Lileighs Einbürgerung

Lileigh

Well-Known Member
Citizen
Heute war mein Naturalization Interview.

Ablauf:

Mitgenommen hatte ich alle Dokumente, die ich bei der application mit angegeben hatte, inklusive Nachweis - Tickets, Buchungsbestaetigung etc. - ueber den Flug nach Deutschland vor genau fuenf Jahren.
Ich war eine halbe Stunde vor dem Termin da und im Schreiben selbst steht, dass man nicht mehr als eine halbe Stunde eher erscheinen solle, da nur begrenzt Platz sei.

Die Treppen hoch, durch die Tuer und dann direkt durch die security (Greencard und appointment letter dort schon griffbereit halten). Dort teilte man mir dann mit, dass ich nochmals im Wartebereich Platz nehmen solle, man wuerde alle mit Termin um 11:30 aufrufen, um sich dann fuers Interview am dafuer vorgesehenen Schalter einchecken zu koennen.
Das war dann auch um viertel nach elf soweit. Ich war die erste und musste mich noch nicht mal anstellen. Der Herr kontrollierte Greencard und appointment letter und dann quatschten wir noch kurz ueber Deutschland.
Er wuenschte mir viel Glueck und schickte mich dann in den 2. Stock, wo ich warten solle bis man meine Nummer aufriefe.
Dort angekommen, sassen noch vier andere dort. Nummer 40 wurde aufgerufen. Ich war Nummer 43. Gut, dachte ich. Dann sind noch zwei vor mir. Ich stellte mich dann auf die entsprechende Wartezeit ein.
Es trat ein weiterer Sachbearbeiter vor die Tuer und rief mich mit meinem Nachnamen auf. Ich war also schon die naechste.

Es ging dann in sein Buero, wo es ohne grosses Tamtam direkt ueber zum Eid ging. Rechtes Haendchen brav hoch, bejaht. Fertig. Kaum Platz genommen, kam auch schon die erste Frage des civics tests, gefolgt von den naechsten fuenf. Zack. Fertig. Dann wurde ich gebeten auf das tablet zu schauen und folgenden Satz zu lesen “The White House is in Washington, D.C.”. Dieser Satz verschwand dann wieder und er las ihn mir vor und ich sollte diesen Satz dann mit ‘nem stylus auf den Bildschirm schreiben. War kein Problem, aber sah schoen scheisse aus, was ich auch mit einem “looks like my 7-year old wrote this” kommentierte.
Danach hat er mich dann mehr oder weniger das gleiche abgefragt, was auch in der application vorkam. Dann noch kurz ueber Ehepartner gequatscht, weil mein Mann vor mir schon mal verheiratet war und dann jede einzelne Ja/Nein Frage am Ende des Antrags nochmals abgefragt bzw. wie ein Maschinengewehr runtergerattert.
Dann musste ich noch meine Unterschrift geben und danach drueckte er mit einen Zettel in die Hand: approved. Ein Congratulations und das war’s auch schon. In maximal 10 Minuten war das Interview durch und entsprechend auch die Blicke der anderen als ich wieder draussen war. Nach den Dokumenten wurde auch nicht gefragt. Danach ging es mit dem Zettel an einen Schalter wegen der oath ceremony.
Nach allem, was ich so bisher hoerte und las, dachte ich, dass ich eventuell in den naechsten drei, vier Wochen dran bin. Noe. Ist am jetzigen Freitag. In ganzen vier Tagen.

Termin war um 11:30, um 11:44 sass ich wieder im Auto. Die Wartezeit war laenger als der eigentliche Termin.

Ab Freitag gehoere ich dann also auch zu den citizens. :usa
 

Lileigh

Well-Known Member
Citizen
Oath Ceremony

Hier bin isch wieda.:usa

Wo fang’ ich an?

Heute war der Tag. Die oath ceremony stand an. Mein Termin war um 10:30 in Durham hier in NC. Um halb neun fuhren wir los. Die zwei juengsten im Schlepptau.
Die Strecke war um diese Uhrzeit frei, so dass wir um kurz nach 10 vor dem USCIS Gebaeude standen.
Auf dem Parkplatz liefen schon einige Menschen umher, die alle genauso aufgeregt schienen wie ich.
Die Schlange derer, die an der oath ceremony heute teilnahmen, war entsprechend lang und wir hatten Glueck, dass wir noch zu denen gehoerten, die frueher aufschlugen, da wir noch im Warmen stehen durften, waehrend die Schlange draussen immer laenger wurde. Und heute war’s natuerlich das allererste Mal in diesem Herbst richtig arschkalt.

Direkt an der Tuer zur security stand eine Dame, die oath notification letter, greencard, und die Ausweise der Angehoerigen kontrollierte.
Waehrend die Angehoerigen dann in den Saal gelotst wurden, mussten wir uns in eine andere Schlange stellen, in der greencard und oath notification letter nochmals detailierter durchgegangen wurden, d.h. die Fragen auf der Rueckseite wurden nochmals besprochen (sprich, es wurde nochmals nachgefragt, ob irgendetwas zwischen Interview und dem heutigen Tage passierte, das festgehalten werden muesse). Dieser Brief mit Fragebogen auf der Rueckseite wurde dann dort einbehalten.
Dann ging man in den Saal - dieser schien nur fuer die oath ceremony gedacht - und musste direkt am Eingang die Greencard abgeben. Von jetzt auf gleich einfach weg.
Angehoerige wurden nach hinten gesetzt und wir kamen nach vorne und wurden in die Sitzreihen gelotst.
Einfach irgendwo vorne Platz nehmen ging nicht, sondern immer brav durchruecken bis die Reihe voll war und dann ging’s in die naechste Reihe. Da hier die certificates nach Abgabe der Greencard geordnet werden, wird penibelst darauf geachtet, dass jeder in der Anordnung sitzt, in der er die greencard abgab. Ich sass ganz am Ende der 4. Reihe.
Um 10:30 kamen immer noch einige an und die Plaetze, die fuer die Angehoerigen gedacht waren, waren alle besetzt. Dies bedeutete nun, dass Angehoerige, die nicht frueh genug da waren, draussen im Warteraum Platz nehmen mussten. Diese durften waehrend des oaths und der Vergabe der certificates aber kurz in den Saal kommen, um Fotos und Videos machen zu duerfen. Danach mussten sie den Saal wieder verlassen.

Bevor es um ca. viertel vor 11 losging, hatte sich eine Dame kurz vorgestellt, die dort supervisor ist. Sie erklaerte den Inhalt des Umschlags, der auf jedem Platz zusammen mit einem Faehnchen und dem kleinen Programmheft lag. Darin war unter anderem der Antrag fuer den Reisepass. Bevor jemand ueberhaupt die Frage stellen konnte, sagte sie zur gesamten Gruppe “Repeat after me: “We...Do Not...Process...Passport Applications.” Das lockerte die Stimmung, weil natuerlich der halbe Saal lachen musste. Dann wurden alle gebeten doch bitte einmal das Faehnchen hochzuhalten und es hin- und her zu wedeln. Da wurden wir alle gelobt “You’re doing a fantastic job, and now that I saw all of you waving your flags I know you all got one. So none of you can walk up to me saying you didn’t get a flag.” Generell wurde alles etwas lockerer gehalten und auch das Vorgehen und die Regeln fuer die Angehoerigen mit Humor erklaert.
(Auch voter registration war hier nicht moeglich, jedenfalls heute nicht. Dafuer gab's ein extra Blatt mit Infos, wie und wo man sich registrieren kann.)

Die Tueren wurden geschlossen und man wurde gebeten fuer die national anthem aufzustehen.
An der Wand hinter dem Podium befand sich eine Leinwand, auf der der Text eingeblendet wurde. Genauso auch der Text fuer den Oath of Allegiance und den Pledge of Allegiance. Auch sind die letzten beiden im Programmheft zu finden, so dass man keine Probleme hat das ganze zu wiederholen.
Es wurde dann eine kurze Ansprache gehalten und danach gefragt, ob active duty oder veterans anwesend seien. Genau einer war anwesend und das war mein Mann, der auch noch direkt in der Mitte aller Angehoerigen sass und sich ganz allein vom Platz erheben musste. Er ist es zwar gewohnt, weil es bei diversen Veranstaltungen immer wieder mal vorkommt, aber er mag’s nicht so im Mittelpunkt zu stehen. Dass er der einzige war, merkte er erst daran als der Herr am Podium sagte “Thank you for your service, sir.”

Danach wurde dann ein kurzes Video ueber Einwanderer gezeigt und dann die 34 Laender vorgelesen, aus denen die 59 Einwanderer kamen. Man musste aufstehen und stehen bleiben bis die gesamte Gruppe stand. Ich war die einzige Deutsche und Deutschland wurde an 5. Stelle aufgerufen. Aus Australien, den Niederlande, der UK, dem Irak, Syrien, Kongo, Haiti, Moldavien, Bangladesh, Kanada, und Vietnam waren es auch nur jeweils eine Person. Wir hatten viele Inder, Mexikaner, Japaner, Chinesen, und noch so einige andere viele Laender, die ich nicht mehr alle zusammen bekomme. Aber es war, bis auf Antarktika, jeder Kontinent mit etlichen Nationen vertreten.
Es wurde dann geschaut, dass auch jeder stand und dann ging es auch schon an den Oath of Allegiance. Die Freunde und Familie, die draussen warteten, wurden hineingebeten und jeder der Fotos machen wollte, wurde gebeten sich im Saal irgendwo an der Wand entlang einen Platz zu suchen. Man konnte bis vor an die erste Reihe und jeder hatte genug Platz.
Alle wiederholten die Worte, die vorgetragen wurde. Gut, an einer Stelle klang es wie Genuschel einer besoffenen Truppe, aber wenn 59 Menschen in einer Fremdsprache einen langen Satz vorlesen oder nachsprechen sollen, klingt’s eben an manchen Stellen entsprechend.
Aber das war’s dann auch schon. Komisches Gefuehl.

Dann wurden alle wieder an die Plaetze gebeten, um dann wieder zum Stehen aufgefordert zu werden, um die Pledge of Allegiance aufzusagen.
Dann wieder hinsetzen und die Glueckwunschrede des Praesidenten auf der Videoleinwand entgegennehmen.
Als naechstes kam dann wieder ein Video, das mit dem Lied “God Bless the USA” unterlegt war und dann wurden die certificates ausgeteilt. Dazu musste sich jede Reihe einzeln erheben und dann nach links ablaufen, certificate entgegennehmen, dann im Gang vor den Angehoerigen vorbei, dann wieder nach links und zurueck in die Reihe zum Sitzplatz. Insgesamt waren es fast fuenf vollstaendige Reihen, aber es ging doch recht fix.
Dann ging man gemeinsam das certificate durch, um eventuelle Fehler melden zu koennen. Es gab keine Beanstandungen. Tja, und dann wurde nochmals gratuliert und das war’s dann auch schon. Wir konnten noch eine weitere viertel Stunde im Saal verweilen, denn nur dort durften Fotos gemacht werden; ausserhalb des Saals ist dies untersagt.

Um viertel vor 12 sassen wir dann auch schon wieder im Auto. Wir machten dann noch einen Zwischenstop um Mittag zu essen und seit halb drei sind wir wieder zuhause.

Seit 11 Jahren bin ich nun hier und hatte das ganze naturalization Prozedere immer wieder vor mir hergeschoben. Selbst kurz vorm Abschicken gruebelte ich nochmals.
Von Antrag abschicken bis zur heutigen Einschwoerung vergingen gerade mal knappe 10 Wochen. Also wirklich sehr schnell.
Aber jetzt ist das auch erledigt. Mal schauen, wann ich das erste mal nach meiner greencard suchen werde. Diese steckte naemlich bisher immer hinter meiner ID.

Vielen Dank an die, die vor allem die Fragen fuers BBG beantworteten und auch so ihre Erfahrungen bzgl. naturalization hier im Forum mitteilten.
 

Ezri

Adminchen
Administrator
Schön geschrieben. Nochmals Glückwunsch :blumen :usa
In der Schweiz bekommt man irgendwann einfach ein behördliches Schreiben, dass dem Antrag stattgegeben wurde und mit dem man dann seinen Reisepass und ID beantragen kann. Da gibt es keine Einschwörung oder irgendeine Feierlichkeit :)
 
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