Was sind die großen Vorteile in den USA?

Wendy

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Moderator
Ich formuliere es mal etwas überspitzt:

Die Reichen/Konzerne in den USA haben in den letzten Jahrzehnten alles dafür getan, die Arbeiterklasse (und damit meine ich nicht nur den fliessbandarbeiter) so knapp zu halten und jeden Weg zu höheren Qualifikationen so teuer zu gestalten, dass die Leute so viele Jobs brauchen, um überhaupt durchzukommen und ihre Ausbildungsschulden abzubezahlen, dass sie keine Zeit und Kraft für eine Revolution hatten.

Es ist nicht normal, wenn du mit Ende 40 immer noch damit kämpfst, deine Studienkredite abzuzahlen. Weil dein Einkommen auf dem Papier gut aussieht, aber die Kosten des Lebens dich auffressen.

Corona hat einigen durchaus Gelegenheit zum Nachdenken gegeben, was viele Arbeitgeber jetzt merken.
 

Ezri

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Was ist denn mit Menschen die in einem Job eine fundierte Ausbildung genossen haben? Vorzugsweise technische Berufe. Klempner, Wasserwerker, Metallbauer, Industriemechaniker, Anlagenführer, Klärwerker, Elektriker usw.
Die haben keine fundierte Ausbildung. Sie werden angelernt und ihre Arbeitsmoral ist eher "Komme ich heute nicht, komme ich morgen". Du hast ja den Blog von Anja gelesen, ihr Mann ist Maler, sie wird da sicherlich noch mehr dazu schreiben können.

Ich habe Freunde in Texas, die jetzt wegen eines neuen Jobs umziehen müssen. Sie lassen also ihr aktuelles Haus renovieren, damit sie einen guten Preis dafür bekommen.

Ich: "Wie läufts?"
Richard: "Wir suchen eine neue Handwerksfirma, die letzte hat die Terrasse zur hälfte betoniert und sich dann nicht wieder blicken lassen. Wir haben jetzt angeboten, wer die Terrasse fertig macht, der darf das ganze Haus von innen und außen renovieren."

So läuft das anscheinend auf dem gesamten Kontinent, ähnliche Berichte kenne ich auch aus Kanada. Was ich gerade geschrieben habe ist aber tatsächlich von vor ein paar Tagen.

Was in den USA auch üblich ist, man zieht häufiger um, weil man dahin zieht wo der Job ist. Also klar hat man Wunschvorstellungen, wo man als Einwanderer gerne hin möchte, aber am Ende landet man da, wo man sich ernähren kann oder geht wieder nach Hause.
Vor über 10 Jahren gab es hier einen User, der wollte auf Biegen und Brechen nach NYC, hatte eine Greencard gewonnen. War einer der Auswanderer auf dem TV. Er war nicht lange in NYC, denn der Job war irre hart und der Verdienst unterirdisch niedrig. Er und seine Frau sind dann wieder nach Deutschland gegangen, weil er an NYC festhalten wollte und nirgendwo anders hin wollte.
 
Tut mir leid, du wirkst ein wenig aufgebracht. Es war nicht mein Ziel zu provozieren. Ich schaue einfach nur nach den Möglichkeiten die ich habe und illegal ist das ganze ja auch nicht. Solange ich hier keine Straftat begehe sehe ich keinen Grund nicht das Maximum meiner Möglichkeiten raus zu holen. Große Betriebe tun das doch schon seit Jahren. Ich wüsste nicht warum ich das als privat Person nicht auch tun sollte?

Ich Versuche es mir auch nicht schön zu reden, ich Versuche nur realistische vergleiche zu ziehen. Abgesehen davon ist mein Studium das ich in Deutschland habe ja nicht "abgegriffen". Fernschulen kosten Geld und sind meistens privat. Dh meine Bildung bezahle ich da doch schon selbst weil ich auf anderen Mitteln mein Studium eben nicht durchziehen könnte.

Ich möchte hier auch keinen Statistik Krieg anfangen und Länder gegeneinander antreten lassen denn das spielt ja meistens für die Einzelperson eben garkeine Rolle weil die Bedürfnisse jeden einzelnen ja verschieden sind.

Das Beispiel Religion ist zum Beispiel hier gefallen und wurde eher als negativ bewertet. Für einen Vollblut Christen aber scheint es eher ein positiv Beispiel zu sein. Du siehst, so verschieden können Ansichten und Bedürfnisse sein.

Ich habe das mit der Krankenversicherung ja gewusst aber offenbar ist das alles nur eine Frage des Geldes.
Aber mir scheint du verstehst meine Ausgangslage nicht, ich würde doch niemals in ein Land auswandern wenn ich das Geld nicht hätte. Im Augenblick stellt sich mir die Frage des auswanderns ja garnicht konkret, ich habe noch ein paar Jahre vor mir, bis dahin kann die Welt schon wieder ganz anders aussehen.
Ich wüsste nicht warum ich mein Leben ausschließlich auf Deutschland beschränken müsste, ich kann ja mal über den Gartenzaun hinweg schielen und nur mal schnuppern. Es geht nur um Informationen, nicht um ein Battle.
 

Lileigh

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Citizen
Die Erklaerung bzgl. Krankenversicherungskosten in Deutschland bekommt man hier drueben immer von denen zu hoeren, die sich gegen universal Healthcare aussprechen.

Selbst wenn der AG in Deutschland in DE 50% zahlen, aendert das nichts.
Hier zahlt man premium, co-pay, coinsurance (x% nachdem man das deductible bezahlt hat).
Dinge, die in DE selbstverstaendlich von der Kasse bezahlt werden, muss man hier selbst bezahlen bzw. einen Teil davon.
Wenn du nicht vorab deine Hausaufgaben machst und schaust, welcher Arzt in-network ist, sind die Gesamtkosten dein Problem. Das sollte einfacher sein als es ist, aber es gibt Arztpraxen, in denen ein Arzt deine Versicherung nimmt, der Stellvertreter aber nicht. Das selbe Problem gibt's in Krankenhaeusern und Notaufnahmen, und gerade bei letzterem hat man oft nicht die Zeit vorab zu klaeren, ob der dich gerade behandelnde Arzt in-network oder out-of-network ist.

Meine medical bills fuer dieses Jahr beinhalten zwei Besuche im ER. Diverse Arztbesuche. Medikamente. Es stehen noch weitere Tests an und somit werde ich bis Ende des Jahres mein deductible fuer 2021 erreichen, hinzu kommen fuer dieses Jahr 12×$300 premium, plus 12×$75 dental, plus, 12×$10 vision.

Zu den Handwerkern:
Ich bin wie gesagt ueber 13 Jahre hier. In diesen 13 Jahren hatte ich vier (!) contractors, die top waren.
Das war es.
Wenn sie denn mal auftauchen. 9 out of 10 rufen am naechsten Tag an, um dir mitzuteilen, dass es am Vortag nicht geklappt hat.
Contractor fuer Zaun: angerufen, um quote einzuholen. 5 Minuten Gespraech. Nach 4 Wochen mal nachgehakt. "Oh yeah, I lost your paper with your number and address."
Contractor fuer concrete patio: kam vorbei, gab uns einen Preis. Hat sich nicht mehr gemeldet. Stand 6 Wochen spaeter vor der Tuer, haette unsere Addresse und Telefonnummer nicht mehr gehabt, ob wir noch Interesse haetten.
In den 6 Wochen hatten wir eine andere Firma kontaktiert, die auch fix war. Musste aber nochmals kommen, weil sie gepfuscht hatten.
Autowerkstatt (Vertragswerkstatt): da mussten wir das Auto dreimal vorfahren und haben es dann sein lassen.
Maler: schlampig gearbeitet.
General contractor im alten Haus (zur Miete): hat Fliegengitter installiert. Nicht richtig gemessen und die Gitter fielen immer wieder raus.
Contractor, den der Nachbar engagiert hat: Zaun falsch an der Grundstuecksgrenze gebaut.
Contractor, den der andere Nachbar engagierte: French drain installation. Das ganze Teil haben die "Maenner vom Fach" auf unserem Grundstueck installiert. A whole foot plus die Leitungen vom sprinkler system. Jetzt duerfen die wieder antanzen und das Ganze erneueren.
Contractor, die in unserem Haus taetig waren:
Maler war zwar schnell, aber schlampig. Hat zudem das Spuelbecken in der Kueche komplett zerkratzt.
Cleaning crew hat gar nichts gemacht. Haus war dreckig.
Ueberall waren Macken. Falsch vermessen.
Und derzeit warten wir auf Dachdecker, weil der builder auch hier gepfuscht hat. Die erste Firma, die wir anriefen, hat sich auch nicht mehr gemeldet.
Bei einer anderen Nachbarin hat der contractor vergessen eine Wand mit Silikon abzudichten. Komplette vordere wand innen beim ersten grossen Regen nass geworden. Bei einem anderen sind nach zwei Jahren die Leitungen des water heaters in der Garage geplatzt.
Die Haelfte der Haeuser brauchten hier nach zwei Jahren schon neue Daecher.
Das sind alles sogenannte Facharbeiter. Profis vom builder angeheuert.

O-Ton project manager als ich mit ihr durch unser Haus bin: "I don't know what your problem is. You should see the quality of the million-dollar homes built in Raleigh. A lot worse than what you're getting for your money."

Oh, unser Gelaender war zwei Wochen nach Einzug locker. Laut warranty manager ist das normales wear and tear. Nach zwei Wochen:harhar

Vorteile des Ganzen. Man lernt recht schnell alles selbst zu machen. Schlimmer kann es ja eh nicht mehr werden.
 
Das klingt aber doch unterm Strich perfekt für deutsche Auswanderer die eine handwerkliche Ausbildung absolviert haben oder Meister sind?

Klingt als sei man wenn man pünktlich ist schon im oberen Drittel und wenn's einfach nur NICHT kacke wird wäre man schon ein top Unternehmen.

Aber ich bin verblüfft wie sich solche "Handwerker" überhaupt halten können. Machen die so nicht haufenweise miese?
 

Lileigh

Well-Known Member
Citizen
Das klingt aber doch unterm Strich perfekt für deutsche Auswanderer die eine handwerkliche Ausbildung absolviert haben oder Meister sind?

Klingt als sei man wenn man pünktlich ist schon im oberen Drittel und wenn's einfach nur NICHT kacke wird wäre man schon ein top Unternehmen.

Aber ich bin verblüfft wie sich solche "Handwerker" überhaupt halten können. Machen die so nicht haufenweise miese?

Fuer deutsche Handwerker oder generell Deutsche mit entsprechenden Arbeitsmoral ist es tatsaechlich von Vorteil. Da kommt es aber auch darauf an, wo man ist. Die Hispanic community ist in einigen Ecken unschlagbar und wenn man da als Neuling zum Beispiel mit einer eigenen landscaping Firma versucht Fuss zu fassen, wird's schwieriger.

Aber es gibt einige, die nach deutschen Handwerkern suchen. Das habe ich schon mitbekommen.

Keine Ahnung, wie sich die anderen ueber Wasser halten koennen. Ich habe aber auch schon festgestellt, dass Qualitaet zwar gefragt ist, aber keiner so recht dafuer bezahlen moechte.
Zudem kenne ich einige, die sich mit schlechter Qualitaet zufrieden geben, weil sie es gar nicht anders/besser kennen. Weiss nicht, ob das verstaendlich ist, was ich meine.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Du kannst ja auch mal in den Nachbarländern schnuppern. Ich lebe in der Schweiz, da läuft das mit dem Handwerk noch zuverlässig und schnell.
Das klingt aber doch unterm Strich perfekt für deutsche Auswanderer die eine handwerkliche Ausbildung absolviert haben oder Meister sind?
Naja, da die deutsche Ausbildung in den USA im allgemeinen nicht bekannt ist, weiß der durchschnittliche US-Bürger nichts über die Qualität deutscher Handwerker. Abgesehen davon müssen auch deutsche Handwerker erstmal entsprechende Lizenzen machen, bevor sie loslegen dürfen. Also je nach Bundesstaat, da sind die Regeln unterschiedlich.
Erfolgreich ausgewandert als Handwerker ist sicherlich Konny Reimann. Seine Frau Manu (Schneidermeisterin) hatte die Greencard gewonnen und er ist Kälte- und Klimatechniker. Dass er im TV ebenfalls erfolgreich sein würde, war damals ja noch gar nicht klar und sie hatten auch eine Menge Geld mitgebracht und als Backup in Deutschland noch ein Haus gehabt. Ihre Auswanderung war also gut geplant und mit viel Fleiß funktionierte das auch.
Das Geld durch TV floss erst später, anfänglich haben auch beide gearbeitet. Er in seinem Beruf als Angestellter und Manu in verschiedenen Jobs.
 
Ja, die Reimanns kenne ich. An die Schweiz hatte ich ehrlich gesagt auch schon mal gedacht aber leider ist die Schweiz auch ein sehr teures Land. Landschaftlich jedoch wunderschön, als wäre man im Innenleben einer Postkarte gelandet und auch für Informatiker soll die Schweiz was Gehälter angeht top sein. Dennoch bin ich mir bei der Schweiz ziemlich unsicher…
Die Erfahrungen die ich gemacht habe ist eher dass Schweizer genug von Einwanderern haben, damit will ich nicht sagen dass sie Ausländern bzw Deutschen feindselig gegenüber eingestellt sind aber es ist schon gefühlt eher so dass Schweizer lieber unter sich sind.
und was das Thema Umwelt und Natur angeht ticken die Schweizer ja genauso wie die Deutschen. Das ist aber genau dieses Thema auf das ich gerne verzichten würde. Gerade was auch die co2 Steuer in Deutschland betrifft. Die teuren Heizöl kosten besonders in diesem Jahr. Wenn die Steuern den Wert einer Ware übertreffen dann finde ich das doch schon etwas paradox. Ich bin hier relativ alleine mit dieser Meinung.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Im Gegensatz zu Österreich sind die Gehälter in der Schweiz den Lebenshaltungskosten angepasst.
Behördengänge sind entspannt, aber ja, Schweizer bleiben gerne unter sich.
Krankenkasse ist in der :ch so wie in Deutschland die Privatkrankenkasse. Je mehr man im Monat bezahlt, desto weniger zahlt man bei Behandlung dazu. Aber, das könnte dir ggf. missfallen, die Telsadichte (bekannterweise ein US-Produkt) ist in der Schweiz recht hoch. Diesel ist schon immer teurer als Benzin gewesen, aber so nach und nach elektrifiziert sich der Straßenverkehr.
 

anjaxxo

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Moderator
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Mein Mann verdient nach ueber 40jaehriger Berufserfahrung als Maler 24 Dollar pro Stunde (frueher hatte er immer so um die 18-19 Dollar), hat 1 Woche Urlaub und KV ueber den Arbeitgeber, allerdings weiss ich nicht, was er fuer einen Plan hat und wieiviel er bezahlt. Ich muss aber dazu sagen, dass ich keine Ahnung habe, wieviel ein Maler in anderen Staaten verdient, das kann ganz anders sein.

Das ist aber sein erster Job, bei dem er so viel verdient und benefits hat. Er ist jetzt seit 5 Jahren bei Mike und total begeistert von ihm als Arbeitgeber. Er bekommt sogar bezahlt an manchen Feiertagen frei. Vorher hatte er noch nie in seinem Leben Krankenversicherung oder Urlaub oder sonst irgendwelche benefits.

Dazu kommt noch die hire and fire Mentalitaet, laeuft es mal nicht gut, werden die Leute einfach auf die Strasse gesetzt und umgekehrt ist es auch so, dadurch, dass man nach Stunden bezahlt, kommen manche Leute einfach zwischendurch mal nicht zur Arbeit ohne das vorher zu sagen.

Ich glaube schon, dass man sich was aufbauen kann, wenn man ein guter Handwerker ist und zuverlaessig. Wir hatten einen Automechaniker, der Termine eingehalten hat und gute Qualitaet abgeliefert hat, der hat sich eine goldene Nase verdient, weil es von der Qualitaet nicht so superviele gibt.
 
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