Supergau oder nicht?

stefan tweets

Well-Known Member
Für mich als Einzelperson ist die Situation eher positiv. Gäbe es Arbeit für mich, müsste ich Arbeiten weil ich das selbst so wollen würde. Die Virus-Geschichte gibt mir nun zum ersten Mal die Möglichkeit das ich etwas neues lernen kann, ohne das ich Geld verliere (durch nicht arbeiten). Wenn die Sache fertig ist, dann ich zum ersten Mal einen guten Job anfangen wo ich mich selbst auch gut genug qualifiziert fühle. Im Moment wird meine Qualifikation immer noch gesucht, auf eine offene Stelle gibt es nicht mehr als 50 Bewerber (absolut Top Arbeitgeber wie Rapid7), die meisten Jobs haben 5 Bewerber.

Für meine ehemaligen Kollegen die auch eingewandert sind, sieht es viel düster aus, kaum Stellen mit weniger als 50 Bewerber. Auf der anderen Seite haben aber auch ein paar neue Jobs gefunden die sehr gut sind. Es wird wahrscheinlich sehr darauf ankommen was man macht. Tourismus oder Restaurants.... Niedrig bezahlte Jobs und arme Leute trifft die Krise denk ich am härtesten.

Meine Frau hat vor kurzer Zeit innerhalb einer Woche einen guten Job gefunden. Das ging wahnsinnig schnell.

Den Immobilienmarkt wird es sicherlich etwas treffen, sehe ich aber auch nicht so nachteilig, denn in ein paar Jahren möchte ich ein Haus kaufen. Durch die Krise steigen die Werte langsamer, das kommt mir gelegen. Wenn die Werte sinken, zahlt man auch weniger Steuern.

NewYork war der Vorreiter, andere Staaten werden das selbe durchmachen. Jetzt ist Florida, Texas, Nevada dran und wird noch einen hohen Todeszoll verlangen. Wenn der Virus durch ist zieht er in andere Staaten, ist zumindest meine Erwartung. Ein zweiter Lockdown würde hier viele in totale Armut stürzen, ob man ihn vermeiden kann, kann ich nicht sagen. Leute werden sterben, entweder Armutsbedingt oder vom Virus.
 

† Mona

Well-Known Member
Greencard
Ich befürchte, dass gerade Florida in einen allgemeinen Abwärtsstrudel geraten könnte. Covid19 - keine Touristen - allgemeine Verschlechterung der Lebenssituation in ALLEN Branchen.
Hier hängt doch praktisch alles am Tourismus und den Snowbirds. Jedenfalls in den meisten Gegenden. Und wegen der Umweltproblematik der letzten Jahre, war Florida sowieso schon mal gebeutelt.

Auch wenn du im Moment noch profitierst, Stefan, muss das nicht so bleiben. Bei der letzten Immobilienkrise tum Beispiel waren die Häuser zwar billig, aber die Banken haben ohne hohes Eigetnkapital auch keine Kredite mehr vergeben.

Wer lebt denn in anderen Bundesstaaten und wie sieht es bei euch aus?
 

stefan tweets

Well-Known Member
aber die Banken haben ohne hohes Eigetnkapital auch keine Kredite mehr vergeben.
Ich habe nicht vor ein Haus auf Kredit zu kaufen, denn die Steuern auf Grundbesitz sind hier sehr hoch und ich mag keine Doppelbelastung haben. Ob das noch realistisch ist, weiss ich nicht, es sieht aber nicht unmöglich aus.

Ich befürchte, dass gerade Florida in einen allgemeinen Abwärtsstrudel geraten könnte.
Das das passiert, hoffe ich nicht, aber es ist durchaus realistisch. :( Für mich ist das sehr schwer einschätzbar, denn Austin hat zwar viele Fälle, die Region ist aber HighTech und viele machen jetzt eben Homeoffice, was sich für lange Zeit nicht verändern wird. Während des Shutdowns gingen die Arbeitslosenzahlen nur moderat nach oben (ein paar Prozentpunkte), ganz im Gegensatz zu anderen Orten. Florida lebt von Touristen. Ich drücke mal die Daumen, mehr kann man nicht machen.
 

ChrisH

Well-Known Member
Ich sehe die Situation der Wirtschaft auch eher pessimistisch.
Ich würde mir sehr wünschen, dass es - wie Admin sagte - ab jetzt wieder aufwärts geht, aber ich befürchte ja eher dass es ab Herbst spätestens noch schlimmer wird, wenn die Krankheitssaison wieder losgeht. Die Gefahr für einen weiteren Shutdown halte ich nicht für so unwahrscheinlich. Ich bin auch auf die Entwicklung in Deutschland gespannt, wenn ab Oktober wieder die Insolvenzantragspflicht einsetzen sollte.

Da ich mich speziell mit Finanzmärkten gut auskenne, möchte ich für Interessierte einmal erklären, warum Börsenkurse nicht mehr viel mit dem Zustand der Wirtschaft zu tun haben (Nicht Interessierte einfach überlesen, weil sonst langweilig):

Die Aktienkurse sind mittlerweile größtenteils von der Wirtschaft entkoppelt.
Anfang Juni ist alles gestiegen, selbst die ganzen insolventen Firmen haben den Aufwärtstrend mitgemacht, weil ihre Kurse mit den anderen Kursen korrelieren.
Was heißt das? Schaut euch z.B. mal die Kurs-Charts von MGM, Norwegian Cruise Line und Delta Air Line an. Die sind so gut wie identisch. Wenn die eine steigt, steigt die andere, wenn die eine fällt, fällt die andere. Jetzt könnte man sagen, dass es ja immerhin dieselbe Branche ist.
Aber selbst der Kurs der Cheesecake Factory verhält sich identisch.
80% der Aktien werden durch Algorithmen gehandelt, denen es egal ist, ob Flugtickets oder Käsekuchen verkauft wird :)
Machine Learning-Algorithmen betrachten einen Zeitraum von historischen Kursen, werten diese statistisch aus, erkennen Regelmäßigkeiten, erstellen Prognosen und handeln danach. Und wenn 80% das machen, dann geht es hoch, wenn die Algos kaufen und es geht wieder runter, wenn die Algos verkaufen.
So funktioniert der moderne Finanzmarkt. Schwarze Schwäne wie Corona, die einen Crash auslösen können, gibt es natürlich trotzdem. Oder das Wirecard-Debakel. Aber das wird nicht unwesentlich von Baisse-Spekulanten getrieben wie Hedge-Fonds-Manager, die in großen Summen mit Leerverkäufen* darauf wetten, dass die Kurse fallen. Auf diese Verkäufe reagieren dann wiederum die Algorithmen und die Spirale nimmt ihren Lauf.

*Bei einem Leerverkauf leiht man sich eine Aktie, verkauft sie, um sie später dann möglichst günstig wieder einzukaufen und zurückzugeben. Die Differenz ist dann der Gewinn.
 

Lileigh

Well-Known Member
Citizen
Es gibt einige Punkte, die ich kritischer sehe.

Sorge 1: Die Rekordarbeitslosenzahlen. In manchen Staaten weniger dramatisch, da der regulaere Bezugszeitraum bei 20+ Wochen liegt und die Hoehe der unemployment benefits noch halbwegs human sind.
In anderen Staaten, in denen die Republikaner mitgemischt haben, sah es schon vor covid-19 uebel aus fuer jeden, der arbeitslos wurde. Ich hatte erst vorgestern einen Artikel bzgl. NC und dem unemployment Supergau gelesen. Vor 2013 bekam man maximal $535 die Woche fuer 26 Wochen.
Die Republikaner sagten dann, dass man dies alles kuerzen muesse und die requirements verschaerfen, um die Arbeitslosen zur Arbeitsaufnahme zu zwingen. Zu 'nem Zeitpunkt, an dem sich der Jobmarkt noch nicht wirklich erholt hatte. Gleichzeitig war das Chaos durch das alte System und Bearbeitungsprozesse schon vorhanden, wie ich es ja schon berichtete.
Jetzt ist das alles zusammengebrochen. Es gibt immer noch viele, die seit 2+ Monaten auf ihre unemployment benefits warten.
Das bedeutet, dass viele Rechnungen nicht bezahlt werden koennen und dieser Rattenschwanz wird immer laenger. So kulant einige utility companies sind, sobald es halbwegs wieder normal laeuft, wollen die ihre Nachzahlungen. Das geht zwar in Raten, aber das Geld muss man eben auch erstmal haben. Sprich, die, die ihr Einkommen definitiv verloren haben, werden eine ordentliche Bruchlandung hinlegen.
Jetzt gibt es Dank eines federal programs nochmal zusaetzlich 13 weitere Wochen unemployment benefits. Die fangen z.B. fuer meinen Mann naechste Woche an. Wenn die Extra $600 Ende Juli wegfallen, gibt es nur den regulaeren Satz abhaengig vom Einkommen (welches vor 2013 mit Hilfe des Einkommens der letzten 12 Monaten berechnet wurde; mittlerweile nur noch nach den letzten wenigen Monaten).
Wenn das Arbeitslosengeld fuer viele endet, wird es richtig knallen. Das wird sich dann auch auf die Wirtschaft auswirken und die kleinen Laeden, die sich gerade noch so halten koennen, werden nicht ueberleben.

Die Gesetzgeber - GOP - finden, dass man nichts verlaengern muesse und eventuell denen incentives zahlen sollte, die zum Job zurueckkehren.
Die sind so fernab der Realitaet, dass man schreien moechte.
Warum keiner merkt, dass der kleine Normalverdiener, derjenige ist, der derzeit Hilfe braucht, ist mir echt schleierhaft. Das hat auch nichts mit handouts zu tun, sondern mit der Tatsache, dass vieles von der Zahlungsfaehigkeit des Ottonormalverbrauchers abhaengig sind. Trickle-up wird komplett ignoriert.

Sorge 2: Allgemeine Gleichgueltigkeit. Das hat sich massig verschlimmert. Dieses arrogante und egoistische Verhalten kann man nur noch mit einem Wort beschreiben: widerwaertig.
Geheult wird erst, wenn es einen persoenlich betrifft.
Jetzt flippt man aus wegen einem Stueck Stoff. Man flippt aus, weil man selbst und seine first-world problems mal keine Beachtung findet.
Die Aggressivitaet steigt, was natuerlich in einem Land, in dem sich auch der letzte hirnamputierte Volldepp 'ne Waffe an die Huefte packen darf, eine super Mischung ist. Derzeit braucht's nur einen Funken und das Pulverfass geht endgueltig hoch. Ich sehe also schon mit Sorge Richtung Wahlen im November. Egal, wie es ausgeht, das grosse Chaos wird kommen.

Sorge 3: Soziale Medien plus conspiracy theories. So angenehm auch manchmal der Kontakt mit anderen sein mag, die Anzahl derer, die wirklich jeden Mist verbreiten und auch noch fuer echt halten, ist erschreckend. Da sind dann Leute dabei, von denen ich echt dachte, dass sie mehr auf dem Kasten haben. Aber da wird davon geschwurbelt, dass man durch Masken nur CO2 einatmet und diejenigen, die Masken befuerworten, bewusst den Tod durch Masken in Kauf nehmen. Andere haengen sich immer noch am pizzagate auf und sind fest der Meinung, dass die grosse Elite der Superreichen alles perverse Paedophile sind. Covid-19 sei ein Teil der ganz grossen Manipulation. Kann mir mal einer erklaeren wie gebildete Menschen innerhalb von eins, zwei Jahren von "kritisch betrachten" zu solchen nutcases mutieren?
Das sind alles Menschen, die zudem waehlen duerfen, die die naechste Generation grossziehen usw.
Andere haben innerhalb der letzten Jahre ihre true colors gezeigt, bei denen ich dachte, "Na Hallo, da haste du dich aber maechtig taeuschen lassen." Viele davon hab' ich nach ihren ersten ekelhaften Auesserungen direkt gekickt. Meine Toleranz endet da recht schnell.

Sorge 4:
Wie wird es weitergehen? Keine Ahnung. Ich hab' eh schon Probleme mit anxiety. Man kann sich also vorstellen wie das ganze das Nervenkostuem strapaziert.
Jobsuche. Finanzielles Polster. Wie wird der Schulstart im Herbst aussehen? Nicht jeder kann zuhause bleiben und sich um die Kinder und homeschooling kuemmern. Gerade low-income families sind am Ende gezwungen Kinder in die Schulen zu schicken, wenn das Einkommen nicht ausreicht, dass man zuhause bleiben kann. Wie das bei Alleinerziehenden aussieht, wird man sich denken koennen. Die, die etwas Luft nach oben haben, werden es wohl irgendwie schaffen, aber alle anderen, gerade die, die jetzt den Job verloren haben, stehen jetzt am Anfang einer Abwaertsspirale.
Da wird mit jeder Woche und Monat, an dem eine Rechnung nicht voll bezahlt werden kann, ein Riesenberg am Ende.
Was passiert mit Kindern, die in der Schule sicherer sind als zuhause? Das ist jetzt schon eine der groessten Sorgen der Behoerden. Gewalt gegen Kinder bekommen die Lehrer jetzt kaum mit.

Bzgl. des Jobmarkts: ich kann es echt nicht mehr hoeren, wenn jemand sagt, es gibt genuegend Jobs bei Walmart etc. Fantastisch. Nicht jeder, der nun einen Verdienstausfall durch covid-19 erlitten hat, war low-income. Da decken die unemployment benefits und extra $600 nicht den monatlichen Ausfall. Mit ein paar Ersparnissen kommt man ueber die Runden, aber dann?
Es bringt auch nichts, wenn man sagt, dass sich der Jobmarkt bessert, wenn viele Jobs low-income sind, von denen einer absolut nicht ausreicht, um ueberhaupt einen normalen Lebensstandard zahlen zu koennen.

Das sind so meine Gedanken vorerst.

Mona, einen Rat hab' ich nicht. Ich weiss wie schwer es ist seine Plaene in die Tat umzusetzen. Es ist immer irgendetwas. Umzuege kosten Geld. Dann die Ungewissheit bzgl. ob es wirklich besser wird in einem anderen Staat. In welchen man ueberhaupt ziehen moechte. Alles was uns vorschwebt, ist von den living cost extrem teuer. Also haengen wir immer noch in NC. Im Sueden, aber nicht tiefstes redneck territory. Keine Ahnung wie es in 10 Jahren aussieht. Da aendert sich so viel.
Aber je laenger die Krise andauert, desto schwieriger wird es fuer die schon vor der Krise gebeutelten Staaten sich irgendwie halbwegs zu erholen.
Du weisst was fuer dich persoenlich und auch finanziell machbar ist und welche Huerden einen Umzug erschweren werden.
 

stefan tweets

Well-Known Member
Für meinen Teil versuche ich das ganze soweit wie möglich zu ignorieren. Kein Radio, kein Fernsehen, Sachen lese ich dazu ein bis zweimal die Woche. Das muss reichen, denn ändern kann ich nichts.
 

† Mona

Well-Known Member
Greencard
Sorge 2: Allgemeine Gleichgueltigkeit. Das hat sich massig verschlimmert. Dieses arrogante und egoistische Verhalten kann man nur noch mit einem Wort beschreiben: widerwaertig.
Geheult wird erst, wenn es einen persoenlich betrifft.
Jetzt flippt man aus wegen einem Stueck Stoff. Man flippt aus, weil man selbst und seine first-world problems mal keine Beachtung findet.
Die Aggressivitaet steigt, was natuerlich in einem Land, in dem sich auch der letzte hirnamputierte Volldepp 'ne Waffe an die Huefte packen darf, eine super Mischung ist. Derzeit braucht's nur einen Funken und das Pulverfass geht endgueltig hoch. Ich sehe also schon mit Sorge Richtung Wahlen im November. Egal, wie es ausgeht, das grosse Chaos wird kommen.
Danke Lileigh.

Du sprichst mir aus dem Herzen. Das macht mir im Moment grosse Sorgen. Die deutschen Schönwetterauswanderer und Langzeiturlauber in Florida wollen mir ständig erzählen wie unendlich freundlich die Amerikaner doch sind, so ganz anders, als die bösen Deutschen.

Es ist aber pure Gleichgültigkeit, mit der sie dich mein Freund nennen.
Die Gleichgültigkeit fast allem gegenüber wird schlimmer und schlimmer. Ich möchte sie manchmal schütteln, meine amerikanischen Freunde.

Ein Freund hat mir gestern geschrieben, er hätte jetzt ein Buch gelesen, was ich sehr interessant finde, weil in dem Buch der Zustand der US Gesellschaft beschrieben wird. Sein Urteil war, er hätte das weggelegt, weil er als positiver denkender Mensch sich nicht mit solch griesgrämigem Stoff abgeben will.
Er ist Steuerberater von Beruf, gehört also NICHT zu den vielen Ungebildeten, die wir hier haben.
Keine Auseinanersetzung mit dem Inhalt, kein Nachdenken darüber, was hier im Moment so falsch läuft, was wir ändern könnten, was getan werden müsste, nichts. Nur, mit Griesgram beschäften wir uns nicht und wir lassen nur positive Gedanken zu.
Er arbeitet aktiv in der demokratischen Partei mit, hält dort Schulungen ab. Aber alles nur blahblahblah, postiv denken, alles wird gut, wunderbar.

Wenn solche Leute wie er nichts realisieren wollen, können, ja wer denn dann?

Und dann diese Aggressionen, diese Ignoranz, dieses Beharren auf der eigenen Meinung, dieses nicht lernen wollen. Masken sind tötlich, Masken sind nicht gottgewollt. Man weirgert sich Ärzten, Virologen zuzuhören. Man setzt sich auch nicht auseinander. Der vermutete Gegner wird einfach niedergebrüllt.
Ich habe auch grosse Bedenken vor den Wahlen. T. heizt die Stimmung im Moment so gut auf, wie er kann. Egal, wer gewinnen wird, die andere Partei wird es nicht akzeptieren wollen.

Es war hier auch vor 4 Jahren kein Schlaraffenland. Aber es hat sich meiner Ansicht nach in den den letzten Jahren hier sehr verändert.

Ich denke im Moment sehr stark darüber nach, mir ein Wohnmobil zu kaufen und dann ein Jahr oder so durch die USA zu reisen. Ich bin früher viel und gern gereist, habe einiges an Abenteuern erlebt und das hat mir immer viel Spass gemacht.
Ich denke halt nur darüber nach, wie das in der jetztigen Situation sein würde und so den letzten Schritt zu machen ist schwierig.
Ich bin in Kontakt mit Einigen, die es schon machen aus diversen Gründen. Das sind überigens oft Menschen, die diese Gleichgültigkeit nicht haben.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Ich habe eine selbstdenkende Bekannte in den USA, die alles andere als ein Schönwetter-Amerikanerin ist, sie hat sich einen kleinen Wohnwagen gekauft und ist mehr unterwegs als zu Hause und ihr zu Hause, einst ein riesiges Haus hat sie gegen eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung getauscht.
Sie kommt aus San Diego und gehört zur vernünftigen Minderheit. Will damit sagen, es gibt auch in den USA Menschen, die klar denken, aber die sind halt nicht so laut.
 

Lileigh

Well-Known Member
Citizen
Danke Lileigh.

Du sprichst mir aus dem Herzen. Das macht mir im Moment grosse Sorgen. Die deutschen Schönwetterauswanderer und Langzeiturlauber in Florida wollen mir ständig erzählen wie unendlich freundlich die Amerikaner doch sind, so ganz anders, als die bösen Deutschen.

Ich denke im Moment sehr stark darüber nach, mir ein Wohnmobil zu kaufen und dann ein Jahr oder so durch die USA zu reisen. Ich bin früher viel und gern gereist, habe einiges an Abenteuern erlebt und das hat mir immer viel Spass gemacht.
Ich denke halt nur darüber nach, wie das in der jetztigen Situation sein würde und so den letzten Schritt zu machen ist schwierig.
Ich bin in Kontakt mit Einigen, die es schon machen aus diversen Gründen. Das sind überigens oft Menschen, die diese Gleichgültigkeit nicht haben.

Zur Freundlichkeit und Optimismus...ich hab' schon mehr als einmal gesagt, dass die US-Amerikaner sich gar nicht so sehr von uns Deutschen unterscheiden. Es gibt diesen extremen Optimismus. Ja, da sehe ich schon einen groesseren Unterschied. Auch spielt da fuer viele der Glauben eine grosse Rolle und entsprechend hat fuer viele eben alles einen Sinn, auch wenn es fuer einen Aussenstehenden unverstaendlich ist. Natuerlich gibt es auch da die Extreme, bei denen ich mir nur an den Kopf packen kann.
ABER...wenn es ums Meckern geht, da unterscheidet es sich oft kein bisschen vom stereotypical miesepetrigen Deutschen. Ich weiss gar nicht wie oft ich schon dachte "Aber die Deutschen als Weltmeister im Meckern bezeichnen. Bunch of effing crybabies."
Gerade wenn es um fehlende convenience geht, geht es richtig los. Man muss einfach mal genau darauf achten. Es wird gar nicht gross ueberlegt, sondern direkt losgepoltert. Da kann ich so einiges berichten. Sagen wir so, nach Jahren im hiesigen customer service weiss ich genau, wer gegen Maskenpflicht ist und den Aluhut zu eng traegt. Der superfreundliche Amerikaner ist 'ne Legende. Sind genauso viele unfreundliche Deppen und Idioten zu finden wie in Deutschland auch.
Man bekommt's nur nicht mit, weil der Urlaub eben anders ist als der normale Alltag mit Arbeit, Wocheneinkauf, Behoerdengaenge etc.

Zum RV: Dieser Gedanke kommt meinem Mann und mir auch immer oefter. Gerade spaeter wenn die zwei juengsten aelter sind; wir haben da noch einige Jahre vor uns. Aber sobald wir wieder fuer uns sind, gefaellt uns die Idee mit 'nem RV durch die Gegend zu reisen. Aber wer weiss was da noch passiert. Jetzt hoffen wir erstmal, dass es bald wieder einigermassen normal laeuft. Dieses nicht wissen was noch kommt, ist sehr anstrengend.

Ich habe eine selbstdenkende Bekannte in den USA, die alles andere als ein Schönwetter-Amerikanerin ist, sie hat sich einen kleinen Wohnwagen gekauft und ist mehr unterwegs als zu Hause und ihr zu Hause, einst ein riesiges Haus hat sie gegen eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung getauscht.
Sie kommt aus San Diego und gehört zur vernünftigen Minderheit. Will damit sagen, es gibt auch in den USA Menschen, die klar denken, aber die sind halt nicht so laut.

Natuerlich gibt's die. Leider sind ab und an die Stimmen der Idioten wesentlich lauter und wenn man diese noch in der Familie oder im Freundeskreis hat, kann es anstrengend werden. Irgendwann muss man dann Entscheidungen treffen, die bei einigen auf Unverstaendnis treffen, aber fuer einen selbst notwendig sind. Ich hab' jahrelang immer auf Harmonie gepocht, egal wie sehr ich von der anderen Person genervt war. Dann zieht man ploetzlich den Schlussstrich, weil man merkt, dass es einfach nicht gut tut, staendig den Mund zu halten, staendig nur brav zu nicken, nur damit die andere Person ihre Meinung aeussern darf und keine Diskussionen duldet, die ihre kontroverse Weltanschauung in Frage stellen.

Ich denke, dass gerade dieser normale Austausch und sachliche Diskussionen fehlen. Es wird gar nicht diskutiert, sondern es geht von abgedroschenen Stammtischparolen direkt auf persoenliche Angriffe ueber. Darauf haben dann viele keine Lust und entsprechend bleiben nur noch die extremen Stimmen und deren "Fakten". Perfektes Chaos fuer alle, die noch mehr Unruhe stiften wollen.
Ich hatte mal einen Artikel geteilt, der dieses Problem aufgefasst hatte und geschildert hat inwiefern sich gar nicht mehr richtig diskutieren liesse und vieles sofort eskaliere. Was passierte? Mir wurde von Bekannten und Familienmitgliedern ans Bein gepisst. Warum ich denn die Scheisse von den Mainstream Medien teilen wuerde. Ich wuerde mich manipulieren lassen. Genau das trat ein, was der Artikel anprangerte. Da musste ich natuerlich erstmal lachen, weil's auch ueberhaupt keinen Grund fuer die Personen gab so zu reagieren. Aber das eben diese extreme Aggressivitaet, die derzeit die Handlungen einiger steuert.
Tja, und das sind dann die Stimmen, die die "Diskussionen" beherrschen, weil man sich dann nicht darauf einlaesst und gar nicht mehr gegensteuern moechte, weil's eh nichts bringt. Die Gefahr ist dann, dass so eben noch mehr extreme Meinungen akzeptiert werden und man selbst abstumpft, waehrend Unruhestifter und Verschwoerungstheoretiker mehr Zustimmung finden.
 

† Mona

Well-Known Member
Greencard
Ich habe eine selbstdenkende Bekannte in den USA, die alles andere als ein Schönwetter-Amerikanerin ist, sie hat sich einen kleinen Wohnwagen gekauft und ist mehr unterwegs als zu Hause und ihr zu Hause, einst ein riesiges Haus hat sie gegen eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung getauscht.
Sie kommt aus San Diego und gehört zur vernünftigen Minderheit. Will damit sagen, es gibt auch in den USA Menschen, die klar denken, aber die sind halt nicht so laut.
Natürlich hast du recht. Es gibt sie. Aber sie sind nicht mehr die Mehrheit und meist auch leise oder leise geworden.
Es ist interessant, dass du schreibst, dass sie viel unterwegs ist. Ich hab unter den Reisenden und den Nomaden auch mehrere dieser Amerikaner gefunden.

Ich finde es auch interessant, dass diese Reisebewegung immer grösser und grösser wird, besonders unter den nicht mehr ganz so jungen Amerikanern.
 
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