IT, Ausbildung, Sozialabgaben im Vergleich

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Well-Known Member
Ich musste mir zum Brückenkurs damals das Buch "Brückenkurs Mathematik" von Walz, Zeilfelder und Rießinger kaufen. Könnte sein, dass es immer noch Grundlektüre für den Brückenkurs an der Fernuni-Hagen ist.
Einen Brückenkurs solltest Du vor dem Studium auf jeden Fall machen, wenn du was in Science machen möchtest. In meinem Studium sind etwa 40% der Studenten alleine an Mathe gescheitert.
Wenn du Mathe schaffst, hast du als Nichtabiturient einen großen Vorteil. Für Abiturienten war Mathe nämlich einfach und haben das Studium schleifen lassen, Parties gefeiert und so... aber... kein einziger Abiturient hat in meinem "Jahrgang" das Studium geschafft, denn sie waren zu jung und haben die Schwierigkeit der technischen Prüfungen völlig unterschätzt. Kämpfe dich durch die ersten harten zwei Semester, dann hast du es wahrscheinlich geschafft.

Fernuni Hagen ist hart, ich kenne aber zwei die es geschafft haben, eine hat die doppelte Zeit gebraucht, aber geschafft.
 

Colt

Well-Known Member
Vorab: wenn ich Dich etwas hart angegangen habe, während Du in einer depressiven Phase warst, dann tut es mir Leid!
Ist kein Problem. Ich muss mich selber mehr zusammenreißen.


Teilzeit ist im Wesentlich dafür gedacht, dass man nebenher noch die Zeit hat, einen Job zum Geldverdienen zu haben. Wie sehr man jetzt in Richtung 50:50 von der Zeit macht oder in ein anderes Extrem (hatte schon Kollegen, die haben es praktisch nur in der Freizeit nach der Vollzeit-Arbeit gemacht - das war dann aber recht hart)
Ich überlege ob ich Teilzeit anfange um zu gucken was ich schaffe und dann auf Vollzeit zu gehen, falls ich "unterfordert" bin. Bzw. falls es sich Jobtechnsich so ergibt, dass ich zeitlich mehr leisten kann. Möchte das schon so schnell wie möglich abschließen.


Ja, denke ich auch. Aber die ersten Monate dann viel Zeit am Abend und an den Wochenende einplanen für Mathe büffeln
Hatte eh vor, sofort maximal loszulegen. Ich lese in anderen Foren extrem viel, dass die Leute erstmal alles Wochen oder gar Monate lang schleifen lassen und erst wenn es ernst wird anfangen zu lernen. So jemand war ich noch nie, ausser vielleicht zur Schulzeit.


Bafög bekomme ich keines mehr oder sonstige Studentenhilfen. Das endet alles irgendwo mit 28 oder 30 Jahren, meine ich mich zu erinnern. Zumal ich eh schon eine abgeschlossene Ausbildung habe.


@ ChrisH
Evtl. reicht aber auch Youtube. Da gibts auch wahnsinnig viel Material, wo alles auf verschiedenste Art und Weise erklärt wird. Ich sehe da den Vorteil, dass man Inhalte einfach abbrechen oder mit 2facher Geschwindigkeit gucken kann, wenn einem der Sprecher zu langsam ist und es spart Fahrzeit. In den USA haben viele Studenten wol ohnehin aktuell keine andere Wahl gerade, als alles online zu machen (hab da gestern was über Havard gelesen, dass die unter Druck stünden, weil viele Studenten ihr Geld zurück klagen oder ein Jahr pausieren wollen). Ich weiß nicht, wie das da gerade in Deutschland aussieht wegen Corona.

Wegen Matheaufgaben: Ja, damit endete quasi die Realschule, dass man nicht mehr selber rechnet sondern die Aufgaben samt Lösung bekommt und dann Formeln umstellen muss. Hatte ich schon vermutet, dass eher daran angeknüpft wird. Zum rechnen gibts halt Taschenrechner. Wenn man aber nicht weiß, welche Formeln man nutzen muss, um einen Haufen Daten zu einem Ergebniss zu bewegen, nutzt dieser einem auch ohnehin nichts.

Es ist auch möglich, es ohne Regionalcenter zu schaffen und außerhalb von NRW sind es glaube ich auch gar nicht so viele. Aber weil du geschrieben hast, wie wichtig dir deine Freizeit ist, dachte ich, wäre es für dich eine gute Motivationshilfe. Ansonsten hast du am Anfang des Semesters das Material und am Ende des Semesters die Klausuren und der Rest ist Selbstorganisation, was Freiheit und Gefahr gleichermaßen bedeutet.
Das sollte eigentlich schon klappen. Ich recherchiere sowieso jeden kleinsten Blödsinn nach, den ich nicht komplett verstehe oder an den ich einfach interesert bin. Da bin ich schon geübt drinn. Mir begegnen halt auch leider immer wieder Menschen, die einfach nur den Kopf schütteln, über die Dinge die ich weiß (Details), weil sie sich selber einfach für nix interessieren oder mit Scheuklappen rumlaufen.
Das mit der Freizeit bezog sich eigentlich eher auf die Zeit nach dem Studium. Dass ich danach dann im Job halbwegs Ruhe habe. Möglichst max 40h und nicht mehr sofort weit unter 45k im Jahr zu fallen, weil ich meinen guten Job verloren habe und keinen neuen finde, der so gut bezahlt ist, wie das halt als Mechatroniker der Fall ist. Da war mein Job zwar sicher aber ich war an diese eine Firma gebunden (eben eine der wenigen die einem Mechatroniker einfach mal mehr als das doppelte zahlen) und die wurde jetzt halt durch Corona hart gettroffen. Dadurch dass ich am neuen Standort erst ein halbes Jahr war, bin ich natürlich auch als einer der ersten geflogen. Das mit Corona war nicht wirklich absehbar. Aber ich war sowieso die letzten Jahre skeptisch, aufgrund der Automatisierung, dass die produzierenden Jobs immer weniger werden. Als ich im Sondermaschinenbau war, habe ich aktiv Menschen mit meinen Maschinen arbeitslos gemacht (Funfact: ausgerechnet die Schweizer gingen mit unserer Maschine am mieserabelsten um, vermutlich weil sie ihren Kollegen nachtrauerten und das Ding nicht haben wollten) und danach habe ich im Flugzeugbau gesehen, wie die Automatisierung sogar den eigenen Job gefährdert. Im Strukturbereich Nietautomaten, die die Rumpfteile vollautomatisch zusammenkloppen, später dann auch im Ausrüstungsbereich die Einführung der Hololens von Microsoft, um Arbeitsabläufe erst effizienter zu gestalten und dann später womöglich mit genug gesammelten Daten dann auch noch zu automatisieren. Abgesehen davon, dass halt selbst der Ceo auf ner Aktionärsversammlung meinte, die Produktion würde er am liebsten an Drittfirmen auslagern und die Flugzeuge nur noch vertreiben, weil die Produktion sich finanziell nicht lohnt. Die haben auch kein Bock auf Bluecollars.

Dafür dass ich "nur" eine Ausbildung gemacht habe, anstatt gleich zu studieren, bin ich bereit mich nochmal auf'n Arsch zu setzen, für ein par Jahre. War damals halt nicht drin, als Dorfkind, alleinerziehende Mutter (gelernte Näherin), Klassendurchschnitt Mathe 4... Als Kind haste keine Chance, wenn die Umgebung nicht stimmt. Und anschließend lief es beruflich zu glatt, als dass ich dramatisch hätte was ändern wollen. Die wenigen Mitschüler die ich während der Ausbildung traf, lernten Kassierer oder Lagerarbeiter. Da war ich der "King" mit meinem Mechatroniker und stolz, gelernt zu haben was ich wollte. Der Einäugige unter den Blinden quasi...
 

ChrisH

Well-Known Member
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg. Kannst mich ja auf dem Laufenden halten, wie es mit Hagen weitergeht. Vielleicht habe ich ja auch noch ein paar Tipps, wenn's irgendwo hakt. Ich habe ja auch die gleichen Kurse gemacht und weiß, wie die Klausuren aufgebaut sind :)
 

Wendy

Super-Moderator
Teammitglied
Moderator
Es gibt Möglichkeiten, auch über 30 noch Bafög zu bekommen.

https://www.bafög.de/de/altersgrenze-385.php

Wenn davon etwas für Dich zutrifft, solltest Du das mal direkt klären:

In folgenden Fällen darf die Altersgrenze überschritten werden:
  • bei Absolventinnen und Absolventen des zweiten Bildungsweges
  • bei Studierenden, die ohne Hochschulzugangsberechtigung aufgrund ihrer beruflichen Qualifikation eingeschrieben wurden
  • bei Personen in einer weiteren Ausbildung, die für den angestrebten Beruf rechtlich erforderlich ist
  • bei Personen in einer Zusatzausbildung, zu der der Zugang durch die vorherige Ausbildung eröffnet wurde
  • bei Auszubildenden, die aus familiären Gründen an der früheren Aufnahme der Ausbildung gehindert waren
  • bei Auszubildenden, die aufgrund einer einschneidenden Änderung der persönlichen Verhältnisse bedürftig wurden

Ich persönlich finde übrigens, du reitest viel zu sehr darauf herum und kokettierst damit, wie angeblich auf Dich herabgesehen würde, weil Du "Blue Collar" bist.

Zum einen denke ich, daß Du mit Deiner derzeitigen Tätigkeit nichtmal als "Blue Collar" definiert bist. Nur weil man keinen Uni-Abschluß hat, ist man noch lange nicht Blue Collar.

Und dann denke ich, man hat sich mal für einen Berufsweg entschieden - das hatte Gründe. Und dazu sollte man auch stehen.

Natürlich kann man sich umentscheiden - aber dann hilft es, etwas zu unternehmen - und nicht darüber zu jammern, daß die anderen so gemein zu einem sind.

Klipp und klar: Natürlich haben Leute mit einem Studium in vielen Bereichen einen Wissensvorsprung gegenüber Leuten mit einer Ausbildung. Aber nicht in jedem Bereich. Und meiner Erfahrung nach wissen die das gerade in technischen Bereichen auch. Auf sachlicher Ebene kann man da durchaus auch einbringen, wenn man was besser weiß.

Wenn man aber immer schon von der Annahme heraus agiert, daß die sowieso alle arrogant sind und eigentlich keine Ahnung haben, dann kommt das auch rüber.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Möchte noch kurz dazwischen schieben, dass der Admin vor seinem Studium eine normale Berufsausbildung gemacht hat, in dem Beruf gearbeitet hat und dann das Vollzeitstudium anfing. Dann sattelte er noch ein zweites Studium drauf, während er in Vollzeit gearbeitet hat.... Irgendwie geht alles irgendwie. Und in der Schweiz ist studieren teuer...
 

Colt

Well-Known Member
Ja, ist jetzt leider eine Auskotz- Gute Nacht Geschichte geworden... Tut mir Leid.


Natürlich kann man sich umentscheiden - aber dann hilft es, etwas zu unternehmen - und nicht darüber zu jammern, daß die anderen so gemein zu einem sind.
Tue ich doch gerade? Das Ausmaß wurde mir erst mit der Zeit wirklich bewusst. Bzw. ist der Mensch halt fähig mit ausreichend "Schmerzensgeld" eine weile über vieles hinweg zu schauen. Vor allem diejenigen, die sich von diesem Geld abhängig machen.

Zum einen denke ich, daß Du mit Deiner derzeitigen Tätigkeit nichtmal als "Blue Collar" definiert bist. Nur weil man keinen Uni-Abschluß hat, ist man noch lange nicht Blue Collar.

Und dann denke ich, man hat sich mal für einen Berufsweg entschieden - das hatte Gründe. Und dazu sollte man auch stehen.

Natürlich gilt man deswegen nicht gleich als Bluecollar.
Selbst als Mechatroniker hätte ich ja auch z.B. Verwaltungsaufgaben oder evtl. auch schon Richtung IT gehen könne (auch wenn die Mechatronikausbildung generell eher ins Handwerk führt). Wolte ich anfangs aber nicht. Und dazu stehe ich auch. Dachte das hat man aus meinem Text herausgelesen, da ich ja dargelegt habe, warum ich Mechatroniker werden wollte.

ABER, Meinungen können sich ändern im Laufe der Zeit. Und ich bin mit meiner Entscheidung nicht mehr glücklich. Im Prinzip würde ich sogar sagen wollen, ich bin aus meiner Rolle heraus gewachsen. Die Möglichkeiten vernünftig zu verdienen sind in Bluecollarjobs nunmal generell weniger als bei Whitecollar. Und abgesehen davon, will ich im Alter keine körperlichen Jobs mehr machen wollen. Erst Recht nicht Sondermaschinen- oder Flugzeugbau, denn diese sind wirklich nicht der Gesundheit zuträglich. Sowas hatte man alles aber kurz nach der Schule noch nicht vor Augen. Und dadurch dass mir im Prinzip 3 Wege frei standen: Mechatroniker, Grafiker oder Informatiker, finde ich es aktuell besonders lästig, nicht gleich das (für mich) "wirklich Richtige" gewählt zu haben. Das empfinde ich jetzt nicht als ganz so schlimm, wie es hier vielleicht rüber kommt. Andere haben einen deutlich "minderwertigeren" Weg gewählt als ich. Aber ich empfinde es dennoch als Zeitverschwendung, nicht gleich studiert zu haben. Da stünde ich jetzt bereits ganz woanders. Müsste nicht wegen Jobverlust wieder aus der schönen Wohnung ausziehen. Hat sich halt hingezogen diese Erkentniss, eben auch, weil ich anfangs relativ glücklichlich damit war, später zuviel verdient habe, um was wirklich zu ändern (obwohl ich die Gedanken schon Jahre hatte, aber die Bequemlichkeit siegte)

Nur wegen dem Verständniss, warum ich als Bluecollar nicht glückllich bin, denn andere sind es ja auch (vermutlich auch weil sie nichts anderes kennen):
Ich wachse gefühlt in eine Welt hinein, die immer dümmer wird. Das wird sie aber nicht, ich werde mit dem Alter nur allmälig erfahrener, als der Gesamtdurchschnitt (und gehe vielleicht auch mit einem breiteren Sichfeld durchs Leben, als andere). Das klingt arogant, ist es vielleicht auch, ist aber einfach ein Fakt.
Sogar meinem Vater widerfährt genau dies gerade. Der ist zwar sozial harmlos/extrem sympathisch aber Jahrzehnte lang ein Stümper mit schwerem Alkoholproblem, dass ihn vor einigen Monaten sogar beinahe das Leben gekostet hätte (und vor allem seinem Ruf, weil er mehrmals halbtod nach Alkohol und Exkrementen stinkend von der Sraße aufgelesen werde musste). Der war schon zuvor 'ne ganze Weile lang ein typischer "Assi". Eigene Kinder nach der Geburt im Stich lassen, immer umherziehen, die billigsten Jobs machen, Biersaufen, sich rumtreiben. Scheißegaleinstellung, allem gegenüber. Fast schon ein typischer RTL2 Hartz4-Report Kandidat. Dann wurde er älter, hat ein par seiner größten Fehler bemerkt (seine Kinder 2 Jahrzehnte völlig im Stich gelassen zu haben), viel geheult und ist viel zu spät erwachsen geworden (aber immernoch nicht vollständig). Vor allem als er bei Airbus angefangen hat und plötzlich das 3-4 fache wie zuvor verdient hat, hat er sich dann langsam gewandelt, wenn auch nur wenig.
Der hat auch als Bluecollar angefangen und nach ca. 15 Jahren endete seine Karriere dort als Whitecollar (weil er seinen Job überdurchschnittlich gut gemacht hat und konnte wahnsinnig gut mit Zahlen umgehen, ein Talent von dem er vorher nichts wusste, weil er es zuvor nie gebraucht hat). Nach seinem Rausschmiss (den er eigentlich nur wegen unnötiger Panik vor einem Jobverlust + Alkohol selbst zu verantworten hatte, weil er Angst um sein noch nicht abbezahltes Wohneigentum hatte, davor wieder ins alte Leben zurück zu fallen und wegen körperlicher Probleme auch keine Bluecollarjobs mehr machen will), ist der fast am Alkohol zu Grunde gegangen.
Er musste in die Notaufnahme, hatte einen Alkoholentzug (wovon er auch tatsächlich immernoch nachweisbar die Finger lässt) und ist jetzt, obwohl er ein knallharter Stadtmensch ist, erstmal notdürftig bei seiner (ihm zuvor entflohenen) Freundin in sein Heimatdorf zurückgekehrt. Er begnet nun dort zwangsläufig immer wieder Leuten, die er aus seiner weit vergangen Zeit dort kannte und erzählt mir ständig, wie extrem primitiv und zurückgeblieben diese seien, weil aus diesen einfach nichts geworden ist und er mit den Leuten nichts mehr anfangen kann, obwohl er selbst mal genauso war. Er bekommt so viel Arbeitslosengeld, wofür dort 3-4 Leute jeden Tag mindestens 8 Stunden hart im Dreck wühlen müssen. Dabei ist er selber noch weit von einem Akademiker entfernt und wird auch niemals zu einem werden (seine eigene Aussage).

Und das ist einfach exakt das, was mir ein par Jahre zuvor bewusst geworden ist. Ich wachse aus meiner derzeitigen Position heraus. Immer schneller. Ich fühle mich dort nicht mehr wohl. Vor allem der Wechsel von ... meinem ersten zum zweiten Standort bei Airbus hat mir gezeigt, was es für unfassbar primitive Menschen gibt, die Flugzeuge zusammenschrauben. Einfach weil man dafür nicht viel können muss, ausser einem absolut minimalistischem Verständniss für Verantwortung und keine zwei linken Hände. Die Leute sind dort nicht viel "wert". Weder physisch noch intellektuell muss man was auf dem Kasten haben und das merkt man ihnen auch massiv an (viele kommen vom Bau). Rülpsend, furzend, schreiend, wie aus dem Irrenhaus entsprungen (und das ist wirklich keine Übertreibung!) schrauben die da Flugzeuge zusammen, und hören dabei extrem laut Musik, wo ich zuvor nicht wusste, dass es so schreckliche Lieder überhaupt gibt. Völlig anders als am Standort zuvor (aber das war auch ein Vorzeigeprojekt in Kleinserie, wo neue Technologien ausprobiert wurden und bereits die Leute dort waren schon "mangelhaft").
 

Colt

Well-Known Member
Und in meinem Leben wurde es halt auch laufend "schlimmer" was das betrifft. Erst in einer Kleinteilefabrik mit völlig hirnlosen Menschen, die jeden Tag 10.000 mal die selbe Handbewegung machen, während ich als Maschinenbediener/warter mit meinen 7 Euro da den Höchstverdienst hatte (Whitecollars aussen vor), nach nichtmal nem Jahr knallhart gekündigt (deswegen), obwohl ich noch garkeinen Job hatte, dann rechtzeitig eine Minifirma halb auf'm Dorf im Sondermaschninenbau gefunden. Da konnte ich dann (zu 8-11 Euro) mein Mechatronikerleben jahrelang vollständig ausleben. Mit (nicht sehr hellen aber immerhin) Ingenieuren zusammen an der Entwicklung teilhaben. Dann kam ich mit dem völlig naiven Gedanken zu Airbus, dass die Leute, wenn sie mehr verdienen, auch entsprechend "heller" sind. Das Gegenteil war der Fall. Naja, Bluecollar halt. Whitecollar war teils aber auch nicht besser (zumindest einige Ebenen die gleich nach den Bluecollars kamen). Im Prinzip fühlte ich mich wie in einer Behörde. Nach dem Motto: "Der Job ist sicher, also muss ich nicht viel wissen und Mühe geben brauch ich mir auch nicht". Unglaublich. Ich hatte das Gefühl, ich weiß mehr als die Ingenieure und Designer dort. Hab mich mit denen auch schonmal angelegt, weil ich selbst als Mechatroniker über entscheidende/grundlegende Dinge (Korrosionsschutz z.B.) mehr wusste als die, dabei hätten die selbst mit Unwissen einfach nur ins entsprechende Regelwerk schauen brauchen... Insgesamt ging es dann aber. Zwar einem milliardenschweren, internationalem Konzern überhaupt nicht würdig aber es war erträglich.
Zumindest im Nachhinein meine beste Zeit dort. Trotz stumpfer Arbeit, die eigentlich jeder kann, wenn er nur will, ohne große Vorkenntnisse (die brauchte man nur, um den Designern ihre ganzen Fehler aufzuzeigen, die sie in der Auftragserstellung gemacht haben, ist aber auch nur optional für Menschen, denen die Flugsicherheit wichtig ist). Dann bin ich freiwillig raus gegangen, als sowieso Leute abgebaut werden mussten und mein Posten auch schon auf Kippe stand. So konnte ich den anderen Standort für den Notfall in der Hinterhand halten (sonst ist man für einen Wechsel gesperrt). Das Arbeiten mit den vielen Leuten dort hat schon teils viel Spaß gemacht. Dreiviertel war für privat (für mich) nicht zu gebrauchen und etliche flogen auch raus, weil sie selbst zum Schrauben Anziehen zu blöd waren oder wurden in Whitecollarbereiche gesteckt, wo sie weniger Schaden anrichten konnten. Aber abseits dessen gab es viele megacoole Leute dort. Jeder auf seine Weise, fast alle aber halt nicht besonders intellektuell. Unglücklich war ich trotzdem, mit der stumpfen Arbeit, der Entäuschung, wie verblödet extrem wichtige Positionen dort sind. Was für schon im Vorherein völlig schwachsinnige Ideen ständig umgesetzt werden mussten. Sozial versnobt wie ich war und unterfordert, sagte ich mir "nie wieder Airbus", dass ist das Geld nicht wert. Nach nem halben Jahr Arbeitslosigkeit, innerhalb dessen ich eigentlich auswandern wollte (haha :-D bzw. dass das nichts wird, ahnte ich schon, und hab versucht Work&Travel anzugehen), wollte ich dann Abribus aber doch nochmal eine Chance geben, weil auch viele gute Leute die ich kannte/noch Kontakt hatte, dort hingegangen sind. Weil der Standort größer war, "wichtigere" Flugzeuge gebaut wurden und entsprechend dachte da wirds besser als zuvor. Gelandet bin ich in der Hölle. In jeder Hinsicht. Darf ich garnicht drüber schreibem. Ich wusste schon Jahre zuvor, dass ich dem Bluecollar Leben irgendwie entweiche und auch mit den Leuten dort zumindest privat einfach garnichts anfangen kann, während ich nur im Internet Gleichgesinnte treffe, die helle genug für meinen Geschmack sind oder gar deutlich darüber hinaus.
Ich hab halt das Gefühl mit Primaten zusammen zu arbeiten und darauf hab ich keinen Bock mehr. Der Standort zuvor war im Nachhinhein dann doch erträglich, abgesehen von der viel zu stumpfen Arbeit. Aber der neue hat mir gezeigt, dass ich da eigentlich nichts mehr verloren habe. Ich gehe einfach geistig kaputt an sowas. Ich bin auch froh, dass Corona für meinen Rausschmiss gesorgt hat. Sonst wäre ich da wol noch ein bis 2 Jahre geblieben aber verdammt unerträglich war es schon. Hätte ich eine Partnerin oder eine halb so teure Wohnung, wäre ich selbst noch vor der Coronaentlassungswelle gegangen.


Aber auch das Gegenteil davon ist mir dann vor einiger Zeit entgegen gesprungen.
In einem IT-Forum angemeldet, (meines Erachtens) höflich, neutral nach Studium nachgefragt, mir mit meinem ersten Text (wie halt immer) echt Mühe gegeben... Trotzdem ist den Leuten sofort aufgefallen, dass ich ein Bluecollar bin und mich direkt drauf hingewiesen. Das hat mir das Ausmaß vor Augen geführt, zu was ich geworden bin, weil ich mich in diesem (Bluecollar) "Milleu" aufhalte, in dem ich mich mittlerweile eigentlich sehr unwohl fühle. Vor einem Monat oder so, ist mir an der Kasse beim Einkaufen gar ein "entschuldigung, ich hab mein scheiß Portemonaie im Auto vergessen" herraus gerutscht (mir passieren selten solche Fehler und entsprechend war ich gereizt). Wo ich bereits eine Sekunde später dachte, "was für nen Müll laberst du da". Einfach ein Reflex. Hat man sich so angewöhnt, weil man es von anderen angenommen hat. Ich will das nicht. Ich will mit solchen Leuten nichts mehr zu tun haben. Ich beobachte die Menschen. Auch beim Einkaufen: ein (vermutlich) Filialleiter unterhält sich mit einem Angestellten. Die Art wie beide reden, ist auch einfach fernab von dem, was ich aus dem Internet gewohnt bin. "Bauernhaft" halt. Ich habe neulich auf Youtube das erste mal ein Video vom "Held der Steine" geschaut. Der ist recht bekannt, sobald das Thema Lego irgendwo fällt. Normalerweise klicke ich niemals auf Youtube-"Gedöhnse" wo ich schon am Thumbnail erkennen kann, dass es mich nicht interessiert, nur Klickbait oder schlicht primitives Gedöns ist. Ich gucke auch schon seit fast 20 Jahren kein Fernsehen mehr (und als es der Fall war, lief zuletzt Jahre Arte oder NTV/N24). Als ich mir den angeschaut habe, und ihn reden gehört habe, hab ich mir nur gedacht "was? aus welcher Gosse kommt der denn? Wieso hat so einer so viele Zuschauer?". Langsam wurde ich da dann aber herein gezogen, ab und zu haut er einfach einen Stumpfsinn raus, der mich (wie bei Spongebob damals) dann dennoch zum lachen bringt. Man bleibt dran und gewöhnt sich an seine Redensweise, obwohl es eigentlich die totale Zeitverschwendung ist. Genau aus dem Grunde schaue ich auch keine Nachrichten mehr. Sobald ich damit anfange, kann ich kaum mehr aufhören, bei diesen ganzen eigentlich "hirnlosen Unfällen" die da gezeigt werden, die einem selbst aber in keinster Weise im Leben weiter bringen. Ich habe immer mehr das Gefühl meine Zeit zu verschwenden. Ich will mich lieber mit wissenschaftlichen Dingen befassen oder wenn die in gewissen Punkten noch nicht so weit ist darüber philosophieren. Mit den meisten Bluecollars kannst dich aber nicht mal über die Funktionsweise von Toastern unterhalten.
 

Colt

Well-Known Member
Das ist halt mein persönliches Problem, dass mir bewusst geworden ist. Die Menschen leben alle in ihren "Blasen" und kennen nichts ausserhalb dessen. Sie wissen nicht, wie es "da oben" oder "da unten" aussieht, je nach dem wo man sich befindet, wenn man sich für die Welt nicht interessiert, sondern nur für den Konsum.
Erst wenn man sich aus diesen Blasen, aus welchen Gründen auch immer, eine Weile herraus bewegt hat und dann wieder zurück kehrt, sieht man die Unterschiede, dass dieses oder jehnes doch nicht so toll oder ausreichend war. Vor allem im intellektuellen Bereich ist das einfach aufällig. Es gibt Menschen mit einfachen Jobs, die keine Ahnung von irgendwas haben, an die Hand genommen werden müssen, sich jeden Blödsinn gefallen lassen und nichts ändern, weil sie denken, es gäbe keine Alternativen. Und dann gibts gescheitere Menschen, die nicht so bequem sind, interessiert sind, was aus ihrem Leben machen (und welche die nur Glück hatten in diese Gruppe zwangsläufig zu fallen). Und ein par Positionen dazwischen. Und die Bluecollars tendieren nunmal eindeutig eher zu ersterem und Whitecollars zu letzterem. Natürlich nicht pauschal aber im Durchschnitt. Und wenn ich im Internet unterwegs bin, 19 Jährigen begegne, die studieren und die selben Ansichten haben wie ich, dann ist es mir peinlich, dass ich für die selben Erkentnisse 30 Jahre gebraucht habe.
 
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