung in Boston Stadt einem Haus auf dem Land vorziehen. Als Single ist es in meinen Augen notwendig Kontakt zu finden und ein wenig das Umfeld kennen zu lernen, auch das gehört zur Charakterbildung.

Neben viellen Aspektem wie Rente, Besteuerung, Krankenversicherung würde ich gerne auf den grundlegensten Faktor mit euch eingehen. Wie hoch sollte das Salary für einen Ingenieur mit ca. 5 Jahren Berufserfahrung, davon die Hälfte in leitender Funktion sein. Wenn ich mein Gehalt hoch rechne und mit dem BigMac Index multipliziere sollte es über 100.000 $ sein, was mir zum einen hoch vorkommt - bei den Mieten in Boston aber eher wenig ist. Die Arbeit dort wird nicht leitend sein, ich soll die Tochter produktionstechnisch auf die nächste Ebene bringen, Prozesse strukturieren und Applikationen von Kunden betreuen.

Da ich bislang nur in Deutschland und Asien tätig war, fällt es mir für die USA sehr schwer eine belastbare Umwelt in meinem Kopf aufzubauen. Über Tipps, Anregungen und offenes Feedback freue ich mich sehr.

Abflugtermin soll wohl der 1. September 2016 werden. :usa
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Hallo Schmax,

das klingt nach einer Entsendung, steht da das Gehalt nicht eh schon fest? :gruebel
 

Schmax

New Member
Das ist richtig, es handelt sich um eine Entsendung. Allerdings ist das die erste Entsendung des Unternehmens und der Eigentümer der Holding fordert das von meinem Geschäftsführer.
Daher wird mein momentaner Vertrag ruhend gelegt und ein neuer Vertrag für den Auslandsaufenthalt verhandelt. Bezahlt werde ich dann von der Tochter in den USA, verhandeln tue ich mit dem Eigentümer in der Schweiz.
 

ItsJustMe1977

Well-Known Member
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Wenn du von den Amis bezahlt wirst (sorry ich weiss nicht wieviel du verdienen solltest/müsstest) dann achte drauf, das du gute Benefits bekommst.
Eine gute Krankenversicherung, Dental, Vision (ist hier drüben alles seperat) , bezahlte Urlaubstage, bezahlte Krankheitstage...je nachdem vllt noch Firmenwagen?!...

Es wird bestimmt noch jemand was genaueres schreiben...Ace oder Ulrich...
 

Admin

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Moin Moin

Die Norm ist eigentlich, dass dein deutscher Arbeitsvertrag weiterläuft und du somit auch dein normales Gehalt weiter beziehst / erhälst. Zusätzlich zu dem Gehalt wird ein "cost of living adjustment" gemacht und über Zulagen verhandelt (wird z.B. etwas an die Wohnung in den USA bezahlt denn allenfalls behälst du z.B. ja deine Wohnung in Deutschland was zu einer Doppelbelastung führt, etc.). Eine Entsendung ist nicht gerade trivial und insbesondere in Bezug auf die Sozialversicherungs-, Renten- und Krankenkassen müssen viele Details beachtet oder gar Bewilligungen eingeholt werden (denn das Risiko trägt der Arbeitnehmer; sprich wenn am Ende Fehler geschehen und deine Rente gekürzt wird obwohl du einbezahlt hast, dann ist es dein Problem und nicht das des Arbeitgebers).

Es gibt zwar Expats mit lokalem Anstellungsvertrag aber das würde ich tunlichst vermeiden. Wenn du am längeren Hebel sitzt und keinen gesteigerten Wert auf Probleme legst - denn mit lokalem Anstellungsvertrag gilt auch lokales Recht - dann versuche deinen jetztigen Vertrag beizubehalten. Zum Lohn kann ich nix sagen, könnte dir sagen was bei uns so als COLA bezahlt wird.



Cheers, :winke
der Admin
 

anjaxxo

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Ich kenne auch nur den Fall, dass bei Entsendung das deutsche Gehalt weiterbezahlt wird, plus Zulagenbzw. bezahltem Wohnraum etc. und dem gleichen Urlaubsanspruch etc.
Ausserdem sind auch manchmal Familienheimfahrten bezahlt.
 

Suze

Well-Known Member
Citizen
Hallo Schmax, :winke
zum Gehalt kann ich nicht viel sagen, aber eine Ueberlegung waere deine Fahrtzeit von deiner Unterkunft zur Arbeitsstelle. Wenn du uns verraetst, in welchem Ort deine kuenftige Arbeitsstelle ist, koennte ich dir evtl. etwas mehr ueber den Verkehr sagen. Wenn du in Boston und Umgebung arbeitest, musst du evtl. wahnsinnig lange Fahrzeiten mit einrechnen, weil der Verkehr gerade zu den Stosszeiten schlimm ist. Abhaengig von deinem Arbeitsort macht es evtl. doch mehr Sinn, am selben Ort nach einer Wohnung zu suchen und dann doch fuer die Freizeit nach Boston zu pendeln. Es gibt uebrigens eine Facebook Gruppe 'Deutsche in Massachusetts/ Germans in MA' - wenn du dich da anmelden moechtest, kann man dir evtl. ein bisschen bei der Wohnungssuche zumindest mit Tips behilflich sein. Ausserdem ergeben sich durch die Gruppe doch mal Bekanntschaften, mit denen man ab und zu etwas unterhmehmen koennte
 

Schmax

New Member
Hallo zusammen,

vielen Dank für die vielen Informationen, ich werde versuchen diese alle in mein Gespräch im Februar einzubauen. Bislang wurde lediglich der Zeitpunkt und die Dauer festgelegt. Weiter wurde mir versichert, dass man sich um eine Wohnung und um ein KFZ für mich kümmert. Mein Gehalt soll dem eines "Produktionsleiters bzw. Ingenieurs" in Amerika entsprechen. Bezahlung läuft über die USA. Dauer 12 Monate. 4 Flüge insgesamt d.h. 2 Heimflüge werden bezahlt.

Jetzt gilt es die Feinheiten zu klären, da auch das Unternehmen nicht sehr versiert in diesem Thema ist.

Arbeitsort ist meines Wissens in Woburn.

Ob ich am längeren Hebel sitze ist fraglich. Natürlich freue ich mich sehr ein Jahr im Ausland arbeiten zu können, zum anderen möchte ich eine vernünftige Situation aufrecht erhalten. Daher ist es mir auch wichtig neuralgische Punkte zu kennen, um in den Verhandlungen genau dort nicht nach zu geben. Was ein COLA bei euch verdient interessiert mich sehr.

Der FB-Gruppe bin ich sofort beigetreten und erwarte die Bestätigung.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Also wenn die Firma nicht versiert ist, sollte sie sich aufjedenfall Hilfe von außen holen. Es handelt sich wohl um ein L-Visum und wenn die Firma noch nie entsendet hat, dann sollten sie sich wirklich an Fachleute wenden. Es gibt dafür Unternehmen die drauf spezailiser sind als auch Anwälte.
 

Admin

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Administrator
Wir entsenden relativ viele Leute, unter anderem auch in die USA aber leider kenne ich mich nicht im Detail mit Entsendungen aus Deutschland heraus aus (insbesondere nicht auserhalb der EU). Wie Ezri schrieb ist es ratsam, ein auf solche Fälle spezialisiertes Unternehmen beizuziehen um unnötige Fehler und Probleme zu vermeiden (wir holen uns auch Hilfe). Informiere dich selbst auch unbedingt bei der Deutschen Rentenversicherung, am besten übers Web Deutsche Rentenversicherung - Startseite. Du kannst dort nach Entsendung suchen, es gibt gute Merkblätter, die dir sagen können, was von dir bzw. deinem Arbeitgeber zwingend beachtet werden muss (eine Bewilligung von Seiten der Kasse(n) ist auch notwendig).

Gut, dass bereits Zeitpunkt / Dauer festgelegt wurde, ist eine zwingende Information bei der Beantragung. Die bisher zugesagten Benefits sind nicht schlecht, für ein Jahr Entsendung gibt es bei uns keine zwei Heimflüge (und wir sind grosszügig). Beim Gehalt kann ich dir nicht helfen, da ich in der Finanz- / Versicherungsbranche arbeite, hast du schon mal auf PayScale geschaut? Die COLA (Cost Of Living Adjustment) sind zu einem Teil an das Gehalt gekoppelt, denn es geht ja darum, dass du sicher den gleichen Lebenssstandard halten kannst (ansonsten wird es auch mit einer Entsendung schwer, denn es soll damit ja kein Lohndumping betrieben werden). Bei USA liegen die COLA im Bereich 60'000-160'000 USD was Housing, Schooling und Lebenshaltungskosten anbelangt (kommt darauf an wo es hingeht, je ländlicher desto billiger im Normfall); dazu kommen dann noch Hypotax (nicht ganz trivial!)

Die Entscheidung, dass die US Tochter die Kosten trägt, ist ja bereits gefallen; im Normalfall trägt diejenige Niederlassung / Gesellschaft die Kosten, welche von der Entsendung profitiert. Nach deinen Ausführungen klingt es jedoch so, dass das deutsche Mutterhaus von der Entsendung profitiert und nicht die US Tochter, könnte allenfalls zu Problemen führen (kann ich aber nicht beurteilen). Und wie gesagt, wir verzichten auf lokale Arbeitsverträge.

Viel Erfolg :)
 
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